Steinhaus mit Bundesliga-Debüt Hertha gegen Werder wieder sieglos

Berlin (dpa) - Das größte Lob erhielt Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus.

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„Egal, ob Mann oder Frau, wichtig ist, dass der Schiedsrichter eine starke Persönlichkeit ist. Und das hat sie auf jeden Fall gezeigt“, sagte Thomas Delaney. Der Werder-Kapitän sorgte mit seinem Treffer in der 59. Minute für den Ausgleich und den 1:1-Endstand zwischen Hertha BSC und Werder Bremen.

Für die Berliner blieb es beim Bundesliga-Debüt von Steinhaus trotz der Führung von Neu-Torjäger Mathew Leckie (38.) dabei: Gegen Werder kann der Hauptstadt-Club einfach nicht gewinnen. Zuletzt hatte Hertha am 13. Dezember 2013 gegen Werder einen Sieg geholt (3:2), Pal Dardai gelang dies als Cheftrainer der Berliner überhaupt noch nicht.

„Uns hat das Quäntchen Glück gefehlt. Am Ende muss man sagen, dass das 1:1 gerecht ist. Ich kann damit leben. Solange wir punkten, ist alles okay“, sagte Dardai im TV-Sender Sky und bemängelte lediglich, dass die Akteure nach der Länderspielpause „in den ersten 20 Minuten keinen schönen Fußball“ gezeigt hätten. „Unter dem Strich ist das Ergebnis okay“, sagte Werder-Coach Alexander Nouri nach dem ersten Punkt seiner Mannschaft in der neuen Saison.

Hertha liegt mit vier Punkten auf Platz acht, Bremen verließ den letzten Platz und schob sich vor Leverkusen und Köln auf Rang 16. Mehr als das sportliche Geschehen interessierte jedoch der Auftritt der ersten Schiedsrichterin in der Geschichte der Fußball-Bundesliga.

Die 38 Jahre alte Polizeihauptkommissarin unterband erste Nickligkeiten rigoros, aber auch unaufgeregt. Bei einer der wenigen brenzligen Entscheidungen lag sie genau richtig, als sie vor dem Führungstor von Leckie auf Vorteil entschied. „Ich bin ehrlich gesprochen erleichtert, dass es um ist“, sagte Steinhaus. „Ich freue mich, wenn ab morgen die Normalität wieder Einzug hält.“

Für ihre unaufgeregte und souveräne Leistung erhielt Steinhaus nicht nur Lob von beiden beteiligten Teams, sondern auch vom Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes. „Das war ein gewisser historischer Moment“, sagte DFB-Chef Reinhard Grindel. „Man darf nicht vergessen, sie stand schon unter Druck. Und da so souverän die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist eine erstklassige Leistung“, sagte Grindel, der unter den 49 118 Zuschauern im Olympiastadion war.

„Ich habe schon vorher gesagt, dass es keine Rolle spielt, ob ein Mann oder eine Frau pfeift. Am Ende ist die Leistung entscheidend, und die war okay“, sagte Nouri. „Sie hat es gut gemacht, aber das ist auch keine große Überraschung“, lobte Hertha-Verteidiger Sebastian Langkamp. „Großer Respekt“, sagte Berlins Stürmer Vedad Ibisevic.

Mit dem Ergebnis konnten am Ende beide Mannschaften gut leben. Die Gäste suchten mit mutigem Pressing und geradlinigen Offensivaktionen ihr Glück. Die von Hertha-Trainer Dardai geforderte „Aggressivität, Dynamik und Gier“ dagegen war bei den Berlinern zunächst wenig zu sehen. Niklas Stark und Ibisevic sorgten mit Unaufmerksamkeiten für Bremer Eckbälle und damit Gefahr für das eigene Tor.

Doch Hertha-Keeper Rune Jarstein, der vor einer knappen Woche in Stuttgart als norwegischer Nationaltorwart noch sechs Tore gegen Deutschland kassiert hatte, verhinderte mit einer tollen Parade gegen Florian Kainz die Bremer Führung (4.). Als sich Fin Bartels bis zur Grundlinie durchsetzte und genau zurückpasste, schoss Delaney aus sieben Metern viel zu schwach und ungenau (22.).

Herthas Führung fiel praktisch ohne Vorankündigung. Ibisevic nutzte einen leichtfertigen Ballverlust von Robert Bauer, Steinhaus ließ nach einer foulverdächtigen Aktion von Milos Veljkovic an Vladimir Darida weiterspielen. Und der Australier Leckie schoss aus halbrechter Position zum 1:0 und seinem dritten Saisontor ein.

Die Führung gab der Hertha jedoch nicht die erhoffte Sicherheit für die zweite Halbzeit. Vor der ersten Europa-League-Begegnung seit fast acht Jahren am kommenden Donnerstag gegen Athletic Bilbao fehlte den Berlinern die Genauigkeit im Spiel nach vorne. Bremen verdiente sich den Ausgleich dank einer engagierten Mannschaftsleistung.

In der Schlussphase verstärkten die Gastgeber nochnmals ihre Offensivaktionen. Zweimal forderten die Berliner nach Aktionen gegen Valentin Stocker (74.) und Ibisevic (76.) Elfmeter, doch beide Male lag Steinhaus mit ihrer Entscheidung auf Weiterspielen richtig.