Schalke schießt das klassische Eigentor

Der neue Vertrag für Trainer Keller kam vielleicht zu früh. Jetzt steht ein Endspiel in Freiburg bevor.

Gelsenkirchen. Die Schalker Arena hatte sich schon weitgehend geleert, als Christoph Metzelder und Christoph Moritz vom Verein verabschiedet wurden. Während der eine, Metzelder, wohl sein Karriereende beschlossen hat, wechselt der andere, Moritz, zu Mainz 05. Beide bekamen von den Verbliebenen einen freundlichen Applaus. Doch die meisten Anhänger des FC Schalke 04 waren zu enttäuscht, als dass es sie im Stadion gehalten hätte. 1:2 verloren — nach zwei Treffern von Vedad Ibisevic und einem Eigentor von Torhüter Sven Ulreich gegen den VfB Stuttgart. Und das besonders Enttäuschende für die Fans war, dass ihre Mannschaft diese Niederlage verdient hinnehmen musste, weil die Schalker einen ganz schwachen Tag erwischt hatten. „Die Mannschaft ist mit dem Druck nicht zurecht gekommen“, sagte Manager Horst Heldt.

Diese mentale Schwäche könnte die Schalker teuer zu stehen kommen. Am Samstag müssen sie zu einem Endspiel um Platz vier zum SC Freiburg reisen. Es geht in dieser Partie um viel Geld. Der Einzug in die Qualifikationsrunde für die Champions League wird in der bevorstehenden Partie entschieden. „Wir haben noch selber alles in der Hand“, sagte Keller.

Der Trainer war sehr darum bemüht, diesen einzigen positiven Aspekt des Tages herauszustellen. Allerdings kommt diese Niederlage auch deshalb ungünstig, weil das Verpassen des Saisonziels jetzt wieder möglich ist — und damit die Vertragsgrundlage mit Keller, dessen Kontrakt in der vergangenen Woche um zwei Jahre bis 2015 verlängert wurde. Sollten die Schalker im Breisgau erneut patzen, würde Keller mit einer großen Bürde in die neue Spielzeit gehen.

Das vorzeitige Ausscheiden aus dem DFB-Pokal, die Niederlage in der europäischen Königsklasse gegen eine ähnlich einzuschätzende Mannschaft wie Galatasaray Istanbul wird ebenso in die Gesamtbewertung einfließen wie das bevorstehende Ergebnis dieser Spielzeit. Der versöhnliche Abschluss der Saison steht auf des Messers Schneide.

Finanzieller Aufwand und sportlicher Ertrag der Königsblauen stehen in dieser seltsamen, von Inkonstanz geprägten Saison ohnehin bereits in Disbalance. Der 86-Millionen-Euro-Etat wäre in ähnlicher Dimension wohl noch ein weiteres Jahr vom Club auch ohne Champions League zu stemmen — trotz der Schulden. Die Kritik am ohnehin nicht unumstrittenen Jens Keller würde aber schnell wieder laut werden.

Mit dem Zeitpunkt der Bekanntgabe der Vertragsverlängerung haben sich die Schalker selbst unter Druck gesetzt. Dass die Verantwortlichen um Horst Heldt nicht wie angekündigt bis nach Saisonende mit einer Entscheidung gewartet haben, könnte sich noch als Schalker Eigentor erweisen. „Wir haben einen Elfmeter meilenweit verschossen“, sagte Horst Heldt. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hingegen sprach von einer „unerträglichen Präsentation“ und forderte den Einzug in die Champions-League-Qualifikation. „Mir ist es unbegreiflich, wie einige gespielt haben. Wenn es um derart viel geht, darf eine Schalker Elf nicht so auftreten“, sagte Tönnies in „Sport Bild Plus“.

„Ich erwarte, dass wir Platz vier mit allen Mitteln verteidigen. Die Teilnahme an der Europa League wäre für uns ganz sicher nicht lebensbedrohlich, aber wir wollen in die Champions League.“