Schiris sehen „Hawk Eye“ als Hilfe

Grassau (dpa) - Achtung Torhüter, aufgepasst Abwehrspieler: Die Schiedsrichter der Fußball-Bundesliga sollen in der neuen Saison verstärkt zu robustes Einsteigen oder das Festhalten im Strafraum ahnden.

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„Wo sind Grenzen?“, sagte Herbert Fandel, der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichterkommission, zum Themenschwerpunkt beim viertägigen Saisonvorbereitungslehrgang am Chiemsee. Fandel hat ein „rücksichtsloses“ Verhalten der Torhüter beim Rauslaufen festgestellt. Zudem habe im Bereich des Strafraums „das Festhalten und das Zerren am Trikot eine dominante Rolle“ erreicht. Mehr Elfmeter sowie mehr Gelbe und auch Rote Karten könnten in der Zukunft die Folge sein.

Hellmut Krug, der Schiedsrichterexperte der DFL, verdeutlichte bei einer Pressekonferenz das „sehr rustikale“ Einsteigen der Torhüter beim Verlassen des Tores anhand des heftigen Zusammenpralls von Torwart Mitch Langerak mit Stürmer Robert Lewandowski im DFB-Pokal-Halbfinale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund.

Bayern-Stürmer Lewandowski erlitt dabei schwere Gesichtsverletzungen. Es gab keinen Elfmeter für Bayern und keine persönliche Strafe für Langerak. „Es ist mehr als ein Unfall“, beurteilte Krug die Aktion. Auch der extreme und nicht geahndete Einsatz von Nationaltorhüter Manuel Neuer im WM-Finale 2014 gegen den Argentinier Gonzalo Higuain wurde später nicht nur in Schiedsrichterkreisen heftig diskutiert.

Wie bei den Ellbogenschlägen im Luftkampf, die durch verstärkstes Ahnden zuletzt „keine Rolle mehr gespielt hätten“, rechnet Fandel mit einem raschen Lerneffekt der Fußballprofis. „Wenn wir konsequent vorgehen, verschwindet das“, prophezeit der Schiedsrichter-Chef.

Nach dem längst etablierten Freistoßspray wird die Einführung der Torlinientechnik in der Bundesliga von den Top-Schiedsrichtern einhellig begrüßt. „Der Job ist schwer genug, den wir machen. Wir freuen uns sehr über diese Hilfe. Eine Fehlerquelle kann damit ausgeschlossen werden“, sagte Felix Brych, der den Einsatz der Torkameras bereits bei der WM in Brasilien aktiv erlebte.

„Es gibt nichts Besseres“, erklärte auch Fandel zum Einsatz des „Hawk Eye“, das bereits im letzten DFB-Pokalfinale zwischen dem VfL Wolfsburg und Dortmund zum Einsatz gekommen war. Eine Uhr am Handgelenk signalisiert dem Schiedsrichter, ob der Ball die Torlinie überschritten hat. „Es wird in Zukunft keine Fehler mehr geben“, sagte Fandel. „Tor oder nicht Tor ist die wichtigste Entscheidung im Spiel“, ergänzte DFB-Abteilungsleiter Lutz-Michael Fröhlich.

Einziger Neuling unter den Erstliga-Schiedsrichtern ist der erst 25-jährige Benjamin Brand aus dem unterfränkischen Gerolzhofen. „Er ist noch sehr jung, trotzdem ist er sehr abgeklärt als Führungskraft auf dem Platz“, begründete Fandel den Aufstieg des Studenten. Ausgeschieden sind aus Altersgründen Thorsten Kinhöfer und Peter Gagelmann. Sie werden in Grassau offiziell verabschiedet.