Doppelpack Terodde HSV verliert Kellerduell - Todt vermeidet Gisdol-Bekenntnis
Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV stürzt ungebremst weiter in Richtung Zweitklassigkeit - und selbst der Sportchef vermied nach der vierten Niederlage in Serie ein klares Bekenntnis zu Trainer Markus Gisdol.
„Ich kann das nicht ausschließen“, antwortete Todt auf die Frage, ob der Coach nach dem 0:2 (0:1) gegen das Schlusslicht 1. FC Köln nun gehen muss. „Das ist ein extrem bitterer Tag für uns, das tut wahnsinnig weh“, bekannte der Sportchef, „ich habe aber eine Mannschaft gesehen, die sich gewehrt hat und die alles versucht hat.“
Auch Gisdol wirkte im Sky-Interview niedergeschlagen. „Wir kriegen den Ball nicht über die Linie - wir kriegen das Tor nicht hin“, sagte der Trainer. „Wir müssen gucken, dass wir uns schnell aufrichten!“, meinte Gisdol. Auf die Frage, ob er auch in der kommenden Woche noch HSV-Coach ist, antwortete er nur: „Ich hoffe es.“
Beide Tore für die cleveren Gäste schoss vor 52.647 Zuschauern im nicht ausverkauften Volksparkstadion Kölns Neuerwerbung Simon Terodde (27. und 67. Minute). Nach zwei Partien hat der vom VfB Stuttgart geholte Mittelstürmer für den FC bereits drei Tore erzielt. „Wir haben das ganze Spiel über gut verteidigt, uns in alles reingeschmissen - und zum Glück am Ende drei Punkte geholt“, sagte der Matchwinner überglücklich. „Ich denke, ganz Köln darf heute auch mal feiern. Wir müssen den Sieg genießen“, meinte Terodde.
Während die vor nicht allzu langer Zeit abgeschlagenen Kölner bis auf drei Zähler an den HSV herangerückt sind und mit dem Gewinn von neun Punkten in drei Spielen Hoffnung im Kampf um den Klassenverbleib schöpften, versinkt der HSV in Trostlosigkeit.
Es war das sechste sieglose Spiel der Hanseaten in Serie. Nach zwölf Saisonniederlagen und lediglich 15 Punkten in 19 Spielen kann Trainer Markus Gisdol nur wenige Argumente für seine Weiterbeschäftigung vorweisen. Die Zweifel am HSV-Trainer, der die Partie als „gefühlt 25. Endspiel“ beschrieb, wachsen auch im Vorstand. Der Retter von 2017 wackelt bedenklich. Vom ewigen Abstiegskampf der Hamburger ist selbst Idol Uwe Seeler genervt. „Es nimmt mich sehr mit, dass der HSV nichts auf die Beine gestellt bekommt“, klagte der 81-Jährige.
Ganz anders ist die Stimmung bei den Kölnern, die sich im Aufbruch befinden. Ihr Rückstand auf den Relegationsrang beträgt nur noch vier Punkte. Mit dem ersten Auswärtssieg der Saison und der kleinen Erfolgsserie schüren sie die jüngst ausgebrochene Euphorie und wahren die Hoffnung auf eine wundersame Rettung vor dem Abstieg.
Der HSV hatte zwar einen starken Beginn mit wuchtigen Angriffen und drei Torchancen in der ersten Viertelstunde durch André Hahn (1.) und Filip Kostic (3./12.), scheiterte aber an Kölns Torhüter Timo Horn. Zudem hatten die Platzherren Glück, dass Julian Pollersbeck dem durchgebrochenen Yuya Osaka den Ball in allerletzter Sekunde vom Fuß pflücken konnte (11.). Bei einer Kölner Ecke war die HSV-Abwehr aber nicht im Bilde: Osako verlängerte den Ball per Kopf, und Terodde spitzelte ihn aus Nahdistanz durch die Beine des auf der Linie stehenden Kostic zur Kölner Führung ins Tor.
Danach begann das bekannte Hamburger Leiden. Die Gastgeber verloren an Mut, Entschlossenheit und Energie. Liegen sie erst mal hinten, verlieren sie auch. Das war zum zwölften Mal so in dieser Saison. Köln wurde stärker und erzwang mindestens Gleichwertigkeit. Der Hamburger Aufbruch in der ersten Halbzeit war beendet. Nach dem Seitenwechsel kämpfte das Team, spieltechnisch lief aber nur wenig zusammen. Das 0:2 leitete die Gäste per Konter ein. Milos Jojic hob den Ball gekonnt auf Terodde, der nahm gekonnt an und tunnelte den herausstürzenden Pollersbeck. Es folgte Entsetzen im Stadion.
Die Kölner bestätigten ihren Aufschwung der vergangenen Wochen. Rund 4000 erwartungs- und stimmgewaltige Fans waren ihrer Mannschaft ins Volksparkstadion gefolgt. Sie sahen ein engagiertes, äußerst motiviertes Team, das tatsächlich noch an die Rettung glaubt.
Die bislang blasse Offensive der Hamburger brachte erneut den Ball nichts ins Tor. Mit lediglich 15 Toren in 19 Spielen ist der Angriff des HSV nicht erstligatauglich. Der erfolglose Bobby Wood, der in dieser Saison seinen einzigen Treffer vor fünf Monaten im Hinspiel gegen Köln erzielte, blieb diesmal zunächst draußen. Für ihn spielte Rechtsaußen André Hahn Mittelstürmer.
Der große Hoffnungsträger des HSV fehlte erneut: Der 18-jährige Fiete Arp war wie schon zum Rückrundenstart vor einer Woche wegen eines grippalen Infekts ausgefallen. Doch auch er hätte wohl das Elend der Hamburger nicht verhindern können.