Slomka vor dem Aus: Kind und Dufner suchen Alternative
Hannover (dpa) - Hannover 96 steht unmittelbar vor der Trennung von Mirko Slomka. Clubchef Martin Kind und Manager Dirk Dufner gingen am Sonntag sehr deutlich auf Distanz zum Coach der Niedersachsen.
Eine Weiterbeschäftigung des Fußball-Lehrers ist angesichts einiger Äußerungen von Kind und Dufner kaum noch vorstellbar. Das Führungs-Duo des Bundesligisten schaut sich bereits nach einer Alternative um und erweckt den Eindruck, dass es nur noch darum geht, Zeit für die Suche nach einem Nachfolger zu gewinnen.
„Ich habe heute Herrn Dufner gebeten, Namen aufzuschreiben und Profile“, sagte 96-Clubboss Martin Kind im „NDR Sportclub“. „Wir haben noch keine Gespräche geführt, aber wir beschäftigen uns natürlich jetzt auch mit dem Markt.“ Gespräche und eine genaue Analyse „nach Weihnachten oder vielleicht sogar im neuen Jahr“ sollen Aufschluss darüber geben, ob mit Slomka die Wende zu schaffen sei. „Wir werden ergebnisoffen diskutieren“, betonte Kind.
„Es gibt keine Trainer-Diskussion“, hieß es bisher stets, doch am Tag nach der achten Auswärtsniederlage beim 1:2 in Freiburg diskutierte auch Dufner öffentlich die Trainerfrage. „Wenn wir klar sagen würden, dass wir mit ihm weitermachen wollen, wäre das nicht die Wahrheit“, erklärte der Geschäftsführer beim Fernsehsender Sport1.
Die Entscheidung „soll zeitnah fallen, aber wir wollen uns nicht unter Zeitdruck setzen lassen“, sagte Dufner. „Wir wollen eigentlich mit Slomka weitermachen“, erklärte der Manager zudem und schob dann noch schnell nach: „Man muss aber auch den Mut haben, einen Schnitt zu machen.“
Dieser Schnitt scheint spätestens nach dem erneut schwachen Auftritt in Freiburg unausweichlich. Die als „Endspiel“ bezeichnete Partie konnte keinen neuen Argumente für den Trainer liefern. „Freiburg hat einige Fragestellungen vertieft“, sagte Kind am Sonntag beim Pay-TV-Sender Sky: „Wir haben gegen Freiburg gespielt, nicht gegen Bayern München.“
Noch scheut der Unternehmer sich, das Aus offiziell zu verkünden. Aber nichts spricht mehr für den ehemaligen Erfolgstrainer, der Hannover 96 zweimal in die Europa League führte und nun von den Verantwortlichen schon derart demontiert ist, dass eine Weiterbeschäftigung undenkbar scheint.
Die Bilanz von Slomka, der bei den Niedersachsen einen Vertrag bis 2016 besitzt, ist nach der schwachen Rückrunde 2012/13 auch in der neuen Saison erschreckend. Nur ein Sieg gelang in den vergangenen elf Bundesligaspielen, erstmals seit Eintracht Frankfurt vor 25 Jahren beendete in 96 ein Club die Hinrunde ohne einen Auswärtspunkt. Die teuerste Mannschaft der Vereinsgeschichte liegt zehn Punkte hinter den avisierten Europapokalrängen und nur vier vor dem Relegationsplatz.
„Wir müssen in der Winterpause die richtigen Entscheidungen und Maßnahmen treffen, um dann voll anzugreifen“, sagte Slomka - und dachte dabei wohl nicht an seine Entlassung. Zumindest kündigte der Coach ganz selbstverständlich Aufräumarbeiten an und zweifelte in der Öffentlichkeit nicht an seiner Zukunft als 96-Coach. „Ich gehe grundsätzlich davon aus, mit Hannover 96 in die Rückrunde zu gehen, weil wir gut zusammenarbeiten“, beteuerte er.
Slomka bemängelte im Breisgau mangelnde Explosivität und Verbissenheit vor dem Tor, ansonsten erkannte er „taktisch viele gute Sachen“. Das sahen jedoch nicht alle so. „Das ist auswärts nicht Erstliganiveau. Wir müssen uns alle hinterfragen“, meinte Torwart Ron-Robert Zieler schonungslos. Bei den Gegentoren von Admir Mehmedi (25./36. Minute) war er machtlos, der Ehrentreffer von Leonardo Bittencourt (90.+2) konnte ihn auch nicht besänftigen. „Wir haben es auswärts dieses Jahr echt verbockt“, kritisierte Zieler. „Wir müssen uns zusammenreißen und in der Rückrunde in erster Linie auswärts anders auftreten.“