Schaaf zu 96-Krise und Slapstick: „Angst essen Seele auf“

Hannover (dpa) — Immer wieder kopfschüttelnd und ungewohnt drastisch hat Thomas Schaaf die Lage bei Hannover 96 dargestellt.

Foto: dpa

„Man sieht, es ist totale Verunsicherung da, es ist Angst da“, sagte der Trainer, der den Club vor dem Abstieg retten soll - und fasste die Lage mit dem Titel eines Films von Regisseur Rainer Werner Fassbinder zusammen: „Angst essen Seele auf.“

Nach nur drei Spielen als Trainer des niedersächsischen Fußball-Bundesligisten wirkt Schaaf ratlos. Für die schlechteste Vorstellung einer erschreckend schwachen Saison - das 0:1 (0:1) gegen Mainz 05 - fand der langjährige Werder-Coach nur eine Erklärung. „Die Verunsicherung ist brutal. Man merkt ja, dass da eine Glocke drüber ist.“

Hoffnungsschimmer gibt es für das zusammengewürfelte Team kaum. Die Mannschaft ist am Tiefpunkt. Den Mainzern reichte eine mäßige Vorstellung, um 96 mühelos und im zehnten Versuch erstmals in Hannover zu schlagen.

Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler sagte danach Worte, die er so oder ähnlich schon häufiger benutzt hat in dieser Spielzeit. „Das ist extrem bitter“, kommentierte der Nationalspieler: „Das ist sehr enttäuschend für uns.“

Bezeichnend war das Tor des Spaniers Jairo (24.), der mit einem Schüsschen nach ungestörter Vorarbeit von Christian Clemens den einzigen Treffer erzielte. Sarkastisch fasste Schaaf das Abwehrverhalten zusammen: „Zwei mehr, dann hätten wir neun Spieler gehabt, die zugucken.“

Bezeichnend war auch, dass der Mainzer Torhüter einen seiner langweiligsten Bundesliga-Nachmittage erlebte. Loris Karius musste nur ein Mal ernsthaft seinem Beruf nachgehen, als Hugo Almeida in der 80. Minute den einzigen halbwegs gefährlichen Torschuss abgab.

Auch der Kaufrausch in der Winterpause half nicht. Manager Martin Bader holte sechs Spieler, darunter Hotaru Yamaguchi. Doch der Profi aus Japans zweiter Liga erwies sich gegen Mainz als völlig überfordert und wurde noch in der ersten Halbzeit ausgetauscht. Zuvor hatte Yamaguchi für eine Slapstick-Einlage gesorgt, als er Mitspieler Uffe Bech mit einem Pressschlag stoppte.

Ohnehin sorgte Schaaf mit seiner Aufstellung für Verwunderung. Zum einen, weil er mit Salif Sané den besten Feldspieler der Hinrunde zunächst auf der Bank ließ. Zum anderen, weil er den als Zerstörer bekannten Manuel Schmiedebach zum dritten Mal als Ersatz für den noch nicht einsatzbereiten Hiroshi Kiyotake auf der Zehner-Position auflaufen ließ. Schaaf ließ kritische Fragen dazu nicht gelten. „Egal auf welcher Position, du musst den Ball über zehn Meter an den Mann bringen“, antwortete er.

Auch die Spieler scheinen keine Hoffnung mehr zu haben. Am besten fasste das Christian Schulz zusammen. „So, wie wir heute gespielt haben, schaffen wir es nicht“, sagte der Kapitän.