Pfiffe und Patzer: Neuer und Bayern noch nicht top

Mainz (dpa) - Für die Bayern gibt es bis zum Bundesligastart noch einiges zu tun. Trotz der Halbfinal-Pleite beim Liga total! Cup bleibt Trainer Jupp Heynckes aber gelassen. Am Ende gab es mit Rang drei wenigstens den Trostpreis.

Erst gab es für Manuel Neuer unerfreuliche Pfiffe, dann leistete sich der Nationaltorwart einen seltenen Patzer und am Ende stand eine unerwartete Pleite. Der Griff nach dem ersten Titel mit dem FC Bayern München ging für Deutschlands Nummer 1 ins Leere. Immerhin konnten sich Neuer und die Bayern nach einem 5:4 im Elfmeterschießen gegen den FSV Mainz 05 mit Rang drei beim Liga total! Cup trösten.

Der Ärger über seine Leistung und das verpasste Finale beim ersten Härtetest hielt sich bei Neuer daher in Grenzen, und auch die Anfeindungen am Rande versuchte der Schlussmann nicht so schwer zu nehmen. „Ich gehe locker damit um und habe das nicht so wahrgenommen. Man muss auch bedenken, dass Fans von Borussia Dortmund da waren“, kommentierte Neuer die Pfiffe beim 1:2 im Halbfinale gegen den Hamburger SV, die jedoch auch gegen Mainz nicht verstummten.

Ganz kalt lassen ihn die anhaltenden Anfeindungen - auch aus dem Lager der Bayern-Ultras - offenbar aber nicht. Zumindest leitete ausgerechnet der für über 20 Millionen Euro von Pokalsieger Schalke 04 an die Isar gewechselte Neuer die Niederlage gegen den HSV mit einem Fehler vor dem 0:1 ein. „Da stehe ich falsch. Ansonsten pflücke ich den Ball sicher runter“, redete der Keeper Klartext.

Sein souveräner Umgang mit der ungewohnten Situation des Buhmanns in den deutschen Fußball-Stadien bringt ihm zumindest beim neutralen Publikum und in der eigenen Mannschaft große Anerkennung. „Manuel ist eine Spielerpersönlichkeit. Wie er sich insgesamt bei dem Transfer verhalten hat und dann auch mit den Misstönen umging, war vorbildlich und außergewöhnlich gut für einen jungen Menschen. Er steckt das sehr gut weg; ist sehr ruhig, gelassen und moderat in seinen Äußerungen“, lobte Bayern-Coach Jupp Heynckes den 25-Jährigen.

Auswahl-Kollege Bastian Schweinsteiger muss über die Pfiffe gegen Neuer „mittlerweile schmunzeln. Das ist nur noch peinlich und wird sich hoffentlich bald legen. Er ist der weltbeste Torhüter“, sagte Schweinsteiger. In der vergangenen Woche hatten Ultra-Fans sogar Benimmregeln für Neuer aufgestellt, die dieser laut „Spiegel Online“ akzeptiert hat. Demnach wird der Nationaltorhüter unter anderem nicht das Bayern-Wappen auf seinem Trikot küssen und keine Schlachtgesänge mit den Hardcore-Fans des Rekordmeisters anstimmen.

In Mainz präsentierten sich auch Neuers Vorderleute nicht in Top-Form, auch wenn der dritte Platz zumindest ein wenig für die Pleite gegen den HSV entschädigte. Heynckes ließ bei der Analyse daher Milde walten - zumindest öffentlich. „Ich habe in den vergangenen zweieinhalb Wochen mit der Mannschaft sehr hart und intensiv gearbeitet. Bei einigen Spielern fehlte die Frische“, sagte der Bayern-Trainer.

Einige Unzulänglichkeiten waren dem routinierten Fußball-Lehrer jedoch nicht entgangen. „Wir wissen um unsere Fehler. Vor allem die einfachen Ballverluste gilt es abzustellen. Wenn alle voll im Saft sind, wird der FC Bayern solche Fehler nicht begehen. Das Spiel hat aber auch gezeigt, dass wir um jeden Sieg hart kämpfen müssen. Das weiß ich, und meine Spieler werden das auch wissen“, sagte Heynckes.

Durch den Patzer der Bayern war das erhoffte Giganten-Duell mit Borussia Dortmund geplatzt. Die Jagd auf den Meister haben sich die Münchner für die kommende Saison groß auf ihre Fahnen geschrieben. „Natürlich wollen wir deutscher Meister werden“, bekräftigte Heynckes. In der absoluten Favoritenrolle sieht er sein für 44 Millionen Euro verstärktes Star-Ensemble jedoch nicht. „Dortmund ist Meister - und der Meister geht meistens als Favorit in die neue Saison.“