S04 will nichts vom Titel wissen - Frust in Köln
Köln (dpa) - Die Konkurrenz hat spätestens seit dem 4:1 (0:1) von Köln keine Zweifel mehr an der Titeltauglichkeit des FC Schalke 04, doch Huub Stevens und Horst Heldt wiegeln rigoros ab, wenn sie die „M-Frage“ beantworten sollen.
„Außer dem verhinderten Abstieg haben wir noch nichts erreicht“, ließ Manager Heldt angesichts der 40 Punkte wissen, die „Königsblau“ schon am 19. Bundesliga-Spieltag gesammelt hat. Und auch Trainer Stevens will sich von niemandem einreden lassen, „dass wir Mitfavorit sind. Ich denke, dass andere Mannschaften besser sind“.
Punkt, Schluss - Stevens und Heldt wollen ein Ende des Geredes vom ersten Schalker Titel seit 1958. Des Managers Antwort auf die Frage, was das Team nach den Premierentoren von Ciprian Marica (60./72. Minute) und Marco Höger (82.) im S04-Trikot sowie dem Elfmetertreffer von Klaas-Jan Huntelaar (78.) jetzt noch umwerfen könne, war unmissverständlich: „Eine Meisterdiskussion!“ Stevens sieht in der Tatsache, dass sein Team punktgleich mit den Bayern und Meister Dortmund top dasteht, nicht mehr als „wieder einen Schritt nach vorn“.
Die Verantwortlichen warnen wohl zurecht: Noch hakt es hin und wieder bei den Schalkern, die vor 50 000 Zuschauern im ausverkauften Kölner Stadion nach Lukas Podolskis frühem 15. Saisontor (4.) mit einem Rückstand in die Pause gingen. Die vielen Ausfälle, unter anderem des ARD-„Torschützen des Jahres“ Raúl, machten sich negativ bemerkbar. „Zum Glück steht's nur 0:1“, fasste Heldt die ersten 45 Minuten zusammen. Hätte Podolski nachgelegt - die Schalker hätten wohl kaum zum fünften Mal nacheinander gesiegt. „Normalerweise muss ich diese Dinger reinmachen“, kommentierte Podolski seine vergebene Großchance in der 42. Minute.
Was danach geschah, ließ Schalke jauchzen. „Unfassbar wichtige Tore“ seien Maricas 1:1 und 2:1 gewesen, hielt Heldt fest - Indiz dafür, dass der Sportvorstand der Gelsenkirchener trotz gegenteiliger Beteuerungen doch an mehr als nur den verhinderten Abstieg denkt. Dauerreservist Marica, von Stevens „aus dem Bauchgefühl“ heraus erstmals in die Startelf beordert, sagte Bayern und BVB indirekt eine Fortsetzung der Schalker Attacke auf die Spitzenposition voraus: „Es ist kein Zufall, dass wir da oben stehen.“
Dort wollen sie bleiben. Und Großes planen. Mit Raúl soll bald verlängert werden: Die junge Mannschaft, „die noch im Lernprozess ist“ (Torschütze Höger), braucht Führungspersönlichkeiten. Die wachsen immer mehr auch im eigenen Fußball-Kindergarten heran: Joel Matip oder Julian Draxler sind die Protagonisten, die für Schalkes Zukunft stehen. Die Gegenwart ist für Höger lediglich „eine positive Momentaufnahme“.
Bei den Kölnern ist nach der dritten Niederlage in Serie Frustbewältigung angesagt, zumal Miso Brecko acht Minuten nach seiner Einwechslung wegen einer Notbremse an Draxler „Rot“ sah und in Kaiserslautern am kommenden Sonntag fehlen wird. Gelingt dort nicht die Wende, geraten Podolski und Co. in den Sog nach unten. „Wir müssen jetzt ganz genau auf die Tabelle schauen“, sagte Kölns Coach Stale Solbakken. Zusammen mit acht, neun Mannschaften befinde sich der FC „in einer schwierigen Situation“ - der Norweger hatte das Dilemma kommen sehen und schon vor dem Schalke-Spiel „Theater“ am Geißbockheim prophezeit. Das hat Solbakken jetzt.