HSV gelingt Befreiungsschlag gegen Leverkusen
Hamburg (dpa) - Als der Heimfluch in der Fußball-Bundesliga nach 211 Tagen beendet war, feierten die Spieler des Hamburger SV ausgiebig mit ihren Fans.
Die Norddeutschen gewannen beim 1:0 (1:0) gegen Bayer Leverkusen erstmals seit dem 4. April vor heimischem Publikum und setzten sich dank des Befreiungsschlages ein wenig vom Tabellenende ab. Rafael van der Vaart (26.) erzielte in einem von beiden Seiten aggressiv geführten Spiel per Foulelfmeter den Siegtreffer. „Das war ein sehr spezielles Spiel, sehr hitzig, das hatte wenig mit Fußball zu tun“, sagte Bayer-Coach Roger Schmidt, der sich beklagte, dass die taktischen Fouls nicht geahndet wurden.
Der frühere HSV-Star Hakan Calhanoglu wurde schon bei der Vorstellung mit einem gellenden Pfeifkonzert begrüßt, bei seinem ersten Freistoß nach drei Minuten war der Lärm ohrenbetäubend. Der 20-Jährige, der nach seinem Wechsel-Theater in der Hansestadt in Ungnade gefallen ist, biss trotz einer Fersenblessur aus dem Pokalspiel in Magdeburg auf die Zähne. „Hakan hat das bemerkenswert gemacht“, meinte Schmidt.
HSV-Legende Uwe Seeler plädierte derweil für ein Ende der Debatte um Calhanoglu. „Man sollte so einem jungen Menschen auch mal verzeihen“, sagte er beim Pay-TV-Sender Sky vor der Partie. „Wir sind alle Sportler, das soll man schnell vergessen. Bei Bayer Leverkusen spielt er Champions League, das ist auch nicht unwesentlich für seine Entwicklung.“
Seeler-Enkel Levin Öztunali saß bei Leverkusen nur auf der Bank. Drei Neue nahm Schmidt nach dem Zitter-Erfolg in Magdeburg herein: Für Roberto Hilbert, Tin Jedvaj (Rotsperre) und Josip Drmic durften Giulio Donati, Wendell und Karim Bellarabi ran.
HSV-Coach Josef Zinnbauer überraschte mit der Aufstellung von Kapitän van der Vaart und Lewis Holtby und der Umstellung auf die Raute. So harmonierten die beiden Spielmacher besser als zuletzt. Tolgay Arslan, Zoltan Stieber und Ashton Götz rotierten aus der Mannschaft, weil auch Dennis Diekmeier und Valon Behrami wieder fit waren. Gegen den FC Bayern am Mittwoch (1:3) wurden die Zwei noch geschont.
Von Beginn an gingen beide Teams verbissen in die Zweikämpfe, Torgelegenheiten sprangen aber nicht heraus. Schiedsrichter Florian Meyer musste mehrfach schlichten und die Parteien beruhigen. Ein gewagtes Herauslaufen und Foulspiel von Bayer-Schlussmann Bernd Leno an Marcell Jansen führte zum Elfmeter. Van der Vaart verwandelte routiniert. Zwingende Chancen gab es danach nicht, auch wenn der HSV drückte.
Für Aufregung sorgte vor der Pause vor 52 990 Zuschauern eine Aktion von HSV-Keeper Jaroslav Drobny, der kurz hinter der Strafraumgrenze den Ball aufnahm. Beim anschließenden Freistoß wurde Calhanoglu mit Gegenständen aus der Kurve beworfen, danach foulte Donati Jansen und löste eine Rudelbildung aus. Das gesamte Schiedsrichterteam musste schlichten. Erst in der Halbzeit beruhigten sich die Gemüter wieder.
In der zweiten Hälfte hatte Donati (54.) nach Calhanoglu-Ecke die Möglichkeit zum Ausgleich, der Schuss ging aber über das Gehäuse. Der Deutsch-Türke fiel nur durch Standards auf und wurde von seinen Mitspielern nur selten als Anspielstation gesucht. In der Schlussminute traf Karim Bellarabi das Torgestänge und verpasste damit den Ausgleich für Leverkusen (90.+4). „Wir haben viel Glück gehabt, dass der Innenpfosten uns gerettet hat“, meinte der erleichterte Zinnbauer.
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 41,9 - 58,1
Torschüsse: 5 - 10
gew. Zweikämpfe in %: 50,8 - 49,2
Fouls: 29 - 25
Ecken: 1 - 3
Quelle: optasports.com