Frankfurt feiert Europa-League-Einzug

Frankfurt/Main (dpa) - In der letzten Minute dieser für Eintracht Frankfurt so grandiosen Saison musste man sich um die Statik des Stadions ernsthaft Sorgen machen.

Auf der Anzeigetafel wurde gerade der 0:1-Rückstand des größten Konkurrenten Hamburger SV verkündet, als mitten in den ohnehin schon ohrenbetäubenden Jubel hinein der Frankfurter Ausgleich zum 2:2 (1:2) nach 0:2-Rückstand gegen den VfL Wolfsburg fiel. Rund 50 000 Menschen schrien, trampelten oder sprangen herum, denn in diesem Moment war klar: Die Eintracht braucht keine Leverkusener Hilfe mehr. Sie hat als Aufsteiger aus eigener Kraft nach sieben Jahren Abstinenz den Europapokal erreicht.

„Das ist eine einzigartige Saison. Mehr kann man als Aufsteiger nicht erwarten“, meinte Torjäger Alexander Meier, der mit seinem Foulelfmeter zum 1:2 (36.) die Wende eingeleitet hatte.

Am meisten von allen bekam Trainer Armin Veh die Frankfurter Feierlust zu spüren. Kurz nach dem Spiel kriegte er die obligatorische Bierdusche ab. Danach wurde er von Torwart Oka Nikolov persönlich per Megaphon („Wir wollen den Trainer sehen“) vor die ausflippende Fankurve bestellt. Als Veh nach unzähligen Umarmungen und Gratulationen im Presseraum ankam, sagte er nur: „Ich habe gar keinen Bock auf eine Spielanalyse. Ich bin einfach nur glücklich, dass wir in die Europa League eingezogen sind. Wir haben eine tolle Saison gespielt - das ist heute die Krönung.“

Veh hätte es gar nicht extra erwähnen müssen, man sah es ihm auch an: „Ich bin platt“, sagte er. Das nervenaufreibende Spiel gegen Wolfsburg wird dieses Gefühl noch verstärkt haben, denn vor 51 500 Zuschauern in der Commerzbank-Arena lag die Eintracht schon nach 20 Minuten durch Tore von Jan Polak (8.) und Diego (19.) gegen die spielstarken Wolfsburger mit 0:2 zurück. Das war zunächst ein Schock.

Die Frankfurter konnten ihre Nervosität nur selten ablegen, die Aussicht auf die Rückkehr ins internationale Geschäft schien sie mehr zu hemmen als anzutreiben. Nach 35 Minuten entschied Schiedsrichter Felix Zwayer nach einem Foul an Takashi Inui auf Rot für Wolfsburgs Makoto Hasebe und Elfmeter für die Eintracht. Meier erzielte sein 16. Saisontor und sagte später: „Das war ein Wendepunkt. Mit einem Mann mehr kannst du immer ein Tor schießen.“

Es sagte viel über die Frankfurter Anspannung aus, dass dieses Tor erst in der letzten Minute und durch ein kurioses Eigentor von Ricardo Rodriguez nach einem Missverständnis mit Torwart Diego Benaglio fiel. Den Spielern und Fans der Eintracht war das aber egal, sie feierten danach ausgelassen noch im Stadion und später auf einer Bühne hinter der Haupttribüne. Auch VfL-Trainer Dieter Hecking meinte: „Glückwunsch an die Eintracht, sie hat eine tolle Saison gekrönt. Wir haben heute alles dafür getan, dass sie noch einmal ordentlich schwitzen mussten. Meine Mannschaft hat ein überragendes Spiel gezeigt, aber sie hätte dieses Spiel gewinnen müssen.“

Bei allem Jubel vergaßen die Frankfurter Verantwortlichen aber auch am Samstag nicht, nach vorn zu schauen. Sollte Bayern München das Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart gewinnen, muss die Eintracht nur eine Qualifikationsrunde zur Gruppenphase der Europa League bestreiten. Andernfalls wären es zwei. Die Vertragsverlängerung mit dem bereits seit 1994 zum Kader gehörenden Nikolov (38) verkündete der Verein bereits vor dem Spiel, um den Verbleib von Kapitän Pirmin Schwegler muss er aber bangen. Der Schweizer hat eine Ausstiegsklausel und wird vom VfL Wolfsburg und Schalke 04 umworben. „Wir haben es ihm heute wieder ein Stück schwerer gemacht, sich gegen uns zu entscheiden“, sagte Sportdirektor Bruno Hübner.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 55,6 - 44,4

Torschüsse: 11 - 14

gew. Zweikämpfe in %: 53,8 - 46,2

Fouls: 18 - 13

Ecken: 6 - 9

Quelle: optasports.com