„Special One“ hilft nicht: Berlin-Trip kein BVB-Vergnügen
Berlin (dpa) - Berlin ist für Borussia Dortmund auch unter Trainer Thomas Tuchel irgendwie kein Vergnügen mehr. Dabei hatte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke mit dem derzeit vereinslosen Star-Trainer José Mourinho einen ganz speziellen Gast mit ins Olympiastadion gebracht.
„Ich wusste es nicht und es ist überhaupt nicht okay“, konnte Tuchel nach dem 0:0 bei der aufmüpfigen Hertha zumindest darüber scherzen, dass „Special One“ Mourinho die ersten verlorenen Punkte des Jahres 2016 an der Seite von Watzke erlebte. „Die Wahrheit: Ich wusste es und es ist natürlich völlig okay“, fügte der Trainer lächelnd an.
Doch wirklich Grund zur Freude hatten Tuchel und seine Profis nicht. Erstmals in dieser Saison gelang kein eigener Liga-Treffer, Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang erwischte einen gebrauchten Tag - und am Abend erlebten der Trainer, Watzke und Mats Hummels auch noch live die schmerzhafte 74:78-Pleite von Basketball-Kooperationspartner ALBA Berlin gegen Ludwigsburg. „Wir hatten schon ein paar gute Aktionen. Am Ende war es eine Mischung aus mangelndem Vertrauen und Tagesform“, fasste Tuchel die sportliche Leistung des eigenen Teams gegen eine „leidenschaftliche Hertha“ zusammen.
Dass drei Stunden später auch der klare Bundesliga-Spitzenreiter Bayern München beim 0:0 in Leverkusen zwei Punkte liegen ließ, passt ins Bild, das der Tabellenzweite in der Hauptstadt vermittelte. An eine Bayern-Jagd können die Dortmunder angesichts der - nun weiter - acht Punkte Rückstand nicht mehr richtig glauben. Andererseits müssen sich die Borussen durch eine bisher eindrucksvolle Saison um Platz zwei nicht mehr ernsthaft sorgen. „Es war nicht unser bestes Spiel. Aber wenn man nicht gewinnen kann, dann ist ein Unentschieden das Mindeste“, erklärte der Dortmunder Weltmeister Matthias Ginter.
Ein bisschen fehlende Geduld, ein bisschen der schlechte Rasen - da konnte auch Mourinho nicht helfen, der gern in England weiterarbeiten möchte. BVB-Geschäftsführer Watzke hatte den gut bekannten Trainer-Guru nach Berlin eingeladen, wo für die Borussen schon bei den letzten Auftritten (0:1 gegen Hertha und 1:3 in Wolfsburg im Pokalfinale) nichts zu holen war.
Und auch diesmal musste Abwehrmann Hummels einräumen: „In Anbetracht des Spiels ist das Ergebnis okay, weil wir keine Topleistung gebracht haben. Man ruft allerdings nie über 17 Spiele Topleistungen ab.“
Eine gut organisierte Hertha knackte den Tore-Code des BVB, blieb als erstes Ligateam in dieser Spielzeit gegen die Schwarz-Gelben ohne Gegentreffer. So sei es für den Überraschungs-Dritten „ein genießbares 0:0“ gewesen, sagte Trainer Pal Dardai stolz. Seit nun sieben Pflichtspielen hat Hertha nicht mehr verloren. Das dritte Remis in diesem Jahr ließ den Vorsprung der Berliner (35 Punkte) gegenüber Schalke (33) und Mönchengladbach (32) allerdings auch schmelzen.
„Es zeichnet uns aus, dass wir es bisher geschafft haben, gegen alle unterschiedlichen Arten von Verteidigung Tore zu erzielen“, erinnerte Tuchel an die 19 Spiele vor dem Auftritt in Berlin. Da war allerdings auch meist Aubameyang der Tore-Hauptdarsteller. Dieses Mal holte der Trainer den 20-Treffer-Mann sogar vorzeitig vom Platz, weil er ihm keinen „entscheidende Situation“ mehr zutraute. „Wir haben es aber auch nicht geschafft, ihn in die entscheidende Situation zu bringen.“
Die größten Chancen auf den Dreier hatten sogar die Gastgeber. Bei einem Kopfball des bärenstarken John Anthony Brooks sowie Kontergelegenheiten von Salomon Kalou und Alexander Baumjohann musste Dortmund sogar das Glück bemühen. Und Tuchel durfte am Ende des Berlin-Ausflugs zu Mourinhos besonderem Besuch noch frotzeln: „Wenn er mich nächste Woche ablöst, ist es nicht mehr okay.“