Keine Rückendeckung für van Gaal nach 1:3 bei 96
Hannover (dpa) - Die Führung des FC Bayern eilte nach der erneuten Niederlage sofort in die Kabine. Noch vor den Spielern waren die Granden um Präsident Uli Hoeneß nach dem 1:3 (0:1) bei Hannover 96 in den Katakomben verschwunden - Rückendeckung erhielt Trainer Louis van Gaal von beiden nicht.
„So etwas sollte mann nicht aus der Emotion heraus, sondern rational entscheiden“, sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, während Hoeneß nur einen vielsagenden Satz von sich gab: „Man muss handeln und nicht reden.“
Er wolle noch ein Nacht darüber schlafen, sagte Rummenigge noch und bezeichnete die erneute Niederlage als „absoluten Tiefpunkt der Saison“. Er sei „angeschlagen, daraus mache ich keinen Hehl“. Klar ist auch so: Für Trainer van Gaal wird es eng, denn der Rekordmeister kassierte die dritte Niederlage innerhalb von acht Tagen.
Die Bayern liegen dadurch in der Tabelle der Fußball-Bundesliga bereits fünf Punkte hinter dem Überraschungsteam aus Niedersachsen zurück und können die Qualifikation für die Champions League nicht mehr aus eigener Kraft schaffen. Van Gaal muss auf eine Entscheidung warten und kommentierte seine Situation so: „Ich habe immer Rückendeckung von meinem Vorstand bekommen und sie entscheiden, ob sie diese Rückendeckung noch geben oder nicht, ich nicht.“
Das Spiel sprach indes nicht für ihn. Vor 49 000 Zuschauern in der ausverkauften AWD-Arena schossen Mohammed Abdellaoue (16.), Konstantin Rausch (51.) und Sergio Pinto (62.) die Tore zum völlig verdienten Sieg für 96. Für die Bayern, die zudem Breno nach einer Unsportlichkeit (73.) durch die Rote Karte verloren, traf lediglich Arjen Robben (55.). „Es ist ein ganz toller Augenblick, weil es ja auch ein Spiel war, in dem es tabellarisch um etwas ging“, schwärmte 96-Coach Mirko Slomka.
Beim „Endspiel in Hannover“ agierte die Mannschaft des unter Druck geratenen Bayern-Trainers erschreckend schwach und hätte schon zur Halbzeit deutlicher hinten liegen müssen. Ohne den gesperrten Bastian Schweinsteiger und den kurzfristig erkrankten Luis Gustavo zeigten die Gäste eine einfallslose Vorstellung mit den wieder deutlich zutage tretenden Schwächen in der Abwehrarbeit und im Spielaufbau.
Die Defensive der Münchner mit dem ins Mittelfeld vorgerückten Danijel Pranjic und dem links verteidigenden Holger Badstuber wirkte völlig verunsichert und in vielen Szenen überfordert. Schon vor dem 96-Führungstreffer durch Abdellaoue, der einen Pass von Rausch nutzte, wackelte die Bayern-Abwehr. Danach wurde es noch schlimmer: Unbedrängt traf Rausch im Anschluss an eine Ecke.
War Bayern-Keeper Thomas Kraft an den ersten beiden Gegentreffern schuldlos, sah er beim Tor von Pinto ganz schlecht aus. „Ich war maßgeblich an der Niederlage beteiligt“, gestand der Keeper. Der kurze Aufschwung nach dem Anschlusstreffer von Robben war schnell vorbei.
Hannover setzte auf die bewährte Taktik und brachte den Gast damit immer wieder in Verlegenheit. Das Fehlen von Didier Ya Konan, dem besten 96-Torschützen, machte sich überhaupt nicht bemerkbar. Die Hannoveraner zeigten bei ihren schnellen und präzisen Kontern immer wieder die Schwächen der Münchner auf. Zu langsam und zu behäbig agierten die Bayern-Verteidiger, um höheren Ansprüchen zu genügen.