„Angenehmster Moment“ für Schalke-Coach Keller

Freiburg (dpa) - Ein emotionaler Typ wie Christian Streich wird aus Jens Keller wohl nicht mehr - aber die Erleichterung nach der abgewendeten Blamage war beim Schalke-Trainer offensichtlich.

„Wenn man so viel Feuer kriegt als junger Trainer, ist es nicht immer ganz einfach“, sagte Keller bei Sky über die Kritik an seiner Person. „Aber ich glaube, ich habe es ganz ordentlich gemacht.“ Denn unterm Strich darf Keller notieren: Platz vier verteidigt, die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation gesichert.

Streich konnte sich nach dem unglücklichen 1:2 (0:1) im letzten Saisonspiel der Fußball-Bundesliga gar nicht freuen. Nicht über Rang fünf und die damit verbundene Rückkehr in den Europacup, nicht über die beste Platzierung seit 18 Jahren. Keller dagegen darf befreit von einer großen Hypothek in die Sommerpause gehen. „Am Ende, nach der Bundesliga-Saison, ist ein Tabellenplatz auch die Wahrheit. So wird abgerechnet“, sagte Sportdirektor Horst Heldt. „Natürlich ist das sehr, sehr wichtig gewesen.“

Statt in Europas Provinz vorstellig werden zu müssen, kann sich der Revierclub nach dem Treffer von Julian Draxler (20. Minute) und dem Eigentor von SC-Kapitän Julian Schuster (58.) weiter Hoffnung auf die große Bühne Königsklasse machen. Der Ausgleich von Jonathan Schmid (54.) fiel nicht ins Gewicht. Zweimal in Serie kam Schalke bisher nie in die Champions League.

„Durch den Trainerwechsel haben wir nochmal die Kurve gekriegt und die Ziele erreicht, die wir uns vorgenommen haben“, lobte Kapitän Benedikt Höwedes seinen Vorgesetzten. Eine Niederlage im Breisgau dagegen hätte Kellers Position trotz des frisch unterzeichneten Vertrags bis 2015 auf Schalke arg geschwächt. Der Schlusspfiff sei daher „der angenehmste Moment“ seiner Trainerkarriere in Gelsenkirchen gewesen, gestand der 42-Jährige.

Streich dagegen verstand diesen Augenblick als Startschuss zum Grummeln. „Wir haben heute ein Spiel verloren. Da freue ich mich nicht“, entgegnete der SC-Trainer den Fragestellern, die sich über seine trotz der tollen Saison demonstrativ zur Schau gestellte schlechte Laune wunderten. „Ich freue mich auch manchmal. Nur jetzt nicht.“

Streich glaubt offenbar nicht daran, dass Freiburg in der kommenden Saison erneut befreit von jeglichen Abstiegssorgen auftreten kann. „Das ist ein Ausreißer, das wird sich nächstes Jahr wieder relativieren. Unsere ganze Offensive ist weg, jetzt müssen wir wieder neue Spieler einbauen“, betonte der 47-Jährige. Max Kruse, Daniel Caligiuri, Jan Rosenthal und Johannes Flum wurden wie Ezequiel Calvente und Erik Jendrisek verabschiedet - macht zusammen 21 der 45 Freiburger Saisontore.

Präsident Fritz Keller kündigte daher einige Neuzugänge an. „Wir werden mindestens auffüllen. Wenn dann noch etwas kommt, wo die Faktoren stimmen, also Charakter, Finanzen und Leistungsbereitschaft, dann kann es sein, dass wir auch einen oder zwei mehr im Kader haben. Aber das muss nicht unbedingt sein“, sagte er. „Wir werden uns auf keinen Fall in Unkosten stürzen oder ein Risiko eingehen. Das ist unser Ziel, auch für die Zukunft.“