Schalke sucht einen Torwart
Nach Hildebrands Patzer gegen Chelsea wird der Club handeln müssen. Trapp, Zieler und Madrids Casillas sind Kandidaten.
London. Die Rückenlehne seines Vordermannes musste einiges aushalten. Kevin-Prince Boateng schlug voller Wut gegen den Sitz auf der Auswechselbank. Sein erneut geschundenes linke Knie quälte ihn, zum anderen nervte ihn dieser Spielverlauf. Der FC Schalke 04 hatte die 0:3-Pleite im vierten Gruppenspiel der Champions League in London beim FC Chelsea selbst eingeleitet, viel mehr: Timo Hildebrand hatte sie eingeleitet. Der Schalker Torhüter wartete so lange mit einem Abschlag ab, bis Samuel Eto’o den Ball abblocken konnte. Von dessen Fuß fand er den Weg ins Schalker Tor.
„Ich habe gar nicht mehr gesehen, wie der Ball über die Linie gegangen ist“, sagte Horst Heldt. Der Manager sah angeschlagen aus, die Niederlage zehrte an ihm. Wie diese Mannschaft, weil sie sich schlicht weigert, Konstanz zu entwickeln. Dieses Mal war es Hildebrand, der die erst jüngst für beendet geglaubte Torwartdiskussion erneut entfachte. „Er ist alt genug, hat ausreichend Erfahrung. Ihn wird das nicht umhauen“, sagte Heldt. Aber er weiß, dass damit nichts gerettet ist. Wieder ist Unruhe da, wieder steht Hildebrand im Fokus. Der 34-Jährige ist bei den Anhängern seit jeher nicht unumstritten, hatte aber zuletzt mit guten Leistungen Werbung in eigener Sache gemacht. „Niemand macht gerne Fehler. Aber um mich braucht sich niemand Sorgen zu machen“, sagte Hildebrand.
Entschuldigt habe er sich bei der Mannschaft bereits in der Halbzeit. Sie habe versucht, ihn aufzubauen, berichtete der 34-Jährige. „Das war aber gar nicht nötig. Ich habe schon größere Probleme in meiner Karriere bewältigt.“ Die englischen Zuschauer hatten ihren Spaß, verhöhnten den Torhüter bei jeder Ballberührung. Es schien, als wären sie froh darüber, sich endlich mal über einen deutschen Torhüter lustig machen zu können. Bislang sorgten in erster Linie englische Torhüter für europaweite Erheiterung. Hildebrand wirkte trotzdem unaufgeregt und selbstbewusst.
Der Vertrag des Torhüters läuft am Saisonende aus. Schwer vorstellbar, dass ihm die Verantwortlichen weiter das Vertrauen schenken. Die Namen seiner möglichen Nachfolger kursieren ohnehin seit längerer Zeit. Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt ist ein Kandidat, Ron-Robert Zieler von Hannover 96 ein weiterer. Im Frühjahr liebäugelte der Club lange mit der Verpflichtung des Düsseldorfers Fabian Giefer. Und auch der bei Real Madrid zunehmend ins Abseits geratene Iker Casillas scheint eine Option zu sein, über die Horst Heldt ernsthaft nachdenkt — vor allem nach den guten Erfahrungen des Clubs rund um den Raúl-Transfer. Seit dem Wechsel Manuel Neuers zum FC Bayern ist es noch keinem seiner Nachfolger gelungen, dauerhaft die Diskussionen um diese Position zu beenden. Nicht Ralf Fährmann. Nicht Lars Unnerstall. Und auch nicht Timo Hildebrand.