Podolski-Spekulationen: Berater gibt nichts preis
Köln (dpa) - Lukas Podolski sagt gar nichts, sein Berater Kon Schramm wirkt dezent genervt. Viele SMS-Anfragen und zahlreiche telefonische Versuche von Medienvertretern, ihn zu einer Aussage über den künftigen Arbeitgeber des Nationalspielers zu bewegen, brachten Schramm fast ein wenig in Rage.
Die Reaktion auf die Gerüchte um einen Wechsel zum FC Arsenal war eindeutig: „Ich gebe grundsätzlich keine Kommentare zu Spekulationen über die weitere sportliche Zukunft von Lukas Podolski ab.“ Stattdessen verwies Schramm erneut auf den Zeitplan, den er, Podolski und Bundesligist 1. FC Köln Anfang Januar vereinbart hatten. Der Verein erklärte, sich an Spekulationen nicht beteiligen und diese auch nicht kommentieren zu wollen.
FC-Chefcoach Stale Solbakken äußerte sich nach dem Training zurückhaltend. Er wisse etwas mehr als die Medien, sagte der Norweger. „Lukas weiß viel“, fügte Solbakken an. Für den Norweger ist es wichtig, dass Podolski „alles unter Kontrolle hat und sich auf die kommenden Spiele konzentrieren kann“. Momentan sei Podolski Spieler in Köln. „Und wir wissen, dass er es bis zum Ende der Saison sein wird.“ Danach müsse man sehen, was passiere. Podolski äußerte sich am Mittwoch nicht.
Erst „im Sommer“ wird laut Schramm erläutert, ob Podolski seinen bis 2013 laufenden Vertrag mit dem FC erfüllt, ihn angesichts eines offerierten Jahressalärs von kolportierten fünf Millionen Euro sogar verlängert oder zum FC Arsenal geht. Mit den Londonern sei sich Podolski bereits einig, berichtete „Bild“. Köln müsse sich mit Arsenal, wo Podolskis Nationalmannschaftskollege Per Mertesacker spielt, nur noch über die Ablösesumme verständigen.
Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff sieht einen möglichen Wechsel zum FC Arsenal positiv. „Für Poldi wäre es eine gute Adresse, denn Arséne Wenger ist ein hervorragender Trainer, der Lukas weiterentwickeln könnte“, sagte Bierhoff dem Kölner „Express“ vor dem Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalelf gegen Frankreich. „Das Herz von Lukas hängt an Köln, aber er ist jetzt in einem Alter, in dem er sich Gedanken über seine Zukunft machen muss. Wenn es tatsächlich Arsenal wird, würde das gut passen“, befand Bierhoff.
In englischen Medien wird schon seit Wochen über ein angebliches Interesse Arsenals an dem Dortmunder Mario Götze und Podolski spekuliert. Podolski soll schon im Januar als möglicher Winter-Zugang bei den Nord-Londonern im Gespräch gewesen sein. Laut „Daily Telegraph“ dürfte er nach Saisonende für 16 Millionen Pfund (19 Millionen Euro) zu haben sein. Die „Daily Mail“ berichtete, Köln fordere rund 15 Millionen Pfund (17,8 Millionen Euro) und habe ein Arsenal-Angebot über acht Millionen Pfund (9,5 Millionen Euro) ausgeschlagen.
Vieles spricht dafür, dass trotz aller Verlockungen jetzt noch keine Entscheidung fallen wird. Sicher: Mit der sportlichen Situation der erneut gegen den Abstieg spielenden Kölner und der Entwicklung am Geißbockheim ist der Profi nicht zufrieden und hat dies mehrfach bekundet. Andererseits gibt es keinen Grund, eine Eilentscheidung zu fällen.
Der auf 20 Millionen Euro geschätzte Marktwert Podolskis würde noch steigen, wenn der 26-Jährige bei der EM ein Top-Turnier liefert oder sogar Europameister wird. In diesem Fall könnte der 1. FC Köln um eine noch höhere Ablösesumme feilschen, der Spieler könnte seine Gehaltsvorstellungen bei einem neuen Arbeitgeber auf sein Wunschniveau bringen.
Bei Arsenal scheint es möglich. Durch die Verkäufe von Samir Nasri (Manchester City) und Cesc Fabregas (FC Barcelona) nahm der Mertesacker-Verein laut BBC 41,6 Millionen Pfund (49,2 Millionen Euro) ein. Nach den am Montag veröffentlichten Zahlen für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2011/2012 (30. November) machte der Verein einen Gewinn von 49,5 Millionen Pfund (58,6 Millionen Euro).
Für einen Podolski-Transfer spricht, dass Arsenal-Coach Arsène Wenger für seine verhaltene Transferpolitik zuletzt unter starker Medienkritik stand. Zudem ist Arsenal im Sturm nicht optimal besetzt: Kapitän Robin van Persie ist quasi Alleinunterhalter (23 Tore). Van Persie soll Gerüchten zufolge in Barcelona und bei Real Madrid im Gespräch sein.
Der „Daily Telegraph“ berief sich auf den „Bild“-Beitrag, schrieb aber, es sei unwahrscheinlich, dass eine Einigung mit Köln und Podolski/Schramm vor dem Saisonende erfolgt. Podolskis flexible Einsetzbarkeit bringe Arsenal „frische Optionen“ und „entscheidende Unterstützung für Robin van Persie“, schrieb die Zeitung.