„Rote Teufel“ nehmen Abschied - Noch keine Analyse
Leverkusen (dpa) - Die Pfalz bereitet sich zum dritten Mal darauf vor, ihren Fußballstolz aus der Eliteliga zu verabschieden. Der 1. FC Kaiserslautern ist nach dem 1:3 (1:1) bei Bayer Leverkusen nur noch theoretisch vor dem erneuten Gang in die Zweitklassigkeit nach 1996 und 2006 zu bewahren.
Viertes Spiel, vierte Pleite - Chefcoach Krassimir Balakow reagierte ratlos: „Wir beschäftigen uns mit der 2. Liga, aber richtig analysieren werden wir es nach der Saison - und dann auch Entscheidungen treffen.“
Die Bilanz ist niederschmetternd. Nur 19 Treffer hat der FCK in 30 Begegnungen erzielt, ist seit 20 Partien ohne dreifachen Punktgewinn und wird sich, bleibt es bei drei Siegen, unter den „besten“ Clubs der Negativliste einreihen: Schlechter in der Gesamtbilanz waren bislang nur Tasmania Berlin (1965/1966) und der Wuppertaler SV (1974/1975) mit zwei Erfolgen während einer Spielzeit.
FCK-Youngster Julian Derstroff forderte seine Kollegen vor der Begegnung mit dem 1. FC Nürnberg auf, „weiter Gas zu geben. Dann werden wir auch belohnt.“ Der 20-Jährige bezeichnete es nach seinem Erstliga-Premierentreffer zum 1:1 als „Minimalziel“, sich mit einem Dreier zu verabschieden: „Jeder muss zeigen, dass er bereit ist, noch einmal alles für den Verein zu geben.“
Misslingt das gegen den „Club“, könnte schon am Sonntag Klarheit herrschen: Bei einer Niederlage und einem Kölner Punktgewinn in Mönchengladbach oder einem Sieg von Hertha BSC in Leverkusen ist der Abstieg besiegelt. Derstroff appellierte an den Ehrgeiz aller: „Es ist ein Muss, dass jeder an seine Grenzen geht. Wenn man sich so verabschiedet, wird ja die Ehre angekratzt.“
Noch klammert sich der FCK an den allerletzten Strohhalm. Allerdings sprechen alle Fakten dagegen, die Abstiegsplanungen sind längst angelaufen. Der Etat soll von 16 auf etwa zehn Millionen Euro gekürzt werden, Vorstandschef Stefan Kuntz, der sich in Leverkusen nicht zu Wort meldete, erklärte schon nach dem 1:2 gegen Hoffenheim, ein Jahr 2. Liga wäre finanziell zu verkraften - aber nur, wenn der sofortige Wiederaufstieg gelingt.
Am 9. Mai will sich der Verein bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung erklären und die fatal schlechte Saison aufarbeiten. Erst dann soll auch klar sein, mit welchen Profis Balakow arbeiten darf. Aufsichtsratschef Dieter Rombach ließ bereits wissen, dass er ein Team haben möchte, „das sich durchkämpft“.
Gute Ansätze waren vor 25 627 Zuschauern in der BayArena zu erkennen. Derstroff: „Dass die Erstligatauglichkeit fehlt, würde ich nicht sagen.“ Balakow sah allerdings nur „einen kleinen Schritt nach vorn“ - zu wenig. Immerhin hielt der Bulgare einen positiven Aspekt fest: „Wir haben ohne Angst gespielt.“
Dabei sah nach Stefan Kießlings 24-Sekunden-Treffer alles nach einem Debakel aus. Es blieb aus, weil Bayer eine Vielzahl weiterer Topchancen nicht nutzte. Beim erfolgreichen Heimdebüt des Bayer-Duos Sascha Lewandowski/Sami Hyypiä trafen nur noch Simon Rolfes (57.) und Stefan Reinartz (69.). „Es spricht für uns. Wir haben lange nicht mehr gewonnen. Wir sind ohne Stress und Hektik zurückgekommen, ohne nervös zu werden“, sagte Bayer-Sportchef Rudi Völler nach zuvor fünf Spielen ohne Sieg. Rolfes befand: „Wenn wir nach dieser schwierigen Phase die Europa League schaffen, dann ist das ein kleiner Erfolg.“