S04 hat „alles zu verlieren“ - Köln plant Großes
Köln (dpa) - Der 1. FC Köln plant mit dem neuen norwegischen Trainer Stale Solbakken eine noch bessere sportliche Zukunft, Schalke 04 erlebt eine frustrierend-beängstigende Gegenwart.
In nur einem Jahr stürzten die Gelsenkirchener mit ihrer hoch bezahlten Mannschaft von Platz zwei auf Rang 14 ab - so schlecht waren die „Königsblauen“ in der Fußball-Bundesliga zuletzt 1994. Trainer Ralf Rangnick wirkte nach dem 1:2 (0:1) vor 50 000 Zuschauern in Köln ratlos. Spätestens nach der sechsten Pflichtspiel-Pleite hintereinander wusste er, dass eine völlig verkorkste Saison nur noch mit dem Pokalsieg gegen Außenseiter Duisburg zu retten ist.
Doch mittlerweile wächst die Angst, dass der Titel verfehlt und die erneute Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb verpasst werden könnten. Schalke-Sportvorstand Horst Heldt ließ Skepsis erkennen: „Die Leistungen der vergangenen beiden Spiele reichen natürlich nicht für den Pokal“, kommentierte er die Schlappen von Köln und davor im Heimspiel gegen Mainz (1:3).
Rangnick flüchtete sich in Zweckoptimismus. Wenn seine Elf gegen Duisburg so auftrete wie in den letzten 30 Minuten in Köln, habe sie „gute Chancen, das Pokalspiel zu gewinnen“. Doch was sie davor bot, war reine Lethargie. „Die erste Halbzeit war richtig schlecht“, kommentierte er die Gegentore durch Milivoje Novakovic (25. Minute) und Mato Jajalo (60.). Für Schalke traf Raúl (87.).
Heldt redete eine Woche vor der Pokalentscheidung Klartext: „Wir haben alles zu verlieren“ - eine zutreffende Prognose. Denn sollte die Europe League verpasst werden, droht Ungemach. Fehlende Einnahmen aus dem internationalen Business würden die finanziell ohnehin angespannte Lage verschärfen. Zur Absicherung bleibt wohl nur der sofortige Verkauf von Nationalkeeper Manuel Neuer zu Bayern München.
Frust „auf Schalke“, neue Lust in Köln trotz abermaliger Fan-Proteste gegen Clubchef Wolfgang Overath (Spruchband: „Als Spieler eine Legende, als Präsident eine Tragödie“) und dessen Vorstand. Die Verpflichtung des 43 Jahre alten Norwegers Solbakken zum 1. Juli soll Kräfte freimachen und die Wirrungen der Spielzeit 2010/2011 mit den Entlassungen von Trainer Zvonimir Soldo und Manager Michael Meier sowie dem Rücktritt von Frank Schaefer nach internen Querelen vergessen machen.
Solbakken, der den FC Kopenhagen ins Champions-League-Achtelfinale führte und von den Kölnern aus einem Kontrakt mit Norwegens Verband herausgekauft werden musste, gilt für die kommenden zwei Spielzeiten als Hoffnungsträger am Geißbockheim. „Er ist ein besonders begabter sowie taktisch und in der Zusammenstellung von Mannschaften auffällig guter Trainer“, lobte Kölns Interimscoach und Sportdirektor Volker Finke den Neuen.
Solbakken wird am Dienstag seinen Antrittsbesuch in Köln machen und am 1. Juli seinen Job aufnehmen. Doch bereits jetzt verbinden viele mit dem Norweger den großen Aufschwung. „Einige hoffen schon, dass er uns dahin führt, wo er den FC Kopenhagen hingeführt hat“, ließ Kölns Linksverteidiger Christian Eichner wissen. Die Basis scheint gut: Immerhin ist der FC sechstbestes Team 2011 und viertbeste Heimmannschaft der Saison.
Kölns portugiesischer Profi Petit zog sich in der Partie gegen Schalke einen Kreuzbandriss zu und wird nach FC-Angaben vom Sonntag „längere Zeit“ ausfallen. Der Vertrag des 34-Jährigen mit dem FC läuft aus. Der Verein und Petit, dem das Karriereende droht, wollen sich zu Beginn der neuen Woche zusammensetzen und versuchen, „eine gute Lösung für alle Beteiligten zu finden“, hieß es in einer Erklärung.