Bayern schlägt Düsseldorf Souveräner Sieg gegen Fortuna - Flick entfesselt die Bayern
Düsseldorf · Der Rekordmeister erinnert beim souveränen 4:0 in Düsseldorf an die großen Tage unter Guardiola oder Heynckes. Geht es nach den Spielern, liegt das am neuen Trainer.
Robert Lewandowski machte kein glückliches Gesicht, als er am Samstagnachmittag durch den Kabinengang der Düsseldorfer Fußballarena schlenderte. Zum ersten Mal in dieser Bundesligasaison war der Stürmer des FC Bayern München leer ausgegangen. Weswegen nicht nur seine schöne Serie (elf Spiele in Folge mit mindestens einem Tor) endete, sondern auch seine unschöne (noch nie hat er gegen die Fortuna getroffen) fortbestand. Doch nach außen gab sich Lewandowski entspannt: „Irgendwann musste das doch mal passieren", sagte der 31-Jährige. Und auch die Kollegen machten sich wenig Sorgen, dass die Laune des besten Stürmers der Liga nachhaltig getrübt sein könnte: „Ich hoffe, dass er trotzdem zufrieden ist“, sagte Joshua Kimmich, dessen Grinsen verriet, dass er es allemal ist.
Kimmich war nicht allein, auch Mitspieler, Trainer, Vorstand, Fans waren nach dem 4:0-Erfolg bei der Fortuna fröhlich gestimmt. Noch liegen die Bayern in der Tabelle hinter Mönchengladbach und Leipzig, doch die 6000 Bayern-Anhänger sangen in Düsseldorf schon wieder von der Deutschen Meisterschaft. Und es gab nicht wenige Beobachter, die das für eine legitime Prognose hielten.
Nichts erinnerte mehr an das Team, das vor nicht allzu langer Zeit daheim gegen Hoffenheim verlor, in Augsburg nur 2:2 spielte, sich im Pokal beim Zweiligisten VfL Bochum zu einem 2:1 quälte, ehe es in Frankfurt mit 1:5 unterging. Die Düsseldorf-Bayern sahen aus wie zu besten Zeiten unter Pep Guardiola oder Jupp Heynckes: dominant, spielfreudig, konsequent.
Es dauerte eine halbe Stunde, da hatten Benjamin Pavard (11.), Corentin Tolisso (27.) und Serge Gnabry (34.) ein 3:0 herausgeschossen. Nun fehlte den Düsseldorfern natürlich nicht nur eine offensive Spielidee, sie leisteten sich auch defensiv stete Aussetzer. Die ersten beiden Tore seien „Geschenke von uns“ gewesen, fasste Abwehrspieler Matthias Zimmermann treffend zusammen. Und dennoch waren die Bayern darauf nur bedingt angewiesen. „Eindrucksvoll gut“ sei die erste Hälfte gewesen, sagte Münchens Trainer Hansi Flick, der nach drei Spielen in Bundesliga und Champions League auf drei Siege und 10:0 Tore zurückblicken darf.
Die Liga muss also wieder fürchten, dass es im Mai so endet, wie sie zuletzt immer endete: mit einer Meisterfeier auf dem Marienplatz. Bereits beim 4:0 gegen Dortmund vor zwei Wochen schien sich der alte FC Bayern zurückgemeldet zu haben, aber es ist ja eher der Alltag, der über Titel entscheidet, Spiele gegen Düsseldorf, Paderborn, Union Berlin. So könnte dieser Spieltag in einigen Monaten vielleicht als einer der entscheidenden auf dem Weg zum neunten Titel in Serie angesehen werden: Gladbach (0:2 bei Union) und Dortmund (3:3 gegen Paderborn) ließen Punkte liegen, die Bayern lösten eine ähnliche Aufgabe mit Bravour.
Flick, vorerst nur bis Weihnachten Chef, hat ihnen das Selbstverständnis zurückgegeben – mit taktischen Mitteln. „Wir wollen gute, kontrollierte Offensivaktionen haben – das gelingt uns in den letzten drei Spielen sehr gut", sagte Thomas Müller, was unmissverständlich auf Flick-Vorgänger Niko Kovac anspielte. Zwar nannte kein Bayernspieler den Namen des ehemaligen Trainers, aber wie wenig ihnen dessen eher defensive Vorgaben gefallen hatten, kam am Samstag immer wieder zum Vorschein. „Es ist schwieriger, immer zehn Spieler auszuspielen, anstatt offensiv den Ball zu gewinnen und dabei 20, 30 Meter vor dem Tor zu sein", befand Kimmich – und wusste, wem das zu verdanken sei: Das mutigere Anlaufen sei „ganz klar Vorgabe des Trainers".
Auch Manuel Neuer verspürte wenig Lust, die Unterschiede zu verschweigen: „Wir haben viel Vertrauen in den Neben- und Vordermann, weil die Wege einfach kürzer sind, man hört das, was man auf dem Platz sagt. Wenn man zehn, 15 Meter auseinander steht oder 20, 30, ist das ein Riesenunterschied auf dem Fußballplatz.“
So soll es auch am Dienstag weitergehen. Dann geht es bei Roter Stern Belgrad um den Sieg der Champions-League-Gruppe. Und um eine weitere Serie von Robert Lewandowski, auch im Europapokal hat er bislang jedes Spiel getroffen.