Schwarzer Abend für Robben - Kritik von Beckenbauer
Dortmund (dpa) - Mit versteinerter Miene flüchtete Arjen Robben vom Rasen. Das 0:1 des FC Bayern im „Gipfel“ bei Borussia Dortmund machte dem Niederländer - mehr noch als seinen Mitspielern - mächtig zu schaffen.
Ausgerechnet dem Routinier versagten auf großer Bühne die Nerven. Mit einem Foulelfmeter und einer weiteren Großchance in der Schlussphase hätte er die Niederlage verhindern können.
Doch Robben traf nicht - und wurde dafür scharf kritisiert. „Bei mir als Trainer hätte er nicht geschossen. Er war der Gefoulte. Es stand ihm nicht zu, den Elfmeter zu schießen. Aber vielleicht ist das noch nicht bis nach Holland vorgedrungen“, monierte Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer.
Seine stärkste Szene hatte Robben erst nach dem Spiel. Trotz seiner schwachen Vorstellung stellte sich der WM-Zweite den Fragen der TV-Journalisten. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe in den letzten Jahren zehn oder elf Elfmeter in Serie verwandelt. Heute war es der erste, den ich verschossen habe. Ja, das ist peinlich, Entschuldigung“, räumte er niedergeschlagen ein.
Robbens Abschlussschwäche warf den FC Bayern im Titel-Zweikampf mit Dortmund wohl vorentscheidend zurück. Anders als vor der Reise nach Dortmund sprachen alle Beteiligten im Anschluss an die Partie nur noch von zwei Titelchancen. Bei nun sechs Punkten Rückstand auf den BVB schrieb Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge die Meisterschaft nahezu ab: „Ich schätze, dass der BVB zu 99 Prozent deutscher Meister ist.“
Sportdirektor Christian Nerlinger hofft inständig, dass sich die erste Niederlage nach zuvor neun gewonnenen Pflichtspielen zumindest nicht negativ auf das erste Halbfinale in der Champions League am kommenden Dienstag gegen Real Madrid am kommenden Dienstag und auf das Pokalendspiel Mitte Mai in Berlin auswirkt: „Heute Nacht habe ich schlecht in den Schlaf gefunden. Ab morgen müssen wir wieder nach vorn schauen.“ Die Kritik von Beckenbauer stimmte ihn nachdenklich: „Im Nachhinein ist man immer schlauer. Vielleicht hätte der Gefoulte nicht selber schießen sollen.“
Erstmals seit dem Ende der Ego-Debatte um den gelegentlich zum Eigensinn neigenden Angreifer stand Robben wieder in der Kritik. Doch Kapitän Philipp Lahm nahm die tragische Figur des Abends in Schutz. Schließlich hatte Robben zuvor bereits siebenmal in der Bundesliga vom Elfmeterpunkt getroffen. Er galt als sicherer Schütze. „Ich weiß nicht, ob er überhaupt schon mal einen verschossen hat. Es ist natürlich bitter, dass ihm das ausgerechnet heute passiert ist“, meinte Lahm.
Zu allem Überfluss musste Robben auch noch den Spott von Roman Weidenfeller ertragen. „Die Fairness hat gesiegt und nichts anderes“, tönte der Dortmunder Torwart. Im Zweikampf mit dem Keeper war Robben im Strafraum zu Fall gekommen. Für Weidenfeller eine eindeutige Situation: „Ich habe ihn nicht berührt, und er hebt, wie er es immer gern macht, mit beiden Füßen ab und plumpst drüber.“
Auch Neven Subotic fand deutliche Worte. Der BVB-Abwehrspieler baute sich direkt nach dem Fehlschuss erbost vor dem völlig konsterniert wirkenden Schützen auf und redete heftig auf ihn ein. „Ich habe es als Schwalbe empfunden, und darauf habe ich keinen Bock. So was in der Art habe ich ihm gesagt“, klärte Subotic später auf.
Der verschossene Elfmeter war nicht der einzige Aufreger um Robben. Beim Dortmunder Siegtreffer von Robert Lewandowski (77. Minute) hob der 28-Jährige das Abseits auf. Und Sekunden vor dem Abpfiff bugsierte er den Ball aus kürzester Distanz freistehend über das leere Tor.
Rückendeckung bekam Robben nicht nur von Lahm, sondern auch von seinem Trainer. „Ich denke, wir dürfen nicht anfangen, irgendeinem Spieler die Schuld zuzuweisen. Das passiert halt mal im Fußball, dass man einen Elfer verschießt. Ich mache ihm keinen Vorwurf“, sagte Jupp Heynckes. Auch BVB-Kapitän Sebastian Kehl zeigte Mitleid: „Robben hatte heute vielleicht nicht seinen besten Tag. Somit hat es ins Bild gepasst, dass er auch noch verschießt.“