„Seine Rückkehr vergoldet“: VfB feiert Ibisevic
Sinsheim (dpa) - Nach dem Abpfiff hatte Vedad Ibisevic etwas Bauchschmerzen. Nein, nicht das schlechte Gewissen plagte den neuen Torjäger des VfB Stuttgart. Es war eher die große Anstrengung. „Das ist normal bei Fußballern.
Ich hab' viel getan, bin viel gelaufen“, erklärte der Bosnier.
Mit seinen zwei Volltreffern zum 2:1-Sieg der Schwaben im baden-württembergischen Bundesliga-Derby bei seinem Ex-Club war der 27-Jährige der Mann des Abends. „Es war ein ganz normales Spiel“, sagte Ibisevic vor den Fernsehkameras so cool wie vor dem gegnerischen Tor.
Zweimal flankte Khalid Boulahrouz von rechts, zweimal war Ibisevic schneller als eine früheren Kollegen Marvin Compper und Jannik Vestergaard am Ball (8./43. Minute). „Ich freue mich riesig, dass er seine Rückkehr so vergoldet hat“, meinte VfB-Trainer Bruno Labbadia. Zweimal traf Ibisevic mitten ins Herz der 1899-Anhänger: Vor dem Fan-Block der Badener feierte er vor allem seinen ersten Treffer ausgelassen. „Ich glaube, als Stürmer darf man auch jubeln, wenn man ein Tor schießt. In der Bundesliga ist das nicht so einfach, Tore zu schießen, und man tut sehr viel dafür. Da darf eine Belohnung sein“, erklärte Ibisevic.
Über „zwei fantastische Tore“ seines Neuzugangs freute sich auch VfB-Sportdirektor Fredi Bobic, der sich aber eine unpassende Bemerkung nicht verkneifen konnte: Ibisevic traf bei einem Angriffsversuch in der Schlussphase 1899-Torwart Tom Starke am Kopf, sah seine fünfte Gelbe Karte und fehlt nun seinem neuen Arbeitgeber in der Partie am kommenden Sonntag gegen den 1. FC Nürnberg. „Weil die Torhüter nur noch Weicheier sind. Wie im Kindergarten!“, meinte Bobic.
Ein Vollblutstürmer wie Ibisevic, der mit 43 Treffern noch Bundesliga-Rekordtorschütze der Nordbadener ist - genau das fehlt den Hoffenheimern. Peniel Mlapa, Ryan Babel und Roberto Firmino sind derzeit an Harmlosigkeit kaum zu übertreffen. Lediglich Ibisevic- Kumpel Sejad Salihovic, der nach abgelaufener Suspendierung in der zweiten Halbzeit auf den Platz durfte und eine starke Leistung bot, verkürzte vor 30 150 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena per Foulelfmeter (74.) auf 1:2.
In der Winterpause war Ibisevic für knapp fünf Millionen Euro Ablöse vom Kraichgau 80 Kilometer weiter nach Stuttgart gezogen. „Es hatte keinen Sinn gemacht, einen unzufriedenen Spieler zu halten“, meinte 1899-Manager Ernst Tanner am Freitagabend. Dank Ibisevic' Treffer Nummer vier und fünf für die Schwaben darf der VfB nun wieder auf einen Europa-League-Platz hoffen. „Man sieht, dass für mich der Wechsel, die neue Luft, wichtig war“, sagte er.
Nicht mehr so viel Luft nach unten haben die Hoffenheimer. „Mit 30 Punkten bleibt man nicht in der Liga“, warnten Trainer Markus Babbel und Torschütze Salihovic unisono. „Die Mannschaft hat Qualität“, sagte Babbel wieder einmal - den Beweis blieb sie aber erneut schuldig. Nach zuletzt sieben Unentschieden zuhause und der 1:7-Klatsche beim FC Bayern gab es nun einen Rückschlag gegen Babbels Ex-Club. Auch im achten Anlauf konnte Hoffenheim nicht gegen den VfB gewinnen. „Heute hat die Mannschaft verloren, die naiver war“, haderte der Coach. Nummer eins im Ländle bleibt der VfB - mit dem abgezockten Ibisevic.