Schalke-Kurs: Schulden tilgen, Erfolg nicht kaufen

Gelsenkirchen (dpa) - Schalke 04 fehlt das große Geld für neue Stars. Mit nur zwei externen Neuzugängen und einigen Jugendspielern stockten die Gelsenkirchener ihren Kader bisher so knapp auf wie kein anderer Fußball-Bundesligist.

Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies rechtfertigte indes in einem Interview mit dem Internetportal Sport1 die zurückhaltende Transferpolitik: „Wir haben genug Kracher und haben uns deshalb gesagt, dass wir keinen weiteren benötigen.“

Trotz allem haben die Club-Verantwortlichen ambitionierte Ziele mit Schalke. „Natürlich wollen wir uns wieder für die Champions League qualifizieren, aber das können wir nicht so einfach mit Links machen. Das wird verdammt schwer“, sagte Sportvorstand Horst Heldt der Nachrichtenagentur dpa.

Roman Neustädter (Borussia Mönchengladbach) und Tranquillo Barnetta (Bayer Leverkusen) sind die einzigen Neuen im Verein. Sie kamen ablösefrei. Auch wenn Cheftrainer Huub Stevens warnte, sein Team sei „sehr jung und unerfahren“, bleibt es dabei. „Es kommt keiner mehr. Außer, ein wichtiger Spieler verletzt sich“, sagte Heldt.

Unter dem ehemaligen Coach und Manager Felix Magath war das noch anders. Mit dem unbedingten Willen, nach über 50 Jahren wieder deutscher Meister zu werden, wurde Magath 2009 mit aller Macht ausgestattet und tätigte zahlreiche Transfers. Meister wurde Schalke trotzdem nicht, die Ansprüche sind nun bescheidener. „Jetzt das Ziel auszugeben, dass wir um die Meisterschaft mitspielen wollen, passt nicht“, sagte Tönnies.

Der Grund ist klar: Dem Verein fehlt finanzielle Masse. Auf der jüngsten Jahreshauptversammlung wurde ein Schuldenstand des Gesamtkonzerns in Höhe von 228,6 Millionen Euro bekanntgegeben. Und von den 35 Millionen Euro, die kürzlich durch eine Anleihe zur Umfinanzierung der Schuldenlast eingenommen wurden, fließt kein Cent in den Kader. „Bei der Kaderplanung haben wir uns daher dazu entschieden, im Sinne des Vereins zu handeln. Man muss ja nicht bloß um des Handelns Willen handeln“, meinte Heldt.

Der 42-Jährige ist vom Kader, der 2011/2012 Tabellendritter war, überzeugt. „Wir hatten in der Vorsaison die zweitjüngste Mannschaft. Jetzt sind die Spieler ein Jahr älter und reifer und spielen weiter zusammen. Und sie haben alles andere als eine enttäuschende Saison gespielt“, sagte Heldt.

Sogar dem Abgang von Stürmer-Star Raúl, der als einziger Stammspieler ging, kann er Positives abgewinnen. „Selbstverständlich war Raúl immer zurecht gesetzt, aber dadurch waren wir in unseren taktischen Varianten eingeschränkt. Das wird sich ändern, wir haben jetzt mehr Freiheiten“, sagte Heldt, der in der Sommerpause mehr mit dem Verkauf statt mit dem Einkauf von Profis beschäftigt ist. Der noch 29 Spieler umfassende Kader soll weiter verschlankt werden. „Wenn sich was ergibt, sind wir gesprächsbereit“, sagte Heldt.