Schürrle wettert gegen VfL-Ziele und hausgemachte Probleme
Wolfsburg (dpa) - André Schürrle hatte als einziger den Mumm, sich gegen die erdrückende Zielsetzung in Wolfsburg zu wehren.
„Wir reden immer über Platz drei, fallen aber immer weiter zurück“, sagte der Fußball-Weltmeister, nachdem er den VfL Wolfsburg beim 1:1 (0:0) gegen Darmstadt vor einer noch größeren Peinlichkeit bewahrt hatte.
In der Nachspielzeit hatte Schürrle dem Viertelfinalisten der Champions League gegen den biederen Aufsteiger nach Sandro Wagners Führung (82. Minute) zumindest noch einen Punkt gerettet. Das war natürlich trotzdem viel zu wenig für den Tabellenachten, der unbedingt wieder in die Königsklasse will. Statt Jubel gab es Pfiffe. 0:1 in Hoffenheim, nun nur 1:1 gegen Darmstadt. „Das kann nicht unser Anspruch sein“, sagte Mittelfeldspieler Maximilian Arnold.
Der Vizemeister und Pokalsieger kommt nicht vom Fleck und hat nach 27 Spieltagen bereits zehn Punkte Rückstand auf Rang drei. Dies ist der Platz, wo der VW-Club wieder hin will, denn der würde ihn erneut sicher an die Millionentöpfe der UEFA führen. „Darüber dürfen wir im Moment nicht sprechen. Es bringt nichts, wenn wir immer nur reden, wir müssen Leistung auf den Platz bringen“, wetterte Schürrle gegen die allgemeine Erwartungshaltung.
Er stand damit ziemlich allein auf weiter Flur. Obwohl der VfL der Konkurrenz in dieser Saison immer etwas zu weit hinterherrennt, werden sie in Wolfsburg nicht müde, auf das Ziel Champions League zu verweisen. „Es gibt keinen Grund, den Dienst jetzt einzustellen“, sagte Sportchef Klaus Allofs. Vor allem der Manager redet seit Wochen über nichts anderes - so groß der Abstand auch ist, so schwach die Leistungen teilweise sind.
„Es bleiben noch viele Spiele“, meinte Allofs und betonte dies so, dass der Trotz in diesem Satz noch deutlicher wurde. Obwohl der VfL selbst den Europa-League-Plätzen hinterherläuft, nennt Allofs diesen Wettbewerb gar nicht erst: „Ob wir jetzt Platz drei anvisieren sollten oder ob es am Ende doch der vierte ist, wird man sehen.“
Arnold wurde noch deutlicher: „Es wäre die falsche Herangehensweise, jetzt zu sagen, wir lassen Platz drei außer Acht. Wir müssen ja immer noch Ziele haben.“ Dann fügte der 21-Jährige noch einen Satz hinzu, als würde dies sein Team per se auf ein Niveau mit dem FC Bayern oder auch Dortmund heben: „Wir sind immer noch der VfL Wolfsburg.“
In Spanien scheint dies nicht gerade Schrecken zu verbreiten. Dort macht man sich bereits über den nächsten Champions-League-Gegner von Real Madrid lustig. „Gegen Wolfsburg und obendrein das Rückspiel im eigenen Stadion - ein solches Los hätte sich jedes andere Team auch gewünscht“, kommentierte die Madrider Zeitung „El Mundo“ am Samstag die Auslosung am Tag zuvor: „Der Wolf gleicht eher einem Lamm.“
Dies mag zum Teil Häme sein — doch Argumente dagegen hatte selbst VfL-Coach Dieter Hecking nicht: „Wir haben all das gemacht, was wir nicht hätten machen sollen. Wir haben Probleme, das können wir nicht wegreden. Die sind da. Das ist nicht das, was wir uns vorstellen.“
Und die Probleme macht sich der VfL derzeit zum Teil selbst. Max Kruse sorgte jüngst für Negativ-Schlagzeilen. Stürmer Nicklas Bendtner ist nach diversen disziplinarischen Diskussionen derzeit außen vor. Dass dies die Leistung negativ beeinflusst, bekannte Schürrle unverblümt. „Die Situation mit Nicklas ist nicht schön. Das ist auch Thema in der Mannschaft“, meinte der Torschütze.