Bundesliga Schalke unterliegt Frankfurt: "Die Lage ist wirklich bedrohlich"
Nach dem blutleeren Auftritt gegen Frankfurt schrillen auf Schalke die Alarmglocken. Die Fans äußern lautstark ihren Unmut, der Manager ringt um Fassung.
Gelsenkirchen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch diese Reaktion ein Symptom der Gelsenkirchener Krise ist. „Natürlich spielen wir einen Scheiß. Aber dass man sich so auspfeifen lassen muss, ist schon schade“, sagte Benedikt Höwedes und schaute sich ein wenig ratlos um im Stadion. Der Kapitän des FC Schalke 04 wirkte tatsächlich überrascht über die Haltung, die die wenig verbliebenen Besucher in der Gelsenkirchener Arena nach dem 0:1 gegen Eintracht Frankfurt zeigten.
Höwedes' anschließender und geradezu kurios anmutender Hinweis, die Mannschaft hätte gekämpft und bis zum Ende immerhin alles versucht, die Partie noch zu drehen, zeugte von einer sehr individuellen Wahrnehmung von Selbstverständlichkeiten im Profi-Fußball, die vor allem Kopfschütteln und ungläubiges Staunen bei seinen Zuhörern erzeugten. Die Schalker Spieler scheinen sich auch weiterhin ihrer eigenen Leistungsfähigkeit in dieser Saison nicht recht bewusst zu sein.
Spätestens nach dieser erneuten Pleite - der bereits neunten in 18 Spiel - geht des für den Ruhrgebietsklub in den kommenden Wochen vor allem darum, nicht noch tief in den Kampf gegen den Abstieg zu rutschen. Einer der teuersten Team-Kader in der Bundesliga, der mit rund 80 Millionen Euro weiterhin geradezu luxuriös ausgestattet ist, präsentiert sich in dieser Saison häufig wie Ansammlung von Profis, die am Wochenende zufällig zu einem Fußballspiel zusammenkommen und ansonsten wenig Gemeinsames im Sinn haben.
Selbst der Gegner aus Hessen räumte ein, dass es nicht viel brauchte, um diese Schalker trotz des knappen Ergebnisses eigentlich locker und leicht zu schlagen. "Wir haben nicht gut gespielt, nur die Dinger vorgehauen. Am Ende haben wir nicht mal mehr probiert, Fußball zu spielen“, sagte der Frankfurter Torschütze Alexander Meier. Schalkes Manager Christian Heidel musste nach dieser Begegnung erst einmal um Fassung ringen und brauchte einige Zeit der Abgeschiedenheit im Arztzimmer in den Katakomben der Arena.
Vermutlich dürfte ihn nicht nur dieser „unterirdische“ Auftritt gegen die Eintracht beschäftigt haben, sondern die bisherige Saison, in der nahezu sämtliche Handlungen Heidels kaum Wirkung erzielten. Weder seine Trainerwahl mit Markus Weinzierl, der der Mannschaft bislang nahezu keinerlei Gesicht und Konstanz verliehen hat, noch seine Investitionen von über 40 Millionen Euro in neue Spieler zahlen sich bislang aus.
Lediglich Naldo und Nabil Bentaleb können zeitweise die an sie gerichteten Ansprüche erfüllen. Benjamin Stambouli, Yevhen Konoplyanka kommen über eine Reservistenrolle nicht hinaus. Der erst in der Winterpause verpflichtete Holger Badstuber erhielt noch gar keine Einsatzminuten. Der weitere Neuzugang Daniel Caligiuri wurde gegen Frankfurt eingewechselt, seine auffälligste Aktion war eine Flanke weit hinter das Frankfurter Tor. Aber nicht allein die mangelnde Form der Spieler, für die auch der Trainer verantwortlich ist, auch die Verletztenmisere der Schalker ist üppig und beeinträchtigt fraglos das Niveau des Teams.
Dass es dennoch spielerisch derart unterbelichtet, konzeptlos und so wenig mannschaftlich geschlossen auftritt wie in den ersten beiden Begegnungen im neuen Jahr, lassen Zweifel am eindimensionalen Konzept Weinzierls sowie an der Verbindung zwischen Trainer und Team aufkommen. In Schalke eine scheinbar unendliche Geschichte.
„Wir wollen uns nicht lächerlich machen, wenn wir 21 Punkte haben und uns Gedanken über Europa machen“, sagte Heidel, angesprochen auf die womöglich letzten übrig gebliebenen internationalen Ambitionen des Klubs. Die Stimmung scheint am Schalker Markt langsam zu kippen. Die Geduld der Anhänger, die mit der Inthronisierung des Managers im vergangenen Sommer noch unendlich zu sein schien, braucht sich mittlerweile von Woche zu Woche mehr auf. „Die Lage ist bedrohlich“ sagte Höwedes noch, kurz bevor er die Arena verließ. Zumindest diese Einschätzung des Schalker Kapitäns spiegelte die Lage des gesamten Klubs realistisch wider.