Luft für Eintracht-Coach Veh wird dünner
Frankfurt/Main (dpa) - Armin Veh hatte es eilig. Nach dem enttäuschenden 1:1 (0:1) gegen den FC Ingolstadt, dem siebten Spiel in Serie ohne Sieg, gab der Trainer von Eintracht Frankfurt nur drei kurze Antworten in der Pressekonferenz.
Dann rauschte er davon.
Es könnte der letzte Abgang des 55-Jährigen als Coach der Hessen gewesen sein. Denn die Luft für Veh wird angesichts der sportlichen Talfahrt immer dünner. „Ich weiß es nicht, keine Ahnung“, entgegnete Veh sichtlich angeschlagen auf die Frage nach seiner Zukunft. „Darauf möchte ich nicht antworten“, sagte er zu den „Armin raus“-Rufen der Fans.
Antworten gab es indes auch von den Verantwortlichen der Eintracht keine, das Remis gegen den Aufsteiger hatte allen Beteiligten deutlich aufs Gemüt geschlagen. Der erhoffte Befreiungsschlag war wieder einmal ausgeblieben. Vorstandsboss Heribert Bruchhagen, der im Endeffekt über die Zukunft von Veh entscheidet, stellte sich dieses Mal nicht den Fragen der Journalisten. Im Bauch der Arena warteten alle vergeblich auf den für die sportliche Ausrichtung maßgeblichen Mann.
Sportdirektor Bruno Hübner, wegen seiner verfehlten Einkaufspolitik längst selbst nicht mehr unumstritten, vermiet ein klares Bekenntnis zu seinem Coach. „Die Reaktion im Stadion ist natürlich kontraproduktiv“, sagte Hübner. „Wir müssen das jetzt erst einmal sacken lassen und entscheiden dann“, meinte Hübner. „Der Punkt ist natürlich zu wenig, wir treten auf der Stelle.“
Mit 24 Punkten liegen die Frankfurter weiter auf dem Relegationsplatz 16. Weil Hoffenheim in Stuttgart mit 1:5 unterging, beträgt der Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz nach wie vor drei Zähler. Doch das war auch das einzig Positive an diesem tristen März-Tag. „Ich sage gar nichts“, meinte Finanzvorstand Axel Hellmann. Die Miene des einflussreichen Funktionärs verriet aber deutlich, dass er die Zeit für einen Wechsel auf der Trainerbank gekommen sieht.
Doch letztendlich liegt es an Bruchhagen, wie es mit Veh weitergeht. Der 67-Jährige, der zum Saisonende ausscheidet, muss nun für sich klären, ob er in seinen letzten Monaten am Main noch einmal einen Trainerrauswurf moderieren will. Bruchhagen gilt als jemand, der seine Übungsleiter nicht leichtfertig wechselt und ihnen so lange wie möglich das Vertrauen schenkt. Die Frage ist, ob er noch daran glaubt, dass Veh die Wende schafft.
In der Mannschaft scheint der Coach noch Rückhalt zu genießen. „Es gibt keinen Spieler, der mit dem Trainer unzufrieden ist“, sagte Ersatz-Kapitän Marco Russ. Er hoffe, dass der Vorstand in die Mannschaft reinhöre, sagte Russ und erinnerte an die letzte Abstiegssaison der Hessen. 2011 trennten sich die Frankfurter von Michael Skibbe „und wir sind trotzdem sang- und klanglos abgestiegen“, sagte Russ. Damals mit dem neuen Coach Christoph Daum.
Gegen Ingolstadt zeigte die Eintracht zumindest kämpferisch eine ansprechende Leistung. Nach dem frühen 0:1 durch einen von Moritz Hartmann verwandelten Handelfmeter (8. Minute) gelang Russ in der 69. Minute der Ausgleich. Doch auch nach der Gelb-Roten Karte für den Ingolstädter Pascal Groß (74.) reichte es für die Gastgeber nicht mehr zum Siegtreffer. Und das, obwohl der Aufsteiger eines seiner schwächeren Spiele in dieser Saison zeigte. „21 Torschüsse haben wir glaube ich noch nie zugelassen“, sagte FCI-Coach Ralph Hasenhüttl. „Aber wir haben den Abstand gewahrt, das war wichtig.“
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 64,2 - 35,8
Torschüsse: 21 - 12
gew. Zweikämpfe in %: 51 - 49
Fouls: 20 - 23
Ecken: 8 - 2
Quelle: optasports.com