Nur noch Frust und Drohungen

Manager Heldt zeigt die Alternative zur Europa League auf: eine Tingeltour über die Dörfer.

Gelsenkirchen. Es verriet viel von der Grundhaltung von Roberto Di Matteo, als er begründen sollte, weshalb er Kevin-Prince Boateng noch nicht in den letzten Minuten eingewechselt hatte, um vielleicht doch noch den Siegtreffer zu erzwingen. „Wir hatten genug Offensivspieler auf dem Feld. Ich wollte dieses Spiel auch nicht verlieren“, sagte der Trainer des FC Schalke 04 nach dem erschreckend schwachen Auftritt gegen den SC Freiburg. Sicherheit geht vor für den Trainer - selbst bei einem vermeintlichen Endspiel. Sein persönliches Ziel erreichte der Trainer zwar, das 0:0 begrub aber auch die Hoffnungen der größten Optimisten, doch noch mit einem Schlussspurt die Champions League zu erreichen.

Zehn Punkte beträgt der Rückstand auf Bayer 04 Leverkusen. „Das Ziel, unter die ersten vier zu kommen, ist unrealistisch“, räumte Di Matteo zerknirscht ein. Dass der Coach mit seiner Mannschaft nicht als Verlierer nach Ergfebnis endete, hatte er allein Freiburgs Julian Schuster zu verdanken, der einen Elfmeter (58.) über das Schalker Tor drosch. Die eigentliche Schlussfolgerung des Spieltags ist allerdings: Der intensive Defensivfußball, den Di Matteo dem Team vom ersten Tag seines Wirkens verordnete, ist spätestens nach diesem Spiel ad absurdum geführt. Das Spiel gegen Freiburg war der Tiefpunkt einer äußerst schwachen Saison, die für die Schalker von viele Verletzungen, falschen Taktiken, mangelnden Lösungsansätzen, aber auch fehlender Einsatzbereitschaft vieler Spieler geprägt war.

Auch den Freiburgern gelang es ohne große Mühe, die Schalker weitgehend vom eigenen Tor fernzuhalten. Chancen waren wieder einmal Mangelware, das Angriffsspiel der Schalker ist mittlerweile verkümmert. Klaas-Jan Huntelaar ist über 1000 Minuten ohne Torerfolg, bei Eric Maxim Choupo-Moting sind es 900 Minuten. Und auch die übrigen Spieler springen für ihre unglücklichen Angreifer nicht in die Bresche oder bereiten verwertbare Flanken vor. Nach drei finanziell fetten Jahren mit der Teilnahme an der Königsklasse bleibt nun noch maximal die wesentlich unattraktivere Europa League übrig. „In unserer derzeitigen Form ist die Europa League überhaupt nicht gesichert“, sagte Manager Horst Heldt. Sollte auch die ohne Schalke stattfinden. drohte Heldt den hoch bezahlten Fußball-Knappen an, in der nächsten Saison zum Geldverdienen über die Dörfer zu tingeln.

Das Zutrauen der Verantwortlichen in ihre Mannschaft hat tiefe Risse bekommen. Eindeutig ist allerdings, dass die Mannschaft in der kommenden Spielzeit ein neues Gesicht bekommen wird. „Horst Heldt hat den Auftrag, einen Umbruch zu machen“, sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der trotz des verfehlten Saisonziels Einsparungen beim rund 90 Millionen-Euro-Etat für die Profis ausschloss. Die Liste der Spieler, die in dieser Saison enttäuschten, über Kevin-Prince Boateng, Sidney Sam, Jan Kirchhoff und etliche mehr, ist jedenfalls ungewöhnlich lang.