Schalkes Zick-Zack-Kurs
Der Bundesligist verspielt nicht zum ersten Mal eine 2:0-Führung. Die Mannschaft ist nicht fähig, konstant Leistung abzurufen.
Frankfurt. Als Benedikt Höwedes gut eineinhalb Stunden nach dem 3:3 des FC Schalke 04 bei Eintracht Frankfurt mit einer Bierflasche in der Hand durch die Katakomben des Stadions ging, hatte das nichts damit zu tun, dass er gerade an einem Freizeitkick teilgenommen hatte. Vielmehr wollte er den Gerstensaft nutzen, um möglichst schnell die Dopingprobe hinter sich zu bringen.
Doch wie auf tausenden Fußballplätzen in dieser Republik an jedem Wochenende üblich, dürfte auch der Kapitän der Königsblauen versucht haben, seinen enormen Frust mit einem großen Schluck herunter zu spülen. „Ich kann mich über den Punktgewinn nicht freuen. Wir haben den Sieg verschenkt“, hatte er zuvor gesagt, obwohl er in letzter Sekunde den Treffer zum Endstand (86.) erzielt hatte.
Wie bereits gegen 1899 Hoffenheim hatten die Schalker eine 2:0-Führung verspielt, um am Ende sehr glücklich gerade noch einen Punkt zu retten. Johannes Flum hatte zunächst eine Flanke von Atsuto Uchida ins eigene Tor verlängert (14.), vier Minuten später traf Joel Matip mit einem Kopfball zum 2:0. Eine überraschende Führung, weil die Hessen druckvoller und besser agierten.
Eine Spitzenmannschaft hätte diesen Zwischenstand wohl souverän verwaltet, hätte versucht, nachzulegen. Doch die Schalker standen sich wie so häufig selbst im Weg. „Wir hatten unglaublich viel Platz und enorme Konterchancen“, sagte Dennis Aogo. Doch die Gäste schlossen all diese Tormöglichkeiten noch nicht einmal mit einem Torschuss ab.
Die Mannschaft von Armin Veh nutzte dieses nachlässige Verhalten des Gegners aus, arbeitete sich zurück ins Spiel und führte plötzlich nach Treffern von Flum (56.) und Joselu (61./68.). „Das ist nicht zufriedenstellend, das ist nicht das, was ich sehen will“, urteilte Horst Heldt. „Wir hatten Phasen, da muss man sagen: Note fünf, setzen.“
Der Manager der Schalker musste sich zusammenreißen, um nicht zu einem Rundumschlag auszuholen. „Wir müssen die Kritik dosieren, auch ich“, sagte Heldt.
Die Unordnung in der Defensive, die Passivität beim Verteidigen, der fehlende Leitfaden für die Mannschaft — all diese Symptome ziehen sich belastend durch die Saison. Und Besserung scheint nicht in Sicht.
Jens Kellers Ankündigung vor Saisonbeginn, die Zahl der Gegentore deutlich zu verringern, ist ad absurdum geführt. Mit 26 Gegentreffern nach 13 Spielen sind nur der HSV und Hoffenheim in der Bundesliga noch anfälliger. Von einer Spitzenmannschaft sind die Schalker derzeit meilenweit entfernt. Gespräche mit den Spielern hat Heldt auch noch angekündigt. Wieder einmal.