Rhein-Main-Derby so bedeutsam wie nie
Mainz (dpa) - Die geordnete Fußball-Welt in der Rhein-Main-Region ist innerhalb von nur zwei Spielzeiten gehörig durcheinandergeraten. Die „große“ Eintracht aus Frankfurt hat die Vormachtstellung an den „kleinen“ und in der Vergangenheit immer belächelten FSV Mainz 05 verloren.
Die „launische Diva“ vom Main kämpft als Tabellen-15. im brisanten Derby am 30. April ums nackte Überleben in der Fußball-Bundesliga. Die Rheinhessen wollen endlich die Schmach tilgen, gegen die Eintracht in bisher sieben Versuchen keinen Sieg gelandet zu haben und mit einem Dreier den Platz im internationalen Geschäft festigen.
„Wenn die Tabelle der Gradmesser ist, dann sind wir die Nummer eins in Rhein-Main“, sagte 05-Manager Christian Heidel forsch. Wie in der vergangenen Runde werden die Mainzer am Saisonende erneut vor dem Nachbarschaftsrivalen stehen. „Gefühlt gab es uns vor zehn Jahren ja noch gar nicht. Da hatten wir vielleicht mal ein Freundschaftsspiel gegen die Eintracht“, ergänzte der Mainzer Macher.
Heidel hebt das „Riesenpotenzial“ der Eintracht, aber auch die gute Nachbarschaft hervor. „Wenn wir zu einem Verein gute Beziehungen haben, dann zur Eintracht“, unterstrich Heidel. Am Vorabend der Begegnung treffen sich FSV-Präsident Harald Strutz und Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen samt Ehefrauen zum Essen.
Frankfurts Trainer Christoph Daum, der seit dem 23. März versucht, die schwächelnde Eintracht auf Kurs zu bringen und in vier sieglosen Spielen nur drei Punkte einheimste, wagte gar die Aussage, die Duelle zwischen dem FSV und der Eintracht seien größer als Ruhrpott-Derbys zwischen Dortmund und Schalke. „Hier ist in ganz kurzer Zeit ein Weltbild durcheinandergeraten“, begründete der 57-Jährige seine gewagte These. Die Umkehrung der Verhältnisse sorge für ein großes Plus an Motivation und Vorfreude.
Große Sprüche ließ sich Daum nicht entlocken. Die „wunderbaren Charaktere“ sollten sich das abholen, was sie verdient hätten. Dazu gehöre auch das Quäntchen Glück in einem erwartet engen Spiel. Ob der zuletzt erfolglose Torjäger Theofanis Gekas (16 Treffer) eine letzte Chance in einer durch Verletzungen dezimierten Eintracht-Mannschaft erhält? Daum: „Kein Kommentar.“
Das hat der 57-Jährige, der sich als als Vorreiter der „Generation Tuchel“, sieht, mit dem Mainzer Coach gemeinsam. Thomas Tuchel überrascht lieber mit Aufstellung und Taktik. Die Vorbereitungen liefen wie für jedes andere Heimspiel. Verbale Giftpfeile blieben im Köcher. „Wir investieren keine Energie ins Derby-Szenario“, erklärte der 37-Jährige.
„Unbedingt“ gewinnen wolle man die vorletzte Partie im ausverkauften Bruchwegstadion. „Wir spielen zu Hause, wir übernehmen die aktive Rolle“, kündigte Tuchel den Frankfurtern ein engagiertes 05-Team an. Mit dem zweiten Heimsieg in Serie könnten die Mainzer die Eintracht noch tiefer in den Abstiegssumpf schicken und zugleich selbst einen großen Schritt in Richtung Europa machen. Das Weltbild in der Rhein-Main-Region wäre dann endgültig umgekehrt.