Schwierige 96-Trainersuche: „Nicht jeder will kommen“

Hannover (dpa) - Zumindest die Selbsteinschätzung beim Tabellenvorletzten Hannover 96 funktioniert noch nach der schlechtesten Hinrunde seit dem Wiederaufstieg 2002.

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Bei der schwierigen Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Michael Frontzeck gibt sich Clubchef Martin Kind keinen Illusionen hin. „Lucien Favre steht auch da drauf“, verriet Kind der Deutschen Presse-Agentur nach dem Erstellen einer ersten Kandidatenliste mit verfügbaren Trainern. Sogleich schränkte der 71-Jährige jedoch ein: „Aber der wird wohl kaum zu uns kommen.“

Der ambitionierte, aber insgesamt triste niedersächsische Fußball-Bundesligist, in dessen Umfeld die eigene Bedeutung außerhalb Hannovers gerne maßlos überschätzt wird, steckt zum Jahreswechsel wieder einmal in einer prekären Lage. „Das ist keine einfache Situation“, sagte Kind selbst fast etwas resignierend.

Bereits vor zwei Jahren trennte sich der Club in der Weihnachtszeit von Mirko Slomka, als 96 in Abstiegsgefahr geraten war. Damals wurde am Silvestertag Tayfun Korkut als Nachfolger vorgestellt, der den Club vor dem Abstieg bewahrte, später aber auch scheiterte. Diesmal jedoch ist die Situation ungleich bedrohlicher.

Statt 18 Zähler wie damals hat der Club unter Frontzeck jetzt nur 14 mickrige Pünktchen ergattert. Die Qualität des Kaders scheint zudem aktuell wesentlich niedriger zu sein. Manche sprechen dem vom geschassten Manager Dirk Dufner zusammen gestellten Aufgebot gar die Bundesliga-Tauglichkeit ab. „Hätte ein anderer Trainer mehr aus diesem amateurhaft zusammengestückelten Kader herausgeholt“, fragte die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ bereits.

Der Kader soll nun im Winter aufgemotzt werden und Frontzecks Nachfolger damit bessere Möglichkeiten zur Rettung erhalten. Eigentlich. Denn nach dem Rücktritt Frontzecks am Montag sind weitere Gespräche mit möglichen Zugängen erstmal auf Eis gelegt. Ob nach dem japanische Nationalspieler Hotaru Yamaguchi noch die gehandelten Iver Fossum aus Norwegen oder Stürmer Simon Terodde aus Bochum kommen, hängt von den Vorstellungen des neuen Coaches ab.

„Das macht die Kaderplanung jetzt nicht einfacher“, meinte Sport-Geschäftsführer Martin Bader. Die Trainersuche hat jetzt erst einmal Priorität. „Spieler, die zu uns kommen sollen, wollen ja wissen, wer denn überhaupt Trainer bei uns ist“, erkannte Kind. Eile ist daher geboten. „Wir haben Druck“, formulierte es Kind. Der neue Trainer soll spätestens bis zum Trainingsbeginn am 4. Januar feststehen. Am besten noch vorher, damit der Kaderumbau für die Mission Klassenverbleib weitergehen kann.

Das Problem ist nur: Gute Trainer schreien derzeit nicht gerade „Hurra“, wenn 96 anklopft. Das weiß auch Kind: „Nicht jeder Trainer, der frei ist, will auch zu uns kommen.“ Laut übereinstimmenden Medienberichten gilt es als wahrscheinlich, dass der Club vor allem beim langjährigen Bremer und zuletzt Frankfurter Coach Thomas Schaaf dessen Bereitschaft abfragt. Schaaf war für eine Stellungnahme bislang nicht erreichbar, hatte im Sommer aber angekündigt, kein Jahr Pause einlegen zu wollen: „Ich bleibe jetzt drin.“

Überliefert von ihm ist auch ein Zitat, das perfekt scheint zur aktuellen Trainersuche in Hannover: „90 Prozent der Trainerverpflichtungen passieren aus der Not.“ Und die Not ist derzeit groß in Hannover.