Schlusslicht siegt 2:1 Darmstadt schockt 05er: Auch Mainz mitten im Abstiegskampf
Darmstadt (dpa) - Mitten in dem großen Darmstädter Jubel schlichen auch die Spieler von Mainz 05 zu ihren Fans.
Doch was sich dort im Gästeblock des Böllenfalltor-Stadions abspielte, passiert bei diesem meist fröhlichen und bodenständigen Club nur selten: Einige Anhänger beschimpften die Mannschaft und schickten sie wieder weg.
Der Tabellenletzte Darmstadt 98 lebt noch, Mainz 05 dagegen steckt jetzt auch mitten im Abstiegskampf. Das ist das Fazit des kleinen Rhein-Main-Derbys der Fußball-Bundesliga, das die Lilien verdient mit 2:1 (2:1) gewannen. „Wir haben erst 29 Punkte. Und jeder kann die Tabelle lesen. Wir sollten gewarnt sein. Wir sollten sehr, sehr wach sein“, sagte der Mainzer Sportdirektor Rouven Schröder.
Aytac Sulu (5.) per Kopfball und Sidney Sam (12.) per Foulelfmeter brachten die Lilien vor 17 400 Zuschauern schon früh in Führung. Die Mainzer kamen durch ihren Startelf-Debütanten Robin Quaison (45.+3) noch einmal heran, enttäuschten ansonsten aber in jeder Hinsicht. Auch eine halbstündige Überzahl nach der Gelb-Roten Karte für Darmstadts Mario Vrancic (59.) nutzten sie nicht. Am Ende musste auch noch 05-Verteidiger Stefan Bell mit Gelb-Rot vom Platz (90.).
„Das war eine Einstellungssache“, kritisierte der frühere Darmstädter und heutige Mainzer Danny Latza. „Fußball spielen können wir. Aber das heute ist schade. Das tut weh. Das darf nicht passieren.“
Beide Teams schauen nun am Sonntag auf das Spiel des Tabellen-16. Hamburger SV gegen Borussia Mönchengladbach. Die Mainzer müssen dabei hoffen, dass ihr Sechs-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsplatz nicht weiter schmilzt. Die Darmstädter aber würden selbst im Falle einer Niederlage des HSV noch immer acht Punkte hinter Rang 16 zurückliegen.
„Auf die Tabelle zu schauen, bringt nichts. Die sieht immer noch beschissen aus“, sagte Lilien-Trainer Torsten Frings. „Hier gibt sich keiner auf. Aber wir wissen auch, dass es eine unmögliche Situation ist. Wir haben jetzt noch zehn Spiele, von denen wir sieben oder acht gewinnen müssten. Und wir sind Darmstadt 98, wir gewinnen nicht mal eben sieben oder acht Spiele. Wir wissen, dass das ein Berg ist, der höher als der Mount Everest ist, den wir da besteigen müssen. Aber wir werden es versuchen.“
Immerhin stellte der Tabellenletzte auch diesmal unter Beweis, dass er sich unter Frings vor allem spielerisch enorm gesteigert hat. Der Außenseiter war von Beginn an deutlich präsenter und angriffslustiger als die Mainzer. Die Wintertransfers von Hamit Altintop und Sidney Sam sowie die Hereinnahme von Mario Vrancic im offensiven Mittelfeld erwiesen sich erneut als Gewinn.
„Es war wichtig, dass wir es nach den vielen guten Spielen in den letzten Wochen endlich auch mal geschafft haben, zu gewinnen. Wir haben uns diesen Sieg verdient“, meinte Frings.
Passend zur Tabellensituation und zu ihrer engagierten Leistung trugen die Lilien am Samstag ein Sondertrikot mit dem Slogan „Du musst kämpfen“. Das sollte an den vor einem Jahr verstorbenen Darmstadt-Fan Jonathan Heimes erinnern. Der schwer an Krebs erkrankte Sportler hatte die Mannschaft bei ihrem Durchmarsch von der dritten in die erste Liga motiviert und begleitet, nach ihm ist mittlerweile sogar das Stadion am Böllenfalltor benannt.
Auch der Mainzer Trainer Martin Schmidt erkannte an: „Der Gegner war heute besser als wir. An ihm können wir uns ein Vorbild nehmen in Sachen Leistungsbereitschaft.“ Auch der Schweizer macht sich keine Illusionen. „Die Tabelle ist uns schon länger bekannt. Für uns ging es immer nur um den Klassenerhalt“, sagte er.