1:1 gegen Köln: Ratlosigkeit bei heimschwachen Bremern
Bremen (dpa) - Desillusioniert schlich Werder-Trainer Viktor Skripnik über den Platz. Seine Profis trugen bedröppelt ein Banner mit frohen Weihnachtswünschen an die Fans über den Rasen - nach Festtagsstimmung war den Bremern nach dem 1:1 (1:0) gegen den 1. FC Köln nicht zumute.
Im Gegenteil: Die Niedergeschlagenheit war spürbar. „Jeder Spieler hatte Angst, den entscheidenden Fehler zu machen. Das ist Psychologie“, sagte Werder-Trainer Viktor Skripnik, der ratlos wirkte: „Was soll ich machen? Soll ich selber auf den Platz rennen und mitspielen?“
Der schwächsten Heim-Mannschaft der Fußball-Bundesliga reichte am Samstag auch Jannick Vestergaards frühes 1:0 aus der vierten Minute nicht zum zweiten Heimsieg der Saison. Dusan Svento erzielte vor 40 727 Zuschauern im Weser-Stadion mit seinem ersten Bundesliga-Tor den unverdienten Ausgleich für die Gäste (79.) „Man hat deutlich gemerkt, dass uns ganz klar das Selbstbewusstsein fehlt in gewissen Situationen“, klagte Werders Sportchef Thomas Eichin. „Wir waren teilweise zu fahrig“.
Beide Mannschaften bleiben durch das Remis auch im vierten Liga-Spiel nacheinander ohne Sieg. Die Kölner sind mit 21 Punkten weiter Zehnter, Werder hat als 13. erster 15 Punkte verbucht. Der Druck auf Skripnik hält vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale bei Borussia Mönchengladbach an. Gegen die Borussia war Bremen 104 Tage zuvor der bislang einzige Heimsieg dieser Saison gelungen. Seit dem 2:1 gegen Gladbach im August gab es im Weser-Stadion fünf Bundesliga-Niederlagen nacheinander. Köln geht zumindest mit einem moralischen Erfolgserlebnis in das Heimspiel gegen Borussia Dortmund.
Zu Beginn demonstrierten die Bremer, dass sie ihre miserable Heimbilanz unbedingt aufbessern wollten. Florian Grillitsch, der für den verletzten Zlatko Junuzovic in die Elf gerückt war, spielte die erste Ecke kurz zu Kapitän Clemens Fritz. Der Ex-Nationalspieler flankte zu Vestergaard - und sah, wie der Abwehr-Hüne mit der Schulter traf. Dem Selbstverständnis im Bremer Spiel half das Tor allerdings nicht. Es gab kaum gute Aktionen in der Offensive.
Am bis dahin überschaubaren Niveau der Partie hatten aber auch die Gäste ihren Anteil. Erst nach einer halben Stunde verbuchte Anthony Modeste mit einem zu hoch platzierten Schuss die erste Chance der Kölner. Bremen hatte noch vor der Pause die große Chance zur Vorentscheidung. Dominique Heintz kam Anthony Ujah im Strafraum nahe genug, um Schiedsrichter Guido Winkmann nach 37 Minuten einen umstrittenen Elfmeterpfiff zu entlocken. Der von den Kölner Fans konsequent ausgepfiffene Stürmer trat gegen seinen Ex-Club selbst an und scheiterte an Timo Horn.
Den verschossenen Strafstoß machte Skripnik als „Knackpunkt“ der Partie aus. Sein Kölner Trainer-Kollege Peter Stöger meinte: „Wir haben erst nach dem gehaltenen Elfmeter die Körpersprache und das Engagement gezeigt, das wir uns vorgestellt haben.“
Nach der Pause beschränkte sich Bremen fast nur noch aufs Verteidigen. Köln belagerte den Strafraum, klare Gelegenheiten blieben Mangelware. Bremen war dem 2:0 sogar näher, jubeln durften dann aber doch die mitgereisten Kölner Fans. Svento belohnte sich bei seinem Startelfdebüt mit dem ersten Liga-Treffer seiner Karriere. „Das ist zu wenig“, haderte Bremens Felix Kroos. „Wir haben in der zweiten Halbzeit viel zu tief gestanden und den Gegner dadurch wieder ins Spiel kommen lassen.“
Die Spieldaten:
Ballbesitz in %: 41,4 - 58,6
Torschüsse: 10 - 12
gew. Zweikämpfe in %: 48,2 - 51,8
Fouls: 17 - 9
Ecken: 6 - 4
Quelle: optasports.com