Schiri-Headset kaputt: Frankfurt verzichtet auf Protest
Frankfurt/Main (dpa) - Das kaputte Headset von Schiedsrichter Manuel Gräfe - vielleicht ist das in ein paar Monaten das neue Exponat im Eintracht Museum. Fußball-Bundesligisten stellen die Kuriositäten und Besonderheiten aus ihrer Geschichte ja gern der Öffentlichkeit zur Schau.
Und so bitter es für Eintracht Frankfurt auch war, beim 0:1 (0:0) gegen den FC Augsburg einen klarer Elfmeter nicht bekommen zu haben, weil die technischen Kommunikationsmittel der Schiedsrichter nicht funktionierten: Konkrete, handfeste Folgen wird dieser Fall nicht haben. Er wird für immer eine Groteske bleiben.
Die Eintracht verzichtete am Montag darauf, einen Protest gegen die Wertung der Niederlage einzulegen. „Das war eine Tatsachen- Entscheidung. Dagegen kann man nichts tun, seitdem es Fußball gibt“, sagte Vorstands-Chef Heribert Bruchhagen der Nachrichtenagentur dpa.
Und auch für die Schiedsrichter gibt es kaum eine Handhabe, so eine Panne in Zukunft zu verhindern. „Wenn man Technik einsetzt, dann muss man auch damit rechnen, dass sie hier und da einmal versagt“, meinte der Schiedsrichter-Beauftragte der Deutschen Fußball Liga, Hellmut Krug, bei Sky90. „So einen Fall hatten wir noch nicht. Dass weder Schiedsrichter noch Assistent die Szene erkennen, der vierte Offizielle schon, er dann kommunizieren will, aber nicht kann - das kann man sich einfach nicht ausdenken.“
Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel kündigte zwar an, die Headset- Panne bei einem der nächsten Schiedsrichter-Treffen noch einmal aufarbeiten zu wollen. Der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichter- Kommission betonte in einem Interview mit „dfb.de“ aber vor allem: „Ich denke, dass war eine sehr unglückliche und ärgerliche Situation, aber doch auch eine Ausnahme.“
Von der Seitenlinie aus wollte Patrick Ittich den Spielleiter Gräfe darauf aufmerksam machen, dass der Augsburger Dominik Kohr den Frankfurter Vaclav Kadlec in der 16. Minute beim Stand von 0:0 im Strafraum umgerissen hatte. „Der vierte Offizielle hat alles genau gesehen. Er konnte uns hören, aber wir ihn nicht“, erklärte Gräfe.
Nach Meinung von Krug gibt es nur eine Chance, auf so etwas zu reagieren: „Wenn er merkt, dass er nicht durchkommt, dann muss er auf dem schnellsten Wege zum Assistenten und auf sich aufmerksam machen. Das wäre möglich gewesen“, sagte der Schiedsrichter-Funktionär. „Das ist aber kein Vorwurf an Patrick Ittrich, es war eine besondere Stress- und Drucksituation.“
So blieb Referee Gräfe am Ende nichts anderes übrig, als sich bei der Eintracht für seine Fehlentscheidung zu entschuldigen. Dort reagierte man sportlich fair, Trainer Thomas Schaaf sagte bereits kurz nach dem Spiel: „Wir haben heute selbst zu viele Fehler gemacht. Wir werden weiter an unserem Spiel arbeiten, aber nicht am Headset.“
Die Frankfurter taten gut daran, den nicht gegebenen Elfmeter nicht zum Alibi für die erste Pflichtspiel-Niederlage unter ihrem neuen Coach zu machen. Dafür waren sie vor allem spielerisch zu schwach, während die Augsburger in Person von Raul Bobadilla (49. Minute) nur eine von mehr als zehn guten Torchancen nutzten.
Nach dem Spiel war man sich höchstens nicht ganz einig darüber, wie man diesen Auftritt werten soll: Als Zeichen fehlender Qualität eines Teams, das im Sommer neu zusammengestellt wurde und Abgänge wie Pirmin Schwegler, Sebastian Rode oder Sebastian Jung kaum ersetzen kann? Oder als ein Rückschlag, wie er in Phasen des Umbruchs normal ist, weil längst noch nicht ein Rädchen ins andere greifen kann?
Schaaf warb nachdrücklich für die zweite Deutung. „Wir haben hier in den letzten Monaten einige Faktoren verändert“, erklärte er. „Bislang haben wir gut in die Spur gefunden, aber Spiele wie heute können immer mal passieren.“ Auch der 53-Jährige prangerte offen „Kopflosigkeit“ und „wenig durchdachte Aktionen“ bei seinen Spielern an. Aber er sagte auch: „Wir werden unseren Weg nicht verlassen.“