FC Augsburg mit nächster Überraschung: 1:0 beim HSV
Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV verstand die Welt nicht mehr. Klarste Chancen und am Ende 0:1 gegen Abstiegskandidat FC Augsburg. Im vorangegangenen Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth war es ähnlich, da stand es am Ende wenigstens 1:1.
„Wir haben das Spiel über die gesamte Zeit bestimmt und einmal geschlafen. Deshalb haben wir verloren“, kommentierte Nationaltorhüter René Adler die Hamburger Pleite. Statt Rang vier steht Platz sieben zu Buche. Dagegen konnten die Augsburger ihr Glück kaum fassen. Der Tabellen-16. macht in der Fußball-Bundesliga immer mehr Boden gut. Geht es so weiter, können die Schwaben gar den Relegationsplatz verlassen. Von neun Rückrundenspielen haben sie vier gewonnen und 15 Punkte geholt. „Der Gegner hat das Spiel bestimmt, wir hatten Glück“, meinte Trainer Markus Weinzierl und atmete tief durch.
Das Siegtor hatte Jan-Ingwer Callsen-Bracker schon nach acht Minuten erzielt. 52 529 Zuschauer im Hamburger Stadion staunten. Zehn Minuten vor Schluss sah der erst elf Minuten zuvor eingewechselte Maximilian Beister die Rote Karte. Der Stürmer hatte den Augsburger Daniel Baier im Luftkampf mit dem Fuß getroffen. „Da hätte Gelb gereicht“, meinte HSV-Trainer Thorsten Fink, der verärgert war. „Wir haben die erste Viertelstunde klar verschlafen. Wir haben den Gegner aufgebaut.“
Eine Hiobsbotschaft hatten die Hamburger unmittelbar vor dem Anpfiff zu verkraften: Spielgestalter Rafael van der Vaart musste wegen eines Magen-Darm-Infekts passen. Ohne den Strippenzieher musste Fink am Ende konstatieren: „Das Überraschungsmoment hat gefehlt.“ Ersatzmann Tolgay Arslan mühte sich eine halbe Stunde lang auf der zentralen Mittelfeldposition, dann beorderte Fink Heung-Min Son in die Mitte und Arslan musste nach rechts weichen. An Kreativität, Geradlinigkeit und Präzision fehlte es den Gastgebern aber weiterhin.
Die Platzherren brauchten gut 20 Minuten, um den frühen Rückstand zu verdauen. Den hatte Callsen-Bracker bei der ersten Aktion der Gäste vor dem HSV-Tor per Kopf erzielt. Nationaltortorhüter René Adler zeigte bei dem Kracher aus Nahdistanz keine Reaktion.
Die Hamburger verzeichneten die größeren Spielanteile (64:36 Prozent Ballbesitz), vergaben jedoch drei glasklare Chancen binnen zwölf Minuten. Torjäger Artjoms Rudnevs verpasste zunächst eine Hereingabe vom agilen Linksverteidiger Marcell Jansen (28.) aus drei Metern, dann setzte er einen Kopfball nach Flanke von Dennis Aogo frei vor Gästetorhüter Mohamed Amsif neben den Kasten (40.). Aogo kniete entsetzt am Boden und raufte sich die Haare. Zwischendurch parierte Amsif einen Schuss von Son in großem Stil (37.). „Wenn man aus einem Meter das Tor nicht trifft, kann man das Spiel nicht gewinnen“, zürnte Linksverteidiger Jansen, der nach seiner fünften Gelben Karte im nächsten Spiel fehlen wird.
Die mit „Wut im Bauch“ (Trainer Weinzierl) wegen der vorangegangenen Heimniederlage gegen Nürnberg angereisten Augsburger spielten selbstbewusst und mauerten keineswegs. Ihre verstärkte Abwehr stoppte den HSV ein ums andere Mal, die Konter versandeten jedoch zumeist. Bis auf einen weiteren Kopfball von Ragnar Klavan, der übers Tor strich (11.), hielt sich die Torgefahr der Schwaben in Grenzen. Weinzierl: „Das war ein Spiel in eine Richtung. Wir haben mit Glück und Leidenschaft gewonnen.“
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 67,5 - 32,5
Torschüsse: 16 - 6
gew. Zweikämpfe in %: 63,5 - 36,5
Fouls: 19 - 17
Ecken: 10 - 3
Quelle: optasports.com