Seeler über HSV entsetzt - Hilferufe an Magath

Hamburg (dpa) - Uwe Seeler ist entsetzt über die Verhältnisse bei seinem Hamburger SV und fordert einen kompletten Neuanfang. „Man hat uns jahrelang eine heile Welt vorgegaukelt, aber seit dem Abgang von Sportchef Dietmar Beiersdorfer herrscht in der sportlichen Abteilung Chaos“, sagte der 74-Jährige.

Seeler galt noch nie als Befürworter einer weiteren Amtszeit des Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann. Acht Trainer in acht Jahren sind ihm zu viel. „Man muss nun einen Neuanfang machen, nicht nur im Sport“, forderte Seeler in den Hamburger Medien. Die Mannschaft spiele zudem weit unter ihrem Potenzial: „Man hätte viel mehr erreichen müssen als Platz sieben.“

Viel Zeit für das Saisonziel Platz fünf scheint Trainer Armin Veh nicht mehr zu bleiben. Verlieren die Hanseaten ihr nächstes Spiel bei Bayern München, soll der 50-Jährige schon vorzeitig seine Koffer packen. Co-Trainer Micheal Oenning wurde immer wieder als Lösung genannt, nun könnte es aber frühzeitig einen namhafteren Kandidaten geben. Falls ein renommierter Coach wie Ralf Rangnick schnell zu verpflichten wäre, könnte der scheidende Vorstand um Hoffmann wieder Punkte sammeln. Der im Skiurlaub weilende Clubchef hat die Hoffnung noch nicht aufgeben, dass sich das Blatt noch wenden könnte.

Während im Internet und einigen Medien vom Retter Felix Magath geschwärmt wird, deutet im Verein nichts darauf hin, den Europapokalgewinner von 1983 zurückzuholen. Neben einem starken Sportchef Frank Arnesen könnte Magath kaum schalten und walten wie bisher. Ins Gespräch gebracht wird der (Noch-)Schalke-Trainer nicht nur als Übungsleiter, sondern auch als Hoffmann-Nachfolger.

Unterdessen rückt eine außerordentliche Mitgliederversammlung immer näher. Fast 4000 Befürworter sind bereits dafür, den von Ernst-Otto Rieckhoff geführten Aufsichtsrat zu stürzen. Via Internet wurde ein entsprechender Antrag verbreitet, den ein Zehntel (ca. 5500 Mitglieder) aller stimmberechtigten HSV-Mitglieder unterzeichnen müsste. Dann könnte es innerhalb eines Monats eine Versammlung geben.

Die Mannschaft bleibt nicht unbelastet von den Querelen, will sich aber nicht verrückt machen lassen. „Es ist eine schwierige Zeit für alle Beteiligten, so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Kapitän Heiko Westermann. Bei einer internen Sitzung haben sich die Spieler aufeinander eingeschworen und wollen bis Saisonende das Beste aus den katastrophalen Begleitumständen machen.