Bundesliga Pfiffe, Transparente, und Kritik: Jeder gegen jeden in Dortmund

Der BVB gibt nach dem 2:2 gegen Freiburg ein zerstrittenes Bild ab. Und Trainer Stöger wirkt schon angeschlagener als zuletzt in Köln.

Foto: Witters, dpa

Dortmund. Selbst der späte Ausgleichstreffer von Jeremy Toljan (90+4) versöhnte die Fans nicht. Nach dem 2:2 (1:1) von Borussia Dortmund gegen den SC Freiburg stimmten die Fans mit einem Pfeifkonzert über die Leistung des Gastgebers ab. Es war lang, schrill und durchdringend. Nichts ist beim BVB mehr so wie es einmal war. Es kracht an allen Ecken und Enden, jeder ätzt gegen jeden. In Dortmund zerfleischt man sich gegenseitig.

Stürmerstar Pierre-Emerick Aubameyang (r.) wurde von den Fans ausgepfiffen — allerdings nicht allzu oft, denn der Gabuner war ja nur 20 Mal am Ball.

Foto: Guido Kirchner

Kaum war das Spiel beendet, schoss Roman Bürki gegen einige Anhänger. Im Sky-Interview echauffierte sich der BVB-Torhüter: „Die Ost- und Westtribüne, da kommen die Leute ins Stadion, um ihre eigene Mannschaft auszupfeifen. Dann sollen sie lieber zu Hause bleiben.“ Auch wenn der Schweizer Nationaltorhüter später auf Instagram zurückruderte („Wenn wir schlecht spielen, dann darf man uns dafür auch kritisieren“) — einen Gefallen hat Bürki sich und dem Verein damit nicht getan. Fans vergessen nicht so schnell.

Kaum hatte der Schlussmann sich vor den Fernsehkameras in Rage geredet, folgte auch schon der verbale Konter von Michael Zorc. Borussias Sportdirektor keilte in Richtung Bürki aus: „Ich empfehle den Spielern, die 90 Minuten noch einmal am Stück anzusehen. Da müssen sie aufpassen, dass sie nicht selbst pfeifen.“ Das hatte gesessen.

Die Plakate auf der Südtribüne waren eindeutig und richteten sich gegen die BVB-Chefs. „Abgesägt und trotzdem loyal. Danke, Neven“, war dort zu lesen. Ein Pro für Neven Subotic, der den Verein gerade erst fluchtartig nach Frankreich verlassen hat, weil man bei Schwarz-Gelb glaubt, ihn nicht mehr zu brauchen. Ein Contra für die Vereinsführung. Klarer geht es nicht.

Der Auftritt des wechselwilligen Pierre-Emerick Aubameyang war mit Spannung erwartet worden. Schon beim Aufwärmen gab es Pfiffe für den Gabuner. Das setzte sich fort. Bei jedem Ballkontakt ging man auf den Tribünen mit Unmutsbekundungen nicht sparsam um. Der Stürmer tat allerdings auch nicht viel, um Taten für sich sprechen zu lassen. Ein Kopfball aufs Netz in der 32. Minute, ein Ballgewinn per Grätsche in der 48. Minute — mehr „Arbeitsnachweise“ hatte er nicht im Portfolio. In der gesamten Partie verzeichnete „Auba“ gerade einmal 20 Ballkontakte. Minusrekord.

Auch Peter Stöger, der in diesen ungemütlichen Zeiten beim BVB noch angeschlagener wirkt als zuletzt in Köln, mochte seine schützende Hand nicht mehr über Aubameyang halten: „Er hat sicher schon bessere Tage gehabt.“ Um dann anzuschließen: „Wir haben es aber auch nicht geschafft, ihn ins Spiel zu bringen.“

Lediglich in der Anfangsphase war etwas Leben im Dortmunder Spiel. Früher Lohn: Shinji Kagawas 1:0 per Seitfallzieher in der neunten Minute. Als Nils Petersen in der 21. Minute für die Breisgauer ausglich, ging jegliches Selbstvertrauen flöten. Fortan fehlte dem Dortmunder Spiel alles. Man flüchtete sich in Sicherheitspässe, bewegte sich zu wenig, ging nicht in die Tiefe und präsentierte sich erschreckend harmlos. Rückpässe, Alibifußball — das war statisch und ohne jeglichen Esprit.

Den bewies dann auf der Gegenseite Nils Petersen (Foto l., dpa). Der Kapitän nutzte einen üblen Ballverlust von Nuri Sahin mit einem Geniestreich aus und beförderte das Leder aus gut 40 Metern über den zu weit vor seinem Kasten stehenden Roman Bürki ins Dortmunder Gehäuse (68.). Die Bogenlampe hatte Tor-des-Jahres-Qualität. Für Petersen der achte Treffer in den letzten sechs Spielen.

Dass Toljan aus dem Gewühl heraus in der Nachspielzeit noch der Dortmunder Ausgleich gelang, bedauerte Freiburgs Trainer Christian Streich aus tiefstem Herzen: „Das ist schade für uns, sehr schade. Meine Jungs sind bereit, sich aufzuopfern.“ Was man vom BVB gerade nicht sagen kann. Ausgerechnet vor Stögers Rückkehr an seine langjährige Wirkungsstätte Köln am kommenden Freitag.