Rehhagels 1. Arbeitstag: Trainingsfrei - Lattek warnt

Berlin (dpa) - Am ersten Arbeitstag von Otto Rehhagel konnten seine Spieler noch mal durchatmen. Der anfängliche Rummel um die Rückkehr des Rekordtrainers hatte sich in der Hauptstadt gelegt, die Spieler hatten frei.

Wie vorher schon geplant. Hertha BSC bereitete sich auf den nächsten Ansturm vor.

Am Dienstag wird „König Otto“ erstmals auf dem Trainingsplatz des Berliner Fußball-Bundesligisten residieren. „Der Einstand wird nicht einfach für ihn“, prophezeite Ex-Trainerkollege Udo Lattek. „Es wird Probleme geben. Ähnlich wie bei mir wird es auch bei Otto Vorbehalte gegen ihn geben. Die jungen Burschen in der Mannschaft haben doch ganz andere Gedankengänge“, sagte Lattek der „Sport Bild“. „Im Grunde genommen hat Otto nur eine Patrone im Revolver, mehr hat er nicht zu schießen.“

Rehhagels fortgeschrittenes Rentenalter von 73 Jahren hat jedoch auch Vorteile. „Otto ist älter und weiser geworden“, sagte sein langjähriger Bremer Co-Trainer Karl-Heinz Kamp bei bundesliga.de zum künftigen Umgang Rehhagels mit der Berliner Medienlandschaft. Dass er auch sanft kann, hatte der neue Hertha-Coach tags zuvor bei seiner Präsentation bereits bewiesen. Für den 50. Jahrestag seiner Ehe mit Beate im kommenden Jahr bat der gebürtige Essener gut gelaunt um Applaus.

Rehhagel, der Entertainer? Sicherlich nicht. Aber Rehhagel lenkt vorerst alle Aufmerksamkeit auf sich. Fragen an den zuvor mächtig in der Kritik stehenden Manager Michael Preetz? Fehlanzeige. Alles drehte und dreht sich um „König Otto“. „Eins ist sicher, alles wird sich auf Rehhagel fokussieren. Damit kann man den Druck von der Mannschaft wegnehmen“, sagte Ex-Bundesliga-Torwart Frank Rost dem TV-Sender Sky.

Darauf dürften auch seine Assistenten hoffen. René Tretschok und Ante Covic, die beiden Junioren-Coaches der Berliner, könnten so auf dem Trainingsplatz die Arbeit leisten. Mit Rehhagel als Aufseher. „Ich bin immer dabei und ich werde eingreifen, das ist doch klar“, sagte er zu seiner Rolle bei den Übungseinheiten. Am Samstag beim Kellerduell auswärts gegen den FC Augsburg wird er das erste Mal seit dem 30. September 2000 wieder auf der Bundesliga-Trainerbank sitzen. Es wird Rehhagels 821. Bundesligaspiel als Coach sein - Rekord.

Den trainingsfreien Montag wollte Rehhagel zur weiteren intensiven persönlichen Vorbereitung auf die kommenden Wochen bis zum Saisonende nutzen. Dass er seine neuen Schützlinge nach dem elften sieglosen Spiel nacheinander inklusive fünf Pleiten in diesem Jahr nicht gleich auf den Trainingsplatz zitierte und auf seine Kurzzeit-Mission einstimmte, ist zumindest bemerkenswert. Das Trainerteam habe die Woche planen sollen, so wie es das für richtig halte, hatte Rehhagel erklärt.

Rehhagels Part im Hertha-Team definierte der Berliner „Tagesspiegel“ als die „Regulierung der Atmosphäre“, Rehhagel als „der Blitzableiter“. „Schwierig würde es nur, wenn der Altmeister nach zwölf Jahren Bundesligaabstinenz alle sportliche Kompetenz für sich reklamiert“, kommentierte das Blatt. „Die Leute, die das hier retten können, das sind die Spieler. Nur die“, stellte Rehhagel klar. „Das muss man wissen.“