Schalker Schlafmützen in Wolfsburg ohne Wachrüttler
Wolfsburg (dpa) - Kein Sieg, ein Punkt, sieben Gegentore und zu allem Überfluss Top-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar wochenlang nicht dabei - Schalke 04 steckt vor dem Champions-League-Playoff-Spiel gegen PAOK Saloniki mächtig in der Bredouille.
Manager Horst Heldt wand sich nach der blamablen 0:4 (0:0)-Demütigung beim VfL Wolfsburg wie ein Aal, um nach dem kapitalen Bundesliga-Fehlstart nicht von Krise zu sprechen. „Wir müssen Ruhe bewahren, die Fehler knallhart analysieren und möglichst abstellen“, lautete sein Rat für das Millionenspiel am Mittwoch gegen die vom Schalker Jahrhunderttrainer Huub Stevens betreuten Griechen.
„Jeder muss sich bis dahin selbst hinterfragen und versuchen, das Spiel schnell aus dem Kopf zu bekommen“, sagte Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes nach dem desaströsen Auftritt. Doch so fix kamen er und seine Kollegen aus der Wolfsburger Nummer nicht heraus. Trainer Jens Keller wollte das 0:4 gar nicht so schnell aus den Köpfen kriegen. Er setzte für Sonntag eine Besprechung an. „Ich will zuerst die Fehler aufarbeiten, erst dann werden wir uns mit Saloniki beschäftigen“, sagte der Trainer.
Er warf seinem Team Schlafmützigkeit vor. „Wenn der eine oder andere Spieler jeweils eine Sekunde pennt, wird es schwer, erfolgreich zu verteidigen. Das muss man leider so sagen“, erklärte Keller. „Da muss jemand das Heft in die Hand nehmen“, fügte er hinzu. Doch einen Wachrüttler wie den bisherigen Bayern-Star Luiz Gustavo, der einen Tag nach seiner Verpflichtung ein tolles Debüt beim VfL Wolfsburg feierte und das komplette Team beflügelte, hatten die Schalker Schlafmützen an diesem Tag nicht.
Die Mängelliste der Knappen ist lang. Sie betrifft nicht nur die Defensivschwäche, die bereits beim 3:3 gegen den Hamburger SV sichtbar wurde. Häufige Ballverluste verhinderten einen konstruktiven Spielaufbau und gefährliches Angriffsspiel. „Wolfsburg war uns in allen Mannschaftsteilen überlegen“, kommentierte Schalke-Angreifer Huntelaar den starken Auftritt der Niedersachsen, die ihre internationalen Ambitionen mit Nachdruck unterstrichen.
Die größte Schalker Chance hatte der Top-Angreifer aus den Niederlanden, als er in der 40. Minute den Innenpfosten traf. Kurz danach prallte er mit VfL-Torwart Diego Benaglio zusammen und blieb mit Knieproblemen in der Kabine. „Er hat Schmerzen und verspürt Stiche im Knie. Es sieht nicht so gut aus.“ - Kellers schlimme Vorahnung bestätigte sich am Sonntag bei genauen Untersuchungen in Gelsenkirchen. Der 30 Jahre alte Stürmer erlitt einen Innenbandteilriss im rechten Knie und fällt mehrere Wochen aus.
Die Schalker Europa-Aussichten sind bewölkt. „Wir hatten nicht alle Spieler auf Normal-Niveau“, sagte Manager Heldt. Trainer Keller muss sich die Frage gefallen lassen, ob er personell alles richtig gemacht hat. Im Vergleich zum HSV-Match änderte er den Defensiv-Verbund auf zwei Positionen. Mit Felipe Santana und Marco Höger ging das Konzept zumindest eine Halbzeit auf, doch nach der VfL-Führung durch Robin Knoche (55. Minute), der nach einem Eckball den Ball ins Tor bugsierte, lief nichts mehr zusammen.
„Wir sind auseinandergebrochen. Das darf nicht passieren“, klagte Keller über die restlichen Tore von Vieirinha (61.), Naldo (67.) und Stefan Kutschke (90.). Nationalspieler Julian Draxler und der nach seinem Länderspiel-Einsatz für Peru müde wirkende Jefferson Farfán bekamen das Spiel nicht in den Griff. Draxler merkte man die Pause wegen seiner Achillessehnen-Probleme an. „Julian hat ein paar Fehler gemacht, die ich so nicht von ihm kenne“, stellte Keller fest.