Spiegelbild der Saison: Bremen unterliegt in Nürnberg

Nürnberg (dpa) - Beim Abpfiff einer total verkorksten Bundesliga-Spielzeit war Thomas Schaaf bei Werder Bremen noch einmal allgegenwärtig.

„Wir wollten Thomas eigentlich drei Punkte schenken. Aber das Spiel war eben ein Spiegelbild der gesamten Saison. Das ist einfach enttäuschend, dass wir wieder mit leeren Händen nach Hause fahren“, klagte Manager Thomas Eichin nach dem mit dem 2:3 (1:0) am Samstag beim 1. FC Nürnberg herb missglückten Ausklang eines desaströsen Fußball-Jahres.

Drei Tage nach der Trennung vom langjährigen Erfolgscoach war der Abschiedsschmerz allen Bremern deutlich anzumerken. Erst betraten die Profis in Erinnerung-Shirts („Niemals geht man so ganz! Danke Thomas!“) den Rasen. Dann feierten die Anhänger ihren Ex-Coach noch einmal mit anhaltenden Sprechchören. „Die Fans haben das toll gemacht“, lobte Eichin. „Und ich gehe davon aus, dass Thomas das mitbekommen hat.“

Das Spiel auf dem Nürnberger Rasen, bei dem die Gäste von Schaafs langjährigem Co-Trainer Wolfgang Rolff betreut wurden, war angesichts der spektakulären Trennung von Bremens Urgestein fast Nebensache. Dabei waren die Hanseaten vor allem in der ersten Halbzeit bemüht, ihrem Ex-Coach aus der Ferne noch ein Abschiedsgeschenk zu machen.

Fast nach Belieben dominierte Bremen die Partie, und keinen Zuschauer hätte es gewundert, wenn die Gäste zur Pause mehr als nur die 1:0-Führung durch den quirligen Kevin de Bruyne (37. Minute) herausgespielt hätten. „Die erste Halbzeit haben wir klar bestimmt“, erkannte Rolff. Der Platz neben ihm auf der Bank war in Erinnerung an Schaaf leergeblieben.

Dann demonstrierte der frühere Champions-League-Teilnehmer eindrücklich, warum er mit Platz 14 das schlechteste Ergebnis seit 1980 einfuhr. Vorne wurden die Chancen nicht genutzt, zum Unwillen von Interimscoach Rolff. „Wir haben es versäumt, das zweite Tor zu schießen.“ Hinten erwies sich die Defensive bei den Gegentreffern durch Per Nilsson (61.), Sebastian Polter (81.) und Tomas Pekhart (88.) als zu löchrig. De Bruynes zweites Tor war egal (89.).

Nur gut, dass der Klassenverbleib am vorletzten Spieltag unter Dach und Fach gebracht worden war - noch unter Schaaf. Ob Bremen einem finalen Abstiegskrimi gewachsen gewesen wäre? „Ich bin heilfroh, dass dieser Kelch an uns vorbeigegangen ist“, sagte Manager Eichin abends im ZDF-Sportstudio. Es war das einzige Mal, dass er wirklich strahlte.

Die Franken durften nach ihrem furiosen Schlussspurt noch einmal kräftig mit ihren Fans feiern, und Trainer Michael Wiesinger freute sich bereits auf seine anstehende Vertragsverlängerung. „Wir werden auf jeden Fall zusammenkommen.“ Sport-Vorstand Martin Bader bilanzierte: „Wir haben sogar noch den Sprung auf Platz zehn gemacht. Wir sind sehr zufrieden.“ Klar - immerhin steht man noch vor dem VfL Wolfsburg mit Wiesinger-Vorgänger Dieter Hecking.