Hoffenheim rettet sich in die Relegation

Dortmund (dpa) - Die Jubelschreie kamen dieses Mal aus der Kabine der Gäste nach dem 2:1 (0:1) bei Borussia Dortmund. Nach dem Hitchcock-Finale und dem Last-Minute-Sprung auf den Relegationsplatz ließen die Hoffenheimer Spieler ihrer Erleichterung freien Lauf.

„Das ist der Wahnsinn. So etwas habe ich noch nie erlebt“, meinte Angreifer Sven Schipplock. In der Nachspielzeit erlebten die Gäste vor 80 645 im ausverkauften westfälischen Fußball-Tempel innerhalb weniger Sekunden Himmel und Hölle. Völlig niedergeschlagen und verzweifelt warfen sich die meisten Hoffenheimer Spieler zu Boden, als Schiedsrichter Jochen Drees das vermeintliche 2:2 durch Marcel Schmelzer gegeben zu haben schien - es hätte den Abstieg der TSG bedeutet. Doch nur kurze Zeit später tanzten die Hoffenheimer Profis über den Rasen, nachdem der Unparteiische nach heftigen Protesten doch auf Abseits entschieden hatte - der Dorfclub aus dem Kraichgau darf nun noch hoffen.

„Das waren Emotionen pur. Wir dachten 2:2, scheiße“, gestand 1899-Coach Markus Gisdol. Erstmals seit dem 22. Spieltag verließen die Hoffenheimer wieder die direkten Abstiegsplätze und haben nun in zwei Spielen gegen den Zweitliga-Dritten 1. FC Kaiserslautern die Chance, eine völlig verkorkste Saison doch noch mit dem Klassenverbleib zu beenden. „Wir sind noch nicht fertig“, sagte Doppeltorschütze Sejad Salihovic, der nach dem frühen 0:1 durch Robert Lewandowski (6. Minute) mit seinen beiden verwandelten Foulelfmetern (77./82.) für das nicht mehr für möglich gehaltene Happy End gesorgt hatte. „Wir haben uns nur die Relegation erarbeitet, mehr nicht“, stimmte Gisdol seinem Matchwinner zu.

Frustriert und sauer verließen dagegen die Dortmunder den Ort, an dem es zum Ende der vergangenen beiden Spielzeiten jeweils meisterhafte Schampus-Duschen gegeben hatte. Die Generalprobe für das Champions-League-Finale gegen Bayern München in London am kommenden Samstag ging gründlich daneben. Die Stimmung im Lager des entthronten Titelverteidigers war dementsprechend schlecht, zumal sich Mats Hummels bei seinem verunglückten Abwehrversuch vor dem ersten Hoffenheimer Elfmeter auch noch verletzte und für das große Endspiel auszufallen droht. „Es wird eng, der Knöchel ist dick geworden“, meinte BVB-Coach Jürgen Klopp besorgt.

Dabei hatten die Dortmunder lange Zeit alles im Griff. Die Hoffenheimer machten zunächst nicht den Eindruck, als würden sie noch ernsthaft an die Rettung glauben. Fast körperlos traten sie auf, schon zur Pause hätte der BVB alles entscheiden können. Nach Flanke von Marcel Schmelzer wehrte 1899-Keeper Koen Casteels einen Kopfball von Jakub Blaszczykowski unglücklich ab. Den Abpraller nutzte Lewandowski aus kurzer Distanz zu seinem 24. Saisontreffer.

Der Rückstand nahm den Gästen die Zuversicht. Ohne große Mühe kontrollierte der BVB, der bis auf den verletzten Mario Götze in Bestbesetzung antrat, die Partie und erspielte sich weitere gute Möglichkeiten. Doch immer wieder fanden die Dortmunder in Casteels ihren Meister. „Koen hat überragend gehalten“, lobte Gisdol.

Auch nach Wiederanpfiff dominierte der Champions-League-Finalist zunächst das Geschehen. Einzig die dürftige Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig. Erst in der dramatischen Schlussphase wendete sich das Blatt zugunsten des Außenseiters. Nach Foul von Hummels an Kevin Volland entschied Drees auf Strafstoß, den Salihovic eiskalt verwandelte.

Fünf Minuten später verursachte BVB-Keeper Weidenfeller mit einer Notbremse den zweiten Strafstoß und sah zudem die Rote Karte. Im Duell mit dem ins Tor beorderten Kevin Großkreutz behielt Salihovic erneut die Nerven. Dann folgte die wohl dramatischste Schlussphase dieser Bundesliga-Saison, an deren Ende sich die Hoffenheimer in den Armen lagen.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 66,6 - 33,4

Torschüsse: 21 - 9

gew. Zweikämpfe in %: 53,5 - 46,5

Fouls: 13 - 20

Ecken: 3 - 0

Quelle: optasports.com