Leverkusen gegen Köln Reggae-Boy Bailey sorgt für Kölner Blues

Leverkusen. 45 Minuten lang hatte es so ausgesehen, als wenn der 1. FC Köln seinem Erfolgserlebnis im DFB-Pokal auch den Befreiungsschlag in der Bundesliga würde folgen lassen können.

Leverkusens Leon Bailey (l) und Charles Mariano Aranguiz (r) kämpfen mit Kölns Yuya Osako um den Ball.

Foto: Marius Becker

Nach dem Abpfiff eines spannenden und besonders in der zweiten Hälfte turbulenten Derbys bei Bayer Leverkusen aber schlichen die Mannen von Trainer Peter Stöger einmal mehr als Verlierer vom Rasen. Was folgte waren Trotzreaktionen sowie Durchhalteparolen. "Wir machen gnadenlos weiter. Irgendwann werden wir dafür schon belohnt", sagte Kapitän Matthias Lehmann nach dem 1:2 (1:0) und Verteidiger Dominique Heintz meinte: "Wir geben niemals auf, niemals."

Dies kann der charakterlich über jeden Zweifel erhabenen Mannschaft sicherlich niemand absprechen, ihr Rucksack allerdings wird bei diesem Unterfangen immer schwerer. Nur zwei von möglichen 30 Punkten hat der 1. FC Köln nach zehn Spielen auf der Habenseite. Exakt die gleiche Ausbeute wie vor einem Jahr Ingolstadt und der Hamburger SV. Ingolstadt stieg ab, Hamburg schaffte die Rettung. "Wenn der HSV das kann, dann können wir das auch", sagte Peter Stöger leicht süffisant, um dann jedoch sehr ernst zu ergänzen: "Der Unterschied ist, dass der HSV im Abstiegskampf erfahren ist. Meine Mannschaft ist dies nicht. Von daher gestaltet sich unsere Situation als viel schwieriger."

Besonders, weil oft eine einzige Situation das fragile Gebilde zum Einsturz bringt. In Leverkusen war es die verletztungsbedingte Auswechslung des bis dahin als ordnende Hand agierenden Dominic Maroh. Der Innenverteidiger verletzte sich mit dem Pausenpfiff am Sprunggelenk. "Er hat für viel Stabilität gesorgt, dadurch konnten wir das Offensivspiel des Gegners unterbinden. Nach seinem Ausscheiden war es deutlich schwerer, die Räume zu schließen. Zudem haben wir es nicht mehr geschafft, von hinten heraus das Spiel zu öffnen", sagte Stöger.

Der 51-Jährige attestierte der "Werkself" die klareren Strukturen und das bessere Passspiel. "Wenn der Druck dann zunimmt, kommt diese Qualität erst recht zum Tragen", sagte Stöger und ließ bei seiner Analyse erstmals Spuren leichter Resignation erkennen. "Wir investieren körperlich stets enorm viel, doch am Ende fehlt immer irgend etwas. Das ist zwar zumeist nur eine Kleinigkeit, aber auch Kleinigkeiten summieren sich auf. So wird unsere Situation natürlich immer prekärer. Und sie geht inzwischen auch an die Psyche."

Für den Blues beim Österreicher hatte besonders Reggae-Boy Leon Bailey gesorgt. Zwar erzielte Sven Bender das entscheidende 2:1 (73.) - doch Bailey glich in der 54. Minute nicht nur die Kölner Führung durch Sehrou Guirassy (23.) aus, der Jamaikaner wirbelte wie schon beim 5:1 in Mönchengladbach des Gegners Abwehr erneut durcheinander. "Ich fühle mich gut. Mein Weg geht in die richtige Richtung", so Bailey.

Im vergangenen Januar hatten Team-Manager Jonas Boldt und Sportdirektor Rudi Völler den 20-Jährigen vom belgischen Erstligisten KRC Genk unters Bayer-Kreuz gelotst. Dort beeindruckt Bailey mit Tempo, Wendigkeit und einem imponierend starken linken Fuß. "Leon ist sportlich eine Waffe. Er ist kaum zu kontrollieren und wenn er mit dem Gesicht auf dich zuläuft, nur schwer zu verteidigen", sagte Heiko Herrlich.

Leverkusens Trainer ist vom kleinen Hurrikan aus Kingston angetan, erwartet ob seiner Jugend jedoch in dessen Leistung noch Schwankungen. Schwankungen, die die "Werkself" mit drei Siegen binnen einer Woche vorerst zu den Akten gelegt hat. "Unsere Auftritte waren zuvor nicht schlechter. Jetzt aber sind eben auch die Ergebnisse da. Das ist allerdings kein Grund, um abzuheben", erklärte Herrlich. In Köln hingegen sind sie nach dem Achtelfinal-Einzug im DFB-Pokal schon wieder auf dem harten Boden der Tatsachen gelandet.