Überflieger: Hannovers Stindl glänzt zur rechten Zeit
Hannover (dpa) - Als er mit seiner Leistung alle überragt hatte, bat sein Trainer ihn zum persönlichen Gespräch. Es ging um sein Tor beim 2:1-Sieg über den Hamburger SV. Außerdem über seine Rolle als unermüdliche Offensivkraft seiner Mannschaft.
„Da habe ich ihm erstmal gesagt: 'So Lars, das ist jetzt die Messlatte für dich'“, erklärte Hannovers Coach Tayfun Korkut. „Da hat er mich mit großen Augen angeschaut.“
Das war vor etwa zwei Wochen. Lars Stindl hatte gegen den HSV so gut Fußball gespielt wie noch nie zuvor in dieser Bundesliga-Spielzeit - und damit nicht nur bei seinem Trainer große Erwartungen geschürt. „Natürlich gilt für ihn, diese Leistung auch zu bestätigen. Das ist nicht immer einfach“, sagte Korkut. Doch sein Kapitän ließ sich von den neuen Anforderungen nicht unter Druck setzen. Eine Woche später spielte er erneut stark und ließ beim 3:2-Sieg in Frankfurt ein weiteres Tor folgen.
„Lars hat sich richtig gut entwickelt. Nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch außerhalb. Er wirkt sehr, sehr selbstbewusst“, betonte sein Coach. Korkut selbst hat maßgeblichen Anteil an Stindls überzeugenden Auftritten in den vergangenen Wochen. Der Deutsch-Türke veränderte die Taktik seiner Mannschaft und beorderte den 25-Jährigen ins offensive Mittelfeld hinter die einzige Spitze Didier Ya Konan.
„Vor dem HSV-Spiel hat mich meine Freundin angerufen, und ich habe gesagt, dass ich vorne spiele. Da fragt sie: 'Wie? Vorne? Stürmer?'“, erzählte der Kapitän. „Der Plan ist, mit mir das Zentrum stark zu machen.“ Noch nie zuvor hatte Stindl als hängende Spitze gespielt, doch der Plan ging auf. In einer zuletzt selbstbewusst auftretenden 96-Mannschaft war der gebürtige Pfälzer die überragende Figur.
Seit vier Jahren ist der ehemaliger Karlsruher mittlerweile in Hannover. Schon immer zählte er in dieser Zeit zu den Leistungsträgern der Niedersachsen. Seine Auftritte waren konstant gut. Wie groß sein Potenzial ist, deutete er aber nur selten an. Was vielleicht auch seiner Flexibilität geschuldet ist. Stindl kam in Hannover auf fast allen Mittelfeldpositionen zum Einsatz, sogar in der Innenverteidigung hat er bereits Erfahrung gesammelt.
Als hängende Spitze scheint er nun auf seiner Lieblingsposition angekommen zu sein. Das dürfte nicht nur den Verantwortlichen in Hannover aufgefallen sein. Noch bis Ende April kann der Kapitän für unter fünf Millionen Euro aus seinem bis 2016 laufenden Vertrag gekauft werden. Anschließend verliert die Ausstiegsklausel ihre Gültigkeit. „Es gibt keine Anfragen“, versicherte zwar Sportdirektor Dirk Dufner. Doch das kann sich noch ändern. Vor allem wenn er die von seinem Trainer festgelegte „Messlatte“ weiterhin erreicht.