Hannover 96 stürzt Schalke mit 2:1-Sieg in die Krise

Hannover (dpa) - Schalke 04 und Trainer Jens Keller stehen bereits nach dem ersten Spieltag mächtig unter Druck. Fünf Tage nach der Pokalblamage in Dresden verpatzte der Champions-League-Teilnehmer mit einer 1:2 (0:0)-Niederlage bei Hannover 96 auch den Start in die Fußball-Bundesliga gründlich.

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Trotz einer 1:0-Führung standen die tief enttäuschten Schalker, die nächsten Samstag auf den Topfavoriten FC Bayern München treffen, nach dem Abpfiff mit leeren Händen und einem dicken Hals da.

„Ich werden den Teufel tun und jetzt den Trainer schlecht reden“, erklärte der frustrierte Weltmeister Benedikt Höwedes. Der Kapitän, der zumindest eine Stunde lang die Abwehr gut organisiert hatte, ging mit seinen Kollegen hart in Gericht. „Wir haben vorne zu egoistisch gespielt und zu wenig mannschaftsdienlich. Das ist für mich unerklärlich“, schimpfte Höwedes. „Ich bin extrem sauer. Es ist wahnsinnig ärgerlich, dass man ein Spiel, das man im Griff hat, durch zwei Konter verliert“, sagte Trainer Keller.

Auch Manager Horst Heldt war über den leichtfertig vergebenen Sieg wütend, sprach aber Keller das Vertrauen aus. „Bei uns wird keine Trainerdiskussion geführt“, stellte Heldt fest. „Eine Kette von Fehlern hat zu den Gegentoren geführt“, sagte der Ex-Profi zu den 96-Toren von Edgar Prib (67. Minute) und Rekord-Einkauf Joselu (70.) Vor diesem Doppelschlag hatte Torjäger Klaas-Jan Huntelaar (47.) die Schalker in Führung geschossen.

Bis zum Ausgleich wurde die Schalker Deckung kaum geprüft. Allerdings ging von der Offensive der Königsblauen ebenfalls kaum Gefahr aus. Höwedes und Julian Draxler standen erstmals nach dem WM-Triumph der DFB-Elf gemeinsam von Beginn an auf dem Platz, dennoch wirkte das Spiel der Gäste die meiste Zeit rat- und ideenlos.

Draxler agierte im offensiven Mittelfeld bis zu seiner Auswechslung hauptsächlich auf verlorenem Posten. Seine Klasse ließ er lediglich einmal aufblitzen, als er den Treffer von Huntelaar mit einem feinen Pass einleitete. Mit einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung war der Niederländer maßgeblich am Ausgleich der Gastgeber beteiligt, den Prib nach einem Alleingang des starken Leonardo Bittencourt erzielte. Schalkes Top-Star Kevin-Prince Boateng konnte den 96-Profi nicht stoppen. „Man hätte den ersten Konter durch ein taktisches Foul an der Mittellinie verhindern können“, sagte Trainer Keller.

Sein Kollege Tayfun Korkut sprach von einem „unheimlich zähen Spiel“ und war glücklich über den Erfolg seines neu formierten Teams. „Wir haben eine großen Umbruch in der Mannschaft. Da hilft jeder Sieg, um in Ruhe weiter arbeiten zu können“, sagte Korkut.

Auch ohne den verletzten Kapitän Lars Stindl bewies Hannover 96 große Moral und drehte vor 49 000 Zuschauern in der ausverkauften HDI-Arena ein fast schon verlorenes Match. Den meisten Beifall und das meiste Lob erhielt Siegtorschütze Joselu. „Wir wissen über seine Qualitäten Bescheid. Es war überragend, wie er gearbeitet hat“, sagte Bittencourt über den Fünf-Millionen-Mann, der schon einmal für Real Madrid gespielt hat.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 43,5 - 56,5

Torschüsse: 8 - 12

gew. Zweikämpfe in %: 52,4 - 47,6

Fouls: 12 - 15

Ecken: 2 - 4

Quelle: optasports.com