Rudy am Ruder: Mit Hoffenheim zurück zum VfB
Zuzenhausen (dpa) - Beim VfB Stuttgart hat Sebastian Rudy unter drei Trainern den Durchbruch nicht geschafft, bei 1899 Hoffenheim macht der 20-jährige Fußball-Profi Karriere.
Viele Augen werden im baden-württembergischen Bundesliga-Derby auf den U-21-Nationalspieler gerichtet sein. Rudy selbst und seine Familie fiebern der Rückkehr entgegen. „Ich freue mich auf die alten Kollegen und die Fans und bin gespannt, wie sie mich empfangen werden“, meinte das Talent.
In Dietingen bei Rottweil gibt es schon eine „Rudy-Arena“ - das Schild zeichnet den kleinen Bolzplatz im Garten der fußballbegeisterten Familie aus. Vater Claude, Mutter Nadja und Sebastians vier Geschwister bekommen derzeit etwa alle zwei Wochen Besuch vom derzeit prominentesten Familienmitglied. Rudy schlief einst in der Bettwäsche von Bayer Leverkusen und vergötterte Bernd Schneider. Mit 13 Jahren begann er in der VfB-Jugend, stieg auf bis in die Bundesliga-Mannschaft - und stagnierte.
Nach nur 15 Einsätzen in zwei Jahren ließ er sich nach Hoffenheim locken, der VfB kassierte vier Millionen Euro Ablöse. „Für einen Spieler ist es das wichtigste, dass er das Vertrauen vom Trainer bekommt. Das war beim VfB weniger der Fall“, sagte Rudy. Markus Babbel setzte noch auf den schmächtigen Mittelfeldspieler, Christian Gross nicht mehr, und Manager Fredi Bobic verkaufte ihn im Sommer. Wohlwissend: „Wenn Rudy in Hoffenheim explodiert, dann sind wir hier die absoluten Deppen.“ Dieser Satz wird Bobic nun um die Ohren gehauen, kein Wunder, dass ihm dieses Thema „viel zu hoch gehängt wird“.
„Sebastian Rudy haben wir über Jahre hinweg verfolgt. Und wenn die Entwicklung wie beim VfB stagniert, dann macht es Sinn für einen Spieler, es woanders zu versuchen“, erklärte 1899-Trainer Ralf Rangnick. In den ersten zwei, drei Wochen im Kraichgau sei Rudy „nicht gerade mit breitester Brust aufgetreten. Aber dann hat man sehr schnell gesehen, welches Potenzial in ihm steckt. Seine Entwicklung geht stetig nach oben.“
Beim Tabellensechsten hat sich Rudy einen Stammplatz erkämpft und zwölf Spiele bestritten, neun davon von Beginn an. „Er ist technisch sehr beschlagen“, lobte Rangnick seinen Neuzugang. Auffällig ist, wie der schmächtige Rudy den Ball behaupten kann: Mit einer perfekten Annahme und einer Körpertäuschung schüttelt er meist seine Gegner ab. Dazu hat er eine tolle Übersicht, nur sein erstes Saisontor ist ihm noch nicht gelungen.
„Unglaublich begabt“, so Mitspieler Marvin Comppper, sei Rudy. Und Kapitän Andreas Beck lobte den außerhalb des Spielfeldes eher zurückhaltend auftretenden Kollegen: „Er ist ein sehr, sehr feiner Mensch. Und ein sehr ballsicherer Spieler, der nie die Ruhe verliert.“ Für Rangnick, Compper, Beck sowie für Matthias Jaissle, Boris Vukcevic und Tobias Weis, die alle früher ebenfalls beim VfB unter Vertrag standen, ist ein Spiel gegen den alten Club nichts Neues. Für Rudy jedoch die große Chance, es allen Skeptikern endgültig zu zeigen, dass er zum gestandenen Bundesliga-Profi taugt.