Sommerpause: Freude nur beim FC Bayern
Die Liga klagt über die lange Pause. Nur Rummenigge sieht das Ganze positiv.
Düsseldorf. Nationalspieler brauchen Ruhe. Nicht nur der Körper, auch Geist und Seele sollen baumeln. Nach den traumatischen Tagen bei der Euro, der Niederlage im Halbfinale gegen Italien. Und überhaupt. Vor allem die Bayern. Wer wird schon gerne überall Zweiter wie einst Bayer Leverkusen. Ruhe ist angesagt. Andererseits, wer will schon gerne nach Hagel und Dauerregen durch tiefe Pfützen im Sommer schliddern, wenn man im November bei soliden 18 Grad wunderbar Fußball spielen kann.
Einige regen sich über die lange Sommerpause trotzdem immer wieder auf. Wolfgang Holzhäuser zumal. Der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen ist sauer. Wie soll man das hauptamtliche Personal beschäftigen? Holzhäuser schimpft: „Dank der formidablen Terminplanung der allherrlichen Verbände müssen die Betroffenen länger Urlaub machen als alle anderen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“
Klaus Allofs, der Kopf von Werder Bremen, macht sich über die Terminplanung schon lange keinen mehr. „Da reden wir doch jedes Jahr drüber“, sagt er. Und Karl-Heinz-Rummenigge, Vorstandschef des Rekordmeisters FC Bayern München, freut sich sogar: „Weil die Bundesliga so spät beginnt, haben die Trainer ausreichend Zeit, auch die Nationalspieler vernünftig auf die Saison vorzubereiten.“
Holzhäuser widerspricht mit Nachdruck: „Die Trainer haben Probleme, die Spannung hochzuhalten, weil nichts Spannendes passiert. Es ist wirklich an der Zeit, ernsthaft über die Terminplanung nachzudenken. Es muss einfach mehr Rücksicht auf die Profivereine genommen werden.“
Markus Babbel, Trainer in Hoffenheim, schlägt vor, von März bis Dezember durchzuspielen. Andererseits nennt Babbel die lange Pause „lebensnotwendig für die Spieler“. Das sagt auch Ewald Lienen. „Die Spieler des FC Bayern waren doch schon bei der Europameisterschaft nicht hundertprozentig fit.“ Lienen kritisiert seit Jahren die zu hohe Anzahl der Pflichtspiele für die Nationalspieler. „Zeit für Regeneration gibt es doch fast gar nicht mehr.“
Holzhäuser bezeichnet die zu lange Sommerpause als „unverantwortlich“, Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen nennt die Pause „katastrophal lang“, und Nürnbergs Trainer Dieter Hecking sagt: „Man kann sicher Argumente für eine lange Pause finden, ich finde aber, sie zieht sich wie Kaugummi.“ 111 lange Tage müssen Trainer, Spieler, Manager und Fans dieses Jahr auf den Beginn warten, im vergangenen Jahr zählten die Statistiker 83 Pausentage, im Jahr der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika 104.
Werder-Trainer Thomas Schaaf sagt: „Natürlich ist die Pause ganz schön lang, aber ich weiß schon jetzt, dass mir am Ende trotzdem wieder die Zeit fehlt.“ Allofs sieht das Ganze inzwischen ganz pragmatisch: „Großartige Veränderungen, was die Länge angeht, wird es in der Bundesliga nicht geben. Drei Monate ohne Einnahmen finde ich nicht wirklich dramatisch.“