1:2 gegen Leverkusen Proteste in Wolfsburg: Ärger über „Scheiß-Millionäre“
Wolfsburg (dpa) - Nicht der Trainer auf Probe, sondern die Profis sind für die Fans des VfL Wolfsburg schuld an der Krise. „Scheiß-Millionäre“, skandierten die aufgebrachten Anhänger nach dem 1:2 (1:0) des niedersächsischen Fußball-Bundesligisten gegen Bayer Leverkusen.
Und sie machten nach dem achten Spiel ohne Sieg ihrem Ärger mit einer in Wolfsburg bisher unbekannten Art Luft. Mehrere hundert Fans blockierten nach der zweiten Niederlage unter Interimscoach Valérien Ismaël die Ausfahrt der Spieler. Sie riefen hämisch. „Und ihr wollt in die Champions-League?“ Und sie stellten die Profis zur Rede. Erst nach einer Ansprache von Kapitän Diego Benaglio und einer mehr als zehnminütigen Diskussion konnten die Spieler nach Hause fahren.
Später fuhr auch Ismaël heim, dessen Zeit als Cheftrainer des VfL bald ablaufen dürfte. Während der in Wolfsburg noch gesperrte Bayer-Coach Roger Schmidt durchatmen darf, steht Ismaëls Karriere als Trainer der Profis vor dem schnellen Ende. Es ist nicht einmal sicher, dass er am kommenden Samstag in Freiburg erneut auf der Bank sitzt. Auch wenn er selber davon überzeugt ist.
Der Interimscoach zeigte sich trotz der ernüchternden Niederlage optimistisch und antwortete auf die Frage, ob er auch beim nächsten Spiel Trainer sei: „Ja!“ Ohne Details zu nennen, sagte Ismaël: „Es gibt eine klare Absprache mit Klaus Allofs.“
Bei Allofs hörte sich das nicht so eindeutig an, nachdem die Leverkusener durch Admir Mehmedi (79.) und Tin Jedvaj (83.) die Führung von Maximilian Arnold (37.) gedreht hatten. „Das denke ich schon“, sagte Allofs zur Frage, ob Ismaël in Freiburg noch Trainer der VfL-Profis ist. Und schob nach: „Stand heute - die Wahrscheinlichkeit ist hoch.“
Möglich ist aber auch, dass die Probezeit des Nachfolgers von Dieter Hecking schon viel früher endet. Auch Allofs steht angesichts des sportlichen Desasters, des bisher wirkungslosen Trainerwechsels und des Relegationsplatzes unter Druck.
Es klang wenig überzeugend, als Allofs über Ismaël sagte: „Wir denken, dass es eine gute Lösung ist“. Denn der Sportchef des VfL fügte sofort an: „Wir wollen trotzdem sehen, welche Alternativen es gibt. Sollte es erfolgversprechende Lösungen geben, wäre fahrlässig, wenn wir das nicht machen würden.“ Ismaël bleibt also nur ein Trainer auf Abruf.
Ob ein anderer Übungsleiter viel mehr aus dem zusammengewürfelten Haufen herausholt, erscheint indes fraglich. Trotz zahlreicher Verletzte brachte der VfL eine namhafte und gut bezahlte Truppe auf den Platz, doch die präsentierte sich wieder nicht als Mannschaft und brach in der zweiten Halbzeit auseinander.
Gegen die heftige Schmähkritik der Fans nahm Allofs die größtenteils von ihm geholten Profis in Schutz. „Unsere Spieler sind keine Scheiß-Millionäre, dafür stehe ich ein“, sagte der Sportchef des VfL. „Sie machen viele Dinge falsch, aber das lasse ich nicht zu, dass sie so tituliert werden.“
Für die ungewohnt deutlichen Schmähungen hatte Allofs dennoch Verständnis. Der Manager sagte: „Dass der Fan ein Recht hat, seinen Protest kund zu tun, das ist klar.“ Von der Blockade wusste er da allerdings noch nichts.