„Rot“ für Klavan bringt Schalke in die Spur

Gelsenkirchen (dpa) - Der Jüngste breitete die Arme aus, rutschte auf den Knien über den Rasen und ließ sich nach seinem Premierentreffer in der Eliteliga von den Schalker Fans feiern.

„Ich habe mich tierisch gefreut. Realisieren kann ich es noch nicht. Aber ich werde es sicher noch ein paar Mal angucken. Schließlich war es mein erstes Bundesligator“, sagte ein strahlender Max Meyer nach dem Schlusspunkt zum 4:1 (2:1) in der 86. Minute gegen den FC Augsburg. Dass der gerade 18 Jahre alte Meyer hinter Julian Draxler, Rüdiger Abramczik und Wolfram Wuttke nun als viertjüngster S04-Bundesligatorschütze in den Geschichtsbüchern steht, freut ihn natürlich. „Das macht mich überglücklich - es kann eigentlich keinen schöneren Tag geben.“

Für die Königsblauen fand die Woche, die mit dem viel diskutierten 3:3 in Hoffenheim schwach begann, nach dem 1:0 in Basel in der Champions League noch ein glückliches Ende. Doch allen war klar, dass der Sieg gegen tapfere Schwaben deutlicher klang als er vom Spielverlauf her war. „Die Anfangsphase haben wir verpennt. Wir können froh sein, dass die Augsburger die Rote Karte bekommen haben“, kommentierte Draxler selbstkritisch die Schlüsselszene.

Und in der Tat: Selten lässt sich ein Spielverlauf so klar an einer einzigen Spielszene festmachen wie am Samstag vor 60 731 Fans in der Veltins-Arena. Nach einer Viertelstunde zupfte Verteidiger Ragnar Klavan am Arm des durchgebrochenen Adam Szalai. Elfmeter und „Rot“ - Zweifel an der Berechtigung des Strafstoßes, den Kevin-Prince Boateng sicher zum 1:1 verwandelte, gab es nicht.

Die „Doppelbestrafung“ mit dem Platzverweis - Klavan war letzter Mann - sieht das Regelwerk nun einmal vor, auch wenn die Protagonisten des Fußballs dies beklagen. „Darüber ist alles gesagt. Aber jeder hat gesehen, dass es die Schlüsselszene des Spiels war. Von da an war Schalke in der Spur“, sagte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl mit einem Bedauern, zumal sein Team bis dato besser und verdient durch Sascha Mölders (10.) in Führung gegangen war.

Weinzierl monierte, dass auf der Gegenseite bei einer Attacke von Felipe Santana an Tobias Werner die Pfeife von Schiedsrichter Marco Fritz (Korb) stumm blieb. Da habe dem Referee „der Mumm“ gefehlt, Elfmeter zu geben. So nahm das Unheil ab der 16. Minute für nur noch zehn Augsburger seinen Lauf, der erste Sieg gegen Schalke blieb ein unerfüllter Traum. Szalai (28./78.) und Meyer brachten den 600. Schalker Bundesligaerfolg unter Dach und Fach. „Am Ende sind bei uns die Kräfte geschwunden“, ergänzte Weinzierl.

Dass es ein mühevoller Akt war, störte Jens Keller später kaum. „Man darf nicht vergessen, dass wir in 20 Tagen sieben Spiele hatten und nicht mehr so viele Möglichkeiten, frische Spieler zu bringen“, befand der Coach, dessen Elf mit dem Dreier vor der Länderspielpause Anschluss an obere Tabellen-Regionen fand. In 14 Tagen soll auch Boateng, der nach einem Schlag gegen das linke Knie ausgewechselt werden musste, wieder fit sein.

„Wir haben intensive Wochen hinter uns. Es war sicher kein Zauberfußball. Aber unter dem Strich bleiben diese Woche zwei Siege. Das zählt“, meinte Manager Horst Heldt zufrieden. Auch wenn Szalai mit nun vier Saisontoren seine Sache gut macht, kann die Rückkehr von Torjäger Klaas-Jan Huntelaar nicht schaden. Heldt. „Ich denke, er wird nächste Woche wieder ins Training einsteigen.“