Revierderby lässt Champions League schnell vergessen
Gelsenkirchen/London (dpa) - Champions League hin oder her - für die Fans in Königsblau und Schwarz-Gelb steht das wichtigste Spiel der Saison am Samstag an.
Auch die hoch bezahlten Protagonisten können sich der Magie des Revierderbys der Fußball-Bundesliga zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund nicht entziehen. Besonders deutlich machte dies Kevin-Prince Boateng vor dem 143. Duell in der Veltins-Arena: „In diesem Spiel kann man unsterblich werden.“
In der „Sport Bild“ geriet der vom AC Mailand gekommene Neu-Schalker geradezu ins Schwärmen: „Ich habe Derbys in Mailand gespielt. Aber das hier ist für einen in Deutschland geborenen Fußballer einfach ein Riesenspiel. Da geht es um alles.“ Für Boatengs Schalker bietet sich vier Tage nach der 0:3-Heimschlappe gegen den FC Chelsea in der Königsklasse zugleich die prächtige Gelegenheit, diese Lehrstunde mit einem Sieg gegen den Erzrivalen ganz schnell vergessen zu machen. Nach dem holprigen Saisonstart nimmt S04 in der Bundesliga gerade wieder Fahrt auf.
Der BVB hingegen will dagegen den Rückenwind vom 2:1-Sieg beim FC Arsenal mitnehmen. „Das wird uns einen Schub geben“, sagte Mittelfeldstratege Nuri Sahin. Durch Robert Lewandowskis späten Siegtreffer in London ist die Borussia in der Champions League wieder voll auf Kurs Achtelfinale und will jetzt seinen Rekord-Saisonstart in der heimischen Liga ausbauen. Schon im Emirates Stadion riefen die Fans „Wir wollen den Derby-Sieg“. Sahin versprach: „Mit solch einem Sieg im Rücken werden wir das Spiel auf Schalke noch motivierter angehen.“
Auch bei den von Chelsea abgekochten Schalkern wissen sie um die Gemütslage ihres Anhangs. Die schmerzhaften Gegentreffer von Fernando Torres (5. Minute/69.) und Eden Hazard (87.) vom Dienstagabend könnten im Falle eines Derby-Erfolgs umgehend zum Randaspekt geraten. „Für die Fans ist das Spiel gegen Dortmund sowieso wichtiger. Das ist wie ein Pokalspiel. Da zählt nicht, was vorher war“, sagte Neuzugang Dennis Aogo.
Auf beiden Seiten hat niemand die vergangene Saison vergessen. Zweimal unterlag der BVB gegen die Königsblauen mit 1:2. Die beiden Ergebnisse waren für die Dortmunder emotionale Tiefpunkte in einer Saison ohne Pokale nach zuvor zwei Traumjahren mit zwei Meistertiteln und dem ersten Double 2012. Nun wähnt sich die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp als Tabellenzweiter wieder auf Augenhöhe mit dem FC Bayern. Das soll nun auch der Rivale aus Schalke zu spüren bekommen.
Der ehemalige Nationalkeeper Jens Lehmann, der für beide Clubs spielte, sieht den BVB im Vorteil. Die Borussia habe eine „Achse von Qualität“ mit Weidenfeller, Hummels, Kehl oder Lewandowski, wie er in einer „Sport Bild“-Kolumne schrieb. Diese habe Schalke nicht. So dürfte ein leidenschaftlicher Boateng allein nicht reichen. „Ich bin jetzt ein Vollblut-Schalker“, sagte der Ghanaer - der ebenfalls schon für den BVB spielte.