Hoffenheim mit 5:0-Rekordsieg - Herthas Heimdebakel

Berlin (dpa) - Während die Hoffenheimer Spieler mit rund 300 mitgereisten Fans ihren Bundesliga-Rekordsieg feierten, regierte bei Hertha BSC nach der 0:5 (0:3)-Demontage nur noch der Frust.

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Torwart Thomas Kraft stapfte bedient vom Rasen des Olympiastadions, seine Kollegen verharrten minutenlang auf dem Platz, die Berliner Fans reagierten mit Schweigen und Pfiffen. „0:5 zu Hause ist ein Debakel. Das darf nie und nimmer passieren“, klagte Stürmer Julian Schieber nach der höchsten Saisonpleite der Hertha zum Abschluss der Hinrunde. „Wir haben ganz einfache Fehler gemacht und haben das gute Gefühl aus den letzten beiden Spielen über den Haufen geworfen. Das wird eine heiße Rückrunde.“

Trainer Jos Luhukay räumte ein, dass er an der Blamage vom Sonntag zu knabbern haben wird. „Das ist auch für mich nicht das glücklichste Weihnachtsfest“, bekannte der Niederländer und muss während der Pause angesichts des bevorstehenden Abstiegskampfes schleunigst die richtigen Schlüsse ziehen. Mit 18 Punkten trennt sein Team nur ein Zähler von der Gefahrenzone, die Tordifferenz verschlechterte sich. Hertha verlor in der Liga nur zweimal höher im eigenen Stadion als am Sonntag. In der Saison 2011/2012 gegen Bayern München und 1979/1980 gegen den Hamburger SV setzte es im Olympiastadion jeweils ein 0:6.

„Wir haben früh leichte Fehler gemacht und wurden extrem bestraft“, sagte Verteidiger Jens Hegeler. Sein Nebenmann John-Anthony Brooks war in der ersten Hälfte die tragische Figur. Erst drückte der zuletzt hochgelobte US-Nationalspieler eine Flanke von Kevin Volland ins eigene Netz (23.), zwei Minuten später verschuldete er einen Foulelfmeter, den Sejad Salihovic verwandelte (26.). Der Ex-Herthaner machte nach einem diesmal höchst umstrittenen Elfmeterpfiff früh alles klar (39.). Sven Schipplock (74.) und Sebastian Rudy (84.) sorgten für den ersten Auswärtssieg der TSG seit drei Monaten. Hoffenheim rückte durch den Rekordsieg auf Rang sieben an die Europa-League-Plätze heran.

Die Hoffenheimer strahlten angesichts ihrer nun 26 Punkte, das sind acht mehr als nach der Vorrunde der vorigen Saison. „Wir waren heute auch noch mal voll da, das war das Entscheidende. Im Kalenderjahr 2014 heißt das 52 Punkte - das ist schon ein dickes Brett“, rechnete Trainer Markus Gisdol vor. „Jetzt kann man schon von einer guten Vorrunde sprechen“, fügte Kapitän Andreas Beck hinzu.

Die auswärts zuvor nur am 20. September in Stuttgart siegreichen Hoffenheimer agierten diszipliniert, unaufgeregt und zogen durch direkte Ballpassagen immer wieder das Tempo an. Ein steter Unruheherd in der Offensive war Kevin Volland. Statt mit Wut im Bauch nach dem 4:4 in Frankfurt präsentierten sich die Gastgeber noch immer angeschlagen nach den beiden späten Gegentoren am Mittwoch.

Als Torwart Thomas Kraft an einem Eckball von Salihovic vorbeiflog, blockte die Hertha-Abwehr einen Schuss von Volland noch knapp vor der Torlinie (15.). Eine Flanke des Nationalspielers von der linken Seite verlängerte Brooks dann aber in die Maschen.

Für den WM-Teilnehmer kam es noch schlimmer, als ihm im Strafraum der Ball wegsprang und er statt der Kugel nur Hoffenheims Stürmer Schipplock traf. Der als einer von drei neuen Akteuren ins Gäste-Team gerückte Salihovic schoss den Elfmeter locker ein und zeigte auch keine Nerven, als Schiedsrichter Peter Sippel nach einem angeblichen Foul von Schulz am wegrutschenden Beck wieder auf Strafstoß entschied. „Elfmeter ist ja nicht so schwer“, meinte Salihovic.

Vor 39 604 Zuschauern im Olympiastadion hätten die Blau-Weißen in der 54. Minute noch einmal Hoffnung schüren können, doch Änis Ben-Hatira drückte eine Eingabe von Schulz neben den Kasten. Kurz nachdem Luhukay mit den Einwechslungen des zuletzt unzufriedenen Salomon Kalou und Sandro Wagner alles riskierte, liefen die Berliner in den Konter zum 0:4, Rudy verschlimmerte den Hertha-Abend sogar noch.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 43,8 - 56,2

Torschüsse: 8 - 15

gew. Zweikämpfe in %: 44,6 - 55,4

Fouls: 17 - 17

Ecken: 2 - 9

Quelle: optasports.com