1, FC Köln Overath und sein FC: Ende der Eiszeit

Der einstige FC-Star und Präsident nähert sich seinem nun florierenden Verein wieder an — nach jahrelangem Streit und Schweigen.

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Köln. „Das Ganze, was noch meinem Rücktritt als Präsident abgegangen ist, hat mich tief verletzt und enttäuscht. Ich habe Zeit gebraucht, um zum Verein wieder zurückzufinden.“ Sagt Wolfgang Overath, Kölner Fußballlegende, Dienstag bei der Vorstellung des Buchs: Der Spielmacher. Gemeint ist: Wolfgang Overath.

Viele Jahre Eiszeit herrschten zwischen dem Club und seinem einst strahlenden Fußballstar. Bis 2011 war Overath Präsident des FC, danach zerfiel die Zuneigung. Was blieb, waren Aufräumarbeiten auf der einen und beleidigter Rückzug auf der anderen Seite. Bis zur Gegenwart. Denn dass sich an dem schlechten Verhältnis inzwischen etwas verändert hat, war Dienstagmittag bei der Präsentation von Overaths Biografie im Brauhaus Gaffel am Dom deutlich spürbar. Nicht nur alte Weggefährden und Freunde wie Toni Schumacher, Karl-Heinz Thielen, Stephan Engels und Wolfgang Weber war vor Ort, auch die aktuelle Führungsriege des Fußball-Erstligisten war mit den Geschäftsführern Alexander Wehrle und Jörg Schmadtke gekommen.

Overath weiß das inzwischen wieder zu schätzen. „Jetzt geht es auf das Ziel zu. Toni bemüht sich um mich wie verrückt. Wir werden uns jetzt zusammensetzen. Einiges muss noch geklärt werden. Es gab eine Außendarstellung über Dinge, die ich anders sehe und die vom Verein auch anders dargestellt wurden. Darüber möchte ich gerne mit Herrn Spinner noch reden“, sagte Overath Dienstag über den amtierenden Präsidenten Werner Spinner. „Dann sollte alles wieder zur Normalität übergehen.“

Freilich will er es dem Club aber nicht zu leicht machen. Overath kann zäh sein, manche halten ihn auch für eine Diva. Ihm ist es wichtig zu betonen, dass der Umschwung zum Besseren für den FC schon während seiner Präsidentschaft begonnen habe: „Wir haben natürlich als Vorstand auch Fehler gemacht, aber es gab auch positive Entwicklungen. Zum Beispiel war das Stadion früher in der Saison nur bei maximal drei Spielen ausverkauft. Bei uns war das dann permanent der Fall. Und die Mitgliederzahl haben wir von 12 000 und 55 000 gesteigert.“

Die Initiative, ihm wieder die Türen zu seinem Verein zu öffnen, sei schon sehr früh vom aktuellen Präsidenten Werner Spinner ausgegangen. „Er hat sofort versucht, mich wieder zum Verein und ins Stadion zu holen“, erinnert sich Overath. Torwartlegende und FC-Vizepräsident Toni Schumacher sieht die Zeit zur Versöhnung gekommen: „Ich habe das damals angeschubst, und es sieht derzeit auch gut aus. Der Präsident hat jüngst in einem Interview entsprechende Zeichen gesetzt. Und der FC hat sich die Vereinigung auf die Fahnen geschrieben.“

Overath blickt noch sehr interessiert auf das aktuelle sportliche Geschehen: „Ich beobachte das Ganze aus der Ferne. Aber das, was gerade passiert, ist sehr positiv. Alexander Wehrle hat einen sehr guten Job gemacht. Und Jörg Schmadtke hat mit Spielern wie Modeste Mut bewiesen, den ich so nicht gehabt hätte. Bei seiner Zeit in Hoffenheim hat er mich nicht überzeugt. Und jetzt ist er ein starker Spieler in Köln mit 15 Toren für den FC.“

Auch für Trainer Peter Stöger gibt es viel Lob vom Weltmeister von 1974: „Unter Stöger ist das Team vorangekommen. Er hatte keine überragenden Spieler zur Verfügung, aber er hat eine Mannschaft zusammengestellt, die sich permanent steigert. Man kann deutlich seine Handschrift erkennen.“ Dass der FC am vergangenen Freitag sogar für kurze Zeit die Spitzenposition in der Tabellen einnehmen konnte, will Overath nicht überbewerten: „Natürlich freut mich das, aber damit steigen direkt auch die Verpflichtungen für das Team. Wir werden uns von Jahr zu Jahr weiter steigern. Bis wir wieder wie zu meiner Zeit als Spieler wieder ganz vorne sind, wird noch ein schweres Stück Arbeit vor uns liegen. Da darf man nicht immer zuviel verlangen.“

Auf die Frage, ob er heute noch mal als junger Spieler im Stadion stehen möchte, gibt es eine klare Antwort: „Wenn ich 50 Jahre jünger wäre, würde ich sofort wieder im Stadion auflaufen. Früher haben wir in Köln auf der Hauptkampfbahn gespielt, die Zuschauer waren weit weg, da haben die hinteren Reihen kaum etwas gesehen. Da ist heute alles schon ganz anders geworden. Ich würde gerne in einem modernen Stadion spielen, aber leider bin ich zu alt“, sagt Overath, der heute in Troisdorf lebt und der in der Immobilienbranche als Unternehmer tätig ist.

Kraft auch in schweren Zeiten wie nach seinem Rücktritt tankt der dreifache Vater bei seiner Familie, wo bald schon die Goldene Hochzeit ansteht. Kraft gibt ihm auch sein Glaube, für den er immer offen eingetreten ist: „Damals wurde man komisch angeguckt, wenn man sich vor dem Spiel bekreuzigt hat, heute ist das ganz normal. Das finde ich sehr gut.“