Trainer Roberto di Matteo entlassen Schalker Scherbenhaufen
Nach der enttäuschenden Saison soll Trainer Roberto di Matteo gehen. Manager Horst Heldt steht selbst gewaltig unter Druck.
Gelsenkirchen/Hamburg. Kaum war der Schlusspfiff in Hamburg ertönt, mussten sich die Spieler des FC Schalke 04 wieder böse Schmähungen ihrer eigenen Anhänger anhören. Das 0:2 beim Hamburger SV reihte sich nahtlos in die blutleeren Auftritte der jüngeren Vergangenheit ein. Dass Roberto Di Matteo diese erneute Blamage als Cheftrainer nicht überstehen würde, dürfte selbst den Sympathisanten des Italieners klar gewesen sein.
Eine offizielle Bestätigung des Vereins gab es zwar bis gestern Abend noch nicht, doch laut Medienberichten wurde nur noch über die Vertragsauflösung verhandelt. Der 44 Jahre alte Di Matteo, der den FC Chelsea 2012 zum Titel in der Champions League geführt hatte, soll laut „Bild“ wegen seines Vertrags bis 2017 bis zu 5,8 Millionen Euro fordern können.
Im Oktober 2014 hatte Di Matteo die sportliche Verantwortung übernommen. Und in dieser kurzen Zeit haben sich so viele Dinge negativ entwickelt, dass den Beobachtern schwindelig werden könnte. Der defensive, gar destruktive Fußball von Di Matteo passte nie zu dieser vor allem offensivstark zusammengestellten Schalker Mannschaft. Statt in der Champions League landete der Ruhrgebietsclub auf Platz sechs und damit lediglich in der Europa League.
Di Matteos bewusst gewählte Distanz hat ihm zunächst zwar einen gewissen Respekt, aber nie die Zuneigung des Umfelds und wohl auch nicht der Mannschaft eingebracht. Am Ende hinterlässt Di Matteos kurzes Wirken eine unübersichtliche Gesamtsituation, die den gesamten Club ins Wanken gebracht hat. Die Anhänger sind derart verärgert, dass sie beinahe die gesamte Führungsetage zum Rücktritt auffordern.
Die Spieler agieren schon lange nicht mehr als Team, sondern lediglich als eine Gruppe von unzufriedenen Individualisten. Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam wurden bereits beurlaubt. Dem Trainer ist es nicht gelungen, die sich immer mehr zuspitzende Lage so zu moderieren, dass möglichst wenig Reibungsverluste entstehen.
Der bei den Anhängern ebenfalls massiv in die Kritik geratene Manager Horst Heldt hat nun die Notbremse gezogen und sein Urteil über den Trainer revidiert. Der 45-Jährige ist offenbar vom mächtigen Aufsichtsratschef Clemens Tönnies autorisiert, den Umbau in die Wege zu leiten. Seine Erfolge, der Pokalgewinn 2011 und die Zusammenstellung der Kader, die zuletzt dreimal in Folge die Champions League erreicht hatten, dürften bei der Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt haben.
In den nächsten Wochen steht aber auch die Arbeit von Heldt auf dem Prüfstand. Sollte dem Manager der Neuanfang gelingen, dürfte sich das Umfeld schnell wieder beruhigen. Dann wird ihm die traditionell intensive Unterstützung der Fans wieder zuteil werden. Bis dahin muss der Manager allerdings noch einige schwierige Tage überstehen.