Europa winkt Hertha im Freudentaumel: 2:1 gegen Dortmund
Berlin (dpa) - Hertha BSC spielt - zumindest zu Hause - auf Augenhöhe mit den Großen der Bundesliga. Mit einem Sieg gegen den Champions-League-Viertelfinalisten Borussia Dortmund untermauerten die Berliner ihren Anspruch auf einen Platz im europäischen Wettbewerb eindrucksvoll.
Der Tabellenfünfte entschied am Samstag das hochklassige Topspiel mit 2:1 (1:0) für sich. Drei Tage nach dem bemerkenswerten 4:0 in Lissabon konnte der BVB auf Rang drei nicht von der Niederlage des Bayern-Verfolgers Leipzig profitieren.
Im mit 74 667 Zuschauern zum zweiten Mal in dieser Saison nach dem 1:1 gegen Bayern vor Monatsfrist ausverkauften Olympiastadion erzielten Salomon Kalou (11. Minute) und Marvin Plattenhardt (71.) die Berliner Tore. Bundesliga-Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang hatte für den BVB zum zwischenzeitlichen 1:1 getroffen (55.). Sein erstes Tor in Berlin war sein 22. Saisontreffer.
Hertha-Trainer Pal Dardai war rundherum zufrieden mit der vielleicht besten Saisonleistung seines Teams. „Gratulation an meine Mannschaft. Nach vier Minuten lief das Spiel, wie ich wollte. Auch wenn es ein wenig hochnäsig klingt: Wir haben auf Sieg gespielt“, sagte der Ungar. Sein Gegenüber Thomas Tuchel, der mit seinem Team bereits am Dienstag zur Pokal-Wiederholung in Lotte antritt, saß bei der Pressekonferenz wie in sich versunken und haderte: „Nach dem Ausgleich haben wir alles liegengelassen. Es fehlten Präzision, Effektivität und die Durchsetzungskraft in den Zweikämpfen. Es ist sehr schwer, bei Hertha zu gewinnen.“
Die Herthaner sind mit 31 Punkten aus zwölf Spielen die stärkste Heimmannschaft der Bundesliga. Gegen den BVB erwischten sie einen optimalen Start. Der auffälligste Hertha-Spieler war der Ivorer Kalou, der mit seinem sechsten Saisontreffer auch für die Führung nach perfekter Vorarbeit durch Vedad Ibisevic sorgte. In der 16. Minute musste Raphael Guerreiro in höchster Not nach einem Kalou-Schuss für den BVB auf der Torlinie retten. Nach gut 20 Minuten bekamen die Dortmunder das Spiel aber immer besser in den Griff.
Aubameyang vergab zwei Chancen. Marc Bartra scheiterte in der 39. Minute mit einem Kopfball an Hertha-Keeper Rune Jarstein, der kurz vor dem Wechsel noch eine gefährliche Flanke von André Schürrle entschärft hatte. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff verpasste der bestens aufgelegte Kalou die Möglichkeit zum 2:0 nach einer Flanke von Plattenhardt.
Nach dem Wechsel zeigten die Gastgeber, die in dieser Saison erst ein Heimspiel verloren haben, weiter eine überzeugende Vorstellung. Dabei scheiterten zunächst Genki Haraguchi und Per Skjelbred. Dann aber schienen die Gäste in der 55. Minute die Wende einzuleiten: Aubameyang, der beim glanzvollen 4:0 gegen Lissabon vor drei Tagen dreimal getroffen hatte, erzielte den Ausgleich. Kurz danach vergab Gonzalo Castro das mögliche 2:1 für Dortmund.
In der 66. Minute brachte Dardai nach dreimonatiger Verletzungspause Mitchell Weiser für Ibisevic. „Man hat gesehen, wie er uns hilft“, lobte ihn der Ungar. Kurz nach der Einwechselung stand das Stadion Kopf: Spezialist Plattenhardt zirkelte einen Freistoß aus 17 Metern zum 2:1 in den rechten Winkel. „Der Trainer hat mir unter der Woche im Training gesagt, dass ich mal wieder einen Freistoß auf die Torwartecke schießen soll“, berichtete er später. Diesmal - anders als beim Spiel gegen Bayern - verteidigte die Hertha in vier Minuten Nachspielzeit die drei Punkte.